Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großes Bundesland-Verdienst-Gefälle Hier verdienen die Deutschen am schlechtesten
Die Gehälter in Deutschland sind sehr unterschiedlich verteilt. Eine aktuelle Auswertung zeigt, wo die Menschen besonders viel und wo sie besonders wenig verdienen.
Die Deutschen haben im Jahr 2023 besser verdient als im Vorjahr. Im Schnitt reicht dieser Anstieg aber nicht aus, um die gestiegenen Kosten des Jahres auszugleichen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung Hunderttausender Gehaltsdaten der Bewertungsplattform Kununu hervor, die t-online exklusiv vorliegt.
Demnach stieg das Durchschnittsgehalt der Deutschen von 48.538 Euro im Jahr 2022 um 1,4 Prozent auf 49.214 Euro im Jahr 2023. Gleichzeitig lag die Teuerungsrate in Deutschland zuletzt bei 3,2 Prozent im November 2023, in den Vormonaten war sie teils sogar noch höher ausgefallen.
Die Auswertung zeigt darüber hinaus aber auch, dass je nach Wohnort, Branche und Berufserfahrung deutliche Unterschiede herrschen – und dass Geld allein nicht glücklicher macht.
Methodik
Die Bewertungsplattform Kununu hat für ihren Gehaltscheck 835.000 Gehaltsdaten ausgewertet, davon 625.000 aus dem Jahr 2023. Einbezogen wurden die Angaben zu Bruttojahresgehältern von Vollzeitbeschäftigten. Einfache Ausreißer, die außerhalb eines vordefinierten Gehaltsbandes lagen, wurden aussortiert und erst bei Bestätigung durch weitere Fälle wieder in die Berechnung aufgenommen.
Besonders hohe Gehälter in Hessen
Die höchsten Durchschnittsgehälter werden dabei in Hessen gezahlt. Das war auch schon im vergangenen Jahr der Fall. Seitdem ist das Durchschnittsgehalt dort noch einmal um 657 Euro auf 53.952 Euro gestiegen.
Das wenigste Geld verdienten im Jahr 2023 dagegen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. Dort lag das durchschnittliche Jahresgehalt bei 39.630 Euro. Hier sind die Löhne im Schnitt um 1.444 Euro höher als im vergangenen Jahr.
Doch nicht in allen Bundesländern ist das Durchschnittsgehalt gestiegen. In Brandenburg lag der Wert um 31 Euro niedriger als noch im Vorjahr.
Embed
Diese Jobs bringen das meiste Geld
Der entscheidendste Faktor für ein gutes Gehalt ist der gewählte Beruf. Besonders gute Gehälter winken dabei in diesen zehn Berufen:
- Chefarzt: 180.520 Euro
- Partner in einem Unternehmen: 159.021 Euro
- Vorstand: 138.783 Euro
- Finanzvorstand: 130.902 Euro
- Oberarzt: 130.065 Euro
- Facharzt: 103.495 Euro
- Kaufmännischer Leiter: 97.478 Euro
- Werksleiter: 97.094 Euro
- Abteilungsleiter: 87.826 Euro
- Pilot: 86.413 Euro
Wer allerdings bereits zu Beginn seiner Karriere besonders gut verdienen will, ist in anderen Berufen besser aufgehoben. Denn zu diesem Zeitpunkt verdienen vor allem Entwicklungsingenieure (57.274 Euro), Ingenieure (53.196 Euro) und Berater (50.379 Euro) besonders gut.
Diese Faktoren beeinflussen das Gehalt
Innerhalb der Branchen geben verschiedene Faktoren den Ausschlag: Erfahrung, Personalverantwortung, aber auch der Firmenstandort und die Größe des Unternehmens haben Einfluss auf die Höhe des Gehalts.
So verdienen Berufseinsteiger mit null bis drei Jahren Berufserfahrung in der Bankenbranche im Schnitt 43.327 Euro brutto. Mit sechs bis zehn Jahren Erfahrung in der Branche steigen die Gehälter im Schnitt um 43 Prozent auf 61.926 Euro an. Ähnliche Gehaltsanstiege verzeichnet die Versicherungsbranche (ebenfalls 43 Prozent) und im Bereich Internet (41 Prozent).
Im Schnitt steigen die Gehälter von 40.823 Euro zum Berufseinstieg auf 46.910 Euro mit drei bis sechs Jahren Berufserfahrung. Mit sechs bis zehn Jahren Erfahrung liegt das durchschnittliche Gehalt über alle Branchen hinweg bei 51.327 Euro und mit mehr als zehn Jahren Erfahrung liegt das Jahresbrutto bei 57.791 Euro.
Personalführung zahlt sich am deutlichsten in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung aus. Während Personen in dieser Branche ohne Personalverantwortung im Schnitt 47.851 Euro brutto verdienen, gehen diejenigen mit Personalverantwortung mit 80 Prozent mehr Geld nach Hause. Sie verdienen im Schnitt 86.322 Euro. So hoch fällt der Unterschied in keiner anderen Branche aus. Bei Versicherungen führt Personalverantwortung zu einem durchschnittlichen Gehaltsunterschied von 49 Prozent, im Marketing und in der Werbung zu 47 Prozent und im Bankenwesen zu 45 Prozent. Über alle Branchen hinweg liegt der Gehaltsunterschied zwischen Personen mit und ohne Personalverantwortung bei 28 Prozent.
Geschlecht hat Einfluss auf Gehalt
Über alle Branchen hinweg spielt das Geschlecht weiterhin eine Rolle bei den Einkommensverhältnissen. Während das Durchschnittsgehalt für Frauen im Jahr 2022 bei 43.436 Euro lag und im Jahr 2023 auf 44.425 Euro stieg, lag das Durchschnittsgehalt für Männer deutlich höher. Im Jahr 2022 verdienten sie im Schnitt 51.651 Euro und im Jahr 2023 dann 52.254 Euro. Damit lag deren Durchschnittsgehalt im Jahr 2023 um 7.829 Euro höher.
Warum Frauen weniger verdienen, hat eine Vielzahl an Gründen. Einer zeigt sich auch in der Auswertung: Frauen haben deutlich seltener eine Führungsposition inne als Männer. Bei den vorliegenden Daten waren 28,8 Prozent der Führungskräfte weiblich und 71,2 Prozent männlich.
Höheres Gehalt führt nicht zu höherer Zufriedenheit
Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist eine Binsenweisheit. Aber die Zahlen von Kununu zeigen, dass darin auch ein gewisser Wahrheitsgehalt steckt.
Embed
In München werden die höchsten Gehälter gezahlt. Damit sind 53,8 Prozent der Menschen zufrieden. In Bielefeld liegt das durchschnittliche Jahresbrutto hingegen mit 48.565 Euro um 9.599 Euro niedriger als in München, dennoch bewerteten hier 58,9 Prozent der Menschen ihr Gehalt als gut oder sehr gut.
- Auswertung von Kununu
- Eigene Recherche