Trigema-Chef hört auf In seiner Abschiedsrede bricht Wolfgang Grupp die Stimme
Ein Firmen-Patriarch tritt ab: Nach mehr als 50 Jahren an der Spitze von Trigema zieht sich Wolfgang Grupp zurück. Zum Abschied kamen ihm die Tränen.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat sich mit einer emotionalen Rede von seinen Angestellten verabschiedet. Das Textil-Unternehmen veröffentlichte die Ansprache unter anderem auf dem firmeneigenen YouTube-Kanal. Bis Mittwochvormittag wurde der mit Musik unterlegte, in der Firmenzentrale im baden-württembergischen Burladingen aufgenommene Clip allein bei YouTube bereits mehr als eine Million Mal aufgerufen.
Zu sehen ist ein deutlich bewegter Grupp. Dem langjährigen Firmenchef bricht mehrfach die Stimme, als er sich direkt an seine Mitarbeiter wendet. "Ich habe mich gefreut, dass ich 54 Jahre mit Ihnen so angenehm zusammenarbeiten durfte, in guten und in schwierigen Zeiten", sagt der 81-jährige Grupp in dem Video. "Ich werde all die Jahre und Jahrzehnte nicht vergessen."
Trigema-Chef Grupp: "Herzlichen Dank für ein halbes Jahrhundert"
Während sich anschließend Grupps 32 Jahre alter Sohn Wolfgang Grupp Junior vorstellt und verspricht, immer für die Angestellten da zu sein, "wie auch mein Vater immer für Sie da war", schnäuzt sich der alte Firmenchef in ein übergroßes Taschentuch. Dann kommt noch einmal der Senior zu Wort: "Geben wir die Hoffnung nicht auf, dass unsere Welt vielleicht wieder etwas normaler wird", sagt er in dem inszenierten Video. "Und noch einmal ganz herzlichen Dank für über ein halbes Jahrhundert, das ich mit Ihnen zusammen sein durfte."
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Wolfgang Grupp Junior wird zum 1. Januar 2024 persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer von Trigema. Tochter Bonita Grupp (34) wird zum gleichen Zeitpunkt Mitglied der Geschäftsführung. Beide seien gleichberechtigte Partner, hieß es. "Ich werde auch weiter im Unternehmen sein, aber die Verantwortung haben nun meine Frau und meine Kinder", sagte Wolfgang Grupp in seiner Abschiedsrede.
Wolfgang Grupp trägt auch zu Hause vorm Fernseher Anzug
Grupp ist einer der schillerndsten deutschen Mittelständler, bekannt wurde er bundesweit durch Fernsehspots, in denen ein Schimpanse – zuletzt ein digitalisiertes Tier – für Trigema wirbt. Der Manager zeigt sich immer perfekt frisiert, akkurat im Anzug, immer mit Krawatte und immer mit Einstecktuch. Auch zu Hause vor dem Fernseher, wie er der Deutschen Presse-Agentur einmal sagte. Die Familienvilla – lange Jahre diente dort ein Butler – auf dem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück samt Swimmingpool liegt direkt gegenüber der Firma.
Grupp kennt man auch aus Talkshows, in denen er gegen aus seiner Sicht verantwortungslose Unternehmer poltert. Er gilt als Geschäftsmann alter Schule und führt sein Unternehmen im patriarchalischen Stil. Dabei vertritt er in vielen Punkten konservative Ansichten: Haftung, Verantwortung, Anstand – das ist sein Mantra. In einer Fernseh-Dokumentation wurde er als "König von Burladingen" bezeichnet. Oft kritisierte Grupp den Größenwahn so mancher Unternehmer und forderte ihre persönliche Haftung: "Wir brauchen wieder Unternehmer mit Verantwortung, Disziplin und Vorbildfunktion."
- youtube.com: "Die letzte Weihnachtsansprache von Wolfgang Grupp"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa