Höherer Grundfreibetrag Ampel plant Extra-Steuerentlastung für alle
Gute Nachrichten für alle Steuerzahler: Die Freibeträge bei der Einkommenssteuer sollen stärker steigen als zuletzt gedacht. Um wie viel Geld es dabei geht.
Die Bundesregierung hat sich auf zusätzliche Steuererleichterungen für Millionen Bürger geeinigt. Wie t-online aus Koalitionskreisen erfuhr, soll der Grundfreibetrag bei der Einkommenssteuer über das bisher bekannte Maß hinaus angehoben werden, zudem ist ein höherer Kinderfreibetrag geplant. Zuerst hatte das "Handelsblatt" unter Berufung auf Koalitions- und Regierungsvertreter über die erfolgte Einigung berichtet.
Demnach soll die Summe, auf die keine Einkommenssteuer anfällt, im kommenden Jahr von derzeit 10.908 Euro auf dann 11.784 für Singles steigen. Beim Kinderfreibetrag plant die Ampel eine Anhebung um fast 600 Euro pro Jahr und Kind von 6.024 auf 6.612 Euro. Ein Sprecher des Finanzministeriums bestätigte die Summen am Mittwoch im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung.
Damit liegen die nun bekannten Summen leicht oberhalb dessen, was ursprünglich im Inflationsausgleichsgesetz für das kommende Jahr geplant war. Laut Angaben des Bundesfinanzministeriums sollte der Grundfreibetrag zum 1. Januar 2024 eigentlich auf nur 11.604 Euro pro Person steigen, der Kinderfreibetrag lediglich auf 6.384 Euro.
Lindner will die kalte Progression bekämpfen
Bei den Freibeträgen handelt es sich um Summen, auf die die Bürger keine Einkommenssteuer zahlen müssen. Sie sollen garantieren, dass der Fiskus bei jenen Summen, die das Existenzminimum sichern sollen, nicht die Hand aufhält. Von einem höheren Grundfreibetrag profitieren sämtliche Steuerzahler, wobei Geringverdienern mehr davon haben als Menschen mit hohen Einkommen, da bei ihnen der prozentuale Anteil des steuerfreien Einkommens am Gesamteinkommen höher ist als bei Reicheren.
Die Anhebung soll der sogenannte kalten Progression entgegenwirken. Diese tritt ein, wenn ein Arbeitnehmer angesichts steigender Verbraucherpreise mit seinem Chef ein höheres Gehalt aushandelt, das dann im progressiven Steuertarif zu einer höheren Besteuerung führt.
Nach einem Bericht des "Handelsblatts" hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) die höheren Freibeträge bereits vor einigen Wochen innerhalb der Ampel-Koalition vorgeschlagen. Seine Begründung: Wenn das Bürgergeld, wie von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) geplant, wegen der Inflation stark angehoben wird, müsse man dieses Prinzip auch auf die Einkommenssteuer übertragen.
Entlastung in Höhe von rund 2 Milliarden Euro
Allerdings stieß Lindner dabei auf Gegenwind seitens SPD und Grünen. Der finanzpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Michael Schrodi, sagte der Zeitung damals: "Diese Verbindung zwischen der Anpassung der Steuerfreibeträge und des Bürgergeldes ist bei näherer Betrachtung nicht überzeugend."
Nun sollen die Pläne dennoch Realität werden – trotz der Geldnot, in der die Ampel-Regierung nach dem Verfassungsgerichtsurteil eigentlich steckt. Dem Vernehmen nach beläuft sich die Entlastung auf eine Gesamtsumme von rund 2 Milliarden Euro.
Wann genau die Pläne in die Tat umgesetzt werden, ist nach t-online-Informationen allerdings noch offen. Wie das "Handelsblatt" berichtet, könnte die Entlastung erst "Mitte des Jahres 2024" bei den Bürgern ankommen – je nachdem, wann das Kabinett das neue Jahressteuergesetz verabschiedet. Gelten sollen die höheren Freibeträge der Zeitung zufolge dann allerdings rückwirkend zum 1. Januar.
- Eigene Recherche
- Handelsblatt.de: "Bundesregierung plant zusätzliche Entlastung bei der Einkommensteuer"