Netzagenturchef optimistisch Erneuerbare könnten Strombedarf wohl zu 100 Prozent decken
Bereits mehr als 50 Prozent des Stroms in Deutschland werden aus Erneuerbaren Energien produziert. Laut Netzagenturchef Klaus Müller wären auch 100 Prozent möglich.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält es für möglich, dass Deutschland seinen Energiebedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien deckt. "Im vergangenen Jahr haben wir erstmals über 50 Prozent Strom aus Erneuerbaren produziert. Das ist ein guter Ansporn, die Anstrengungen fortzusetzen", sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut einem Vorabbericht. Bis 2030 wolle die Bundesnetzagentur 80 Prozent erreichen. "Auch 100 Prozent halte ich für möglich."
Dafür müsse jedoch der Windausbau beschleunigt werden. Vor allem in den südlichen Bundesländern komme der Ausbau der Windkraft nicht schnell genug voran. "Wir brauchen mehr Tempo in den Genehmigungsbehörden der Länder. Es geht um mehr Personal und weniger Bürokratie – auch bei Windparks in Wäldern und anderen geschützten Gebieten."
Ausbau Erneuerbarer geht weiter voran
Bereits am Freitag hatte die Bundesnetzagentur Zahlen zum Ausbau der Erneuerbaren veröffentlicht: Demnach stieg die installierte Leistung um 17 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von knapp 170 Gigawatt. Das entspricht im Jahresvergleich einem Zuwachs um zwölf Prozent.
Der Behörde zufolge lag das vor allem am Ausbau der Solarenergie, hier verdoppelte sich der Zubau mit 14,1 Gigawatt im Vergleich zum Vorjahr nahezu. In Bayern wurde demnach 2023 mit 3,5 Gigawatt die meiste Solarleistung installiert. Die Netzagentur sprach außerdem von einem "Boom an Balkonanlagen". Sie registrierte im vergangenen Jahr rund 260.000 solcher Anlagen im Marktstammdatenregister, rund dreimal so viele wie im Vorjahr.
"Beim Wind an Land sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen"
Der Zubau bei der Windleistung an Land betrug 2,9 Gigawatt. Außerdem ergingen rund 80 Prozent mehr Genehmigungen für Windenergieanlagen an Land als im Vorjahr, sie wurden für rund acht Gigawatt ausgesprochen und sollen in den kommenden Jahren realisiert werden. "Beim Wind an Land sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen", erklärte Behördenchef Klaus Müller. Der Zunahme der Genehmigungen stimme ihn aber optimistisch.
In Deutschland werde es immer Dunkelflauten ohne Wind und Sonne geben. Das mache neue Gaskraftwerke erforderlich. Müller rief die Bundesregierung dazu auf, zeitnah die geplante Kraftwerksstrategie vorzulegen. "Die Energieversorger warten dringend darauf, um die Gaskraftwerke, die langfristig dann auf Wasserstoff umgestellt werden sollen, bis 2030 fertigstellen zu können", sagte er dem Vorabbericht zufolge.
- Nachrichtenagentur Reuters