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Signa Holding: René Benko tritt als Vorstand zurück


Immobilien-Milliardär Benko tritt zurück
Bruchlandung eines Überfliegers

t-online, Von Laura Mielke

Aktualisiert am 08.11.2023Lesedauer: 4 Min.
René Benko beim Grand Opening bei Oberpollinger in München im Jahr 2022 (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Immobilienmogul René Benko tritt seinen Posten als Beiratsvorsitzender der Signa Holding ab. (Quelle: IMAGO / Weißfuß/imago-images-bilder)
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Lange wurde René Benko als Wunderkind gehandelt. Nun musste der Immobilienunternehmer von seinen Posten zurücktreten. Wie geht es jetzt auf den vielen Baustellen weiter?

Die Arbeiten auf der Baustelle am Hamburger Elbtower stehen still, so auch die an der Gänsemarktpassage. Die Sportarena in Stuttgart liegt auf Eis. Es sind allesamt Millionenprojekte des österreichischen Immobilienmoguls René Benko und seines Milliardenimperiums Signa.

Um die Signa-Gruppe steht es schlecht. Anzeichen dafür gab es schon früher. So musste die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die zum Unternehmen gehört, bereits zum zweiten Mal ein Insolvenzverfahren durchlaufen, und das Tochterunternehmen Signa Sports United (SSU) reichte ebenfalls jüngst einen Insolvenzantrag ein.

Benkos Geldgeber hatten genug von seinen riskanten Geschäften. Sie distanzieren sich und forderten seinen Rücktritt. Dem kam Benko jetzt nach, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

t-online beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das aktuelle Geschehen.

Wer ist René Benko?

Der österreichische Milliardär René Benko fing ambitioniert an: Als Jugendlicher schmiss er die Schule, um Dachböden auszubauen und diese gewinnbringend zu verkaufen. Die ersten Erfolge kamen schnell. Es folgten Luxushotels, Ärztehäuser, Bankgebäude. 2006 gründet er die Signa Holding. Heute gehören mehrere prestigeträchtige Immobilien zu seinem Portfolio. Darunter das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das New Yorker Chrysler Building und die deutschlandweite Kaufhauskette Galeria. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzte Benkos Vermögen 2021 auf 5,6 Milliarden Dollar, was ihn damals zum drittreichsten Österreicher machte – wie viel davon noch übrig ist, ist unklar.

Im vergangenen Jahr machte er allerdings Negativschlagzeilen: Der Unternehmer war in zwei Korruptionsverfahren verwickelt. Mitte Oktober 2022 fand eine Durchsuchung in den Büros seiner Signa Holding statt. Der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WkSta) zufolge besteht der Verdacht, dass er einem Spitzenbeamten im Finanzministerium einen Posten bei Signa angeboten habe, um eine Steuerprüfung zu beeinflussen. In einem weiteren Korruptionsverfahren rund um Spenden für einen Verein eines Lokalpolitikers wurden Benko und neun weitere Angeklagte im Januar freigesprochen. Die Geschworenen kamen zu dem Schluss, dass es nicht ausreichend Beweise für den Vorwurf der politischen Korruption gebe.

Privat lebt der 46-Jährige mit seiner Frau Nathalie in Innsbruck. Die beiden haben drei gemeinsame Kinder. Aus erster Ehe hat Benko eine weitere Tochter. Luxus und Glamour spielen in seinem Privatleben eine zentrale Rolle. Der Firmensitz ist in einem pompösen Gebäude mit Golddekor an den Wänden untergebracht, immer mal wieder lädt er auf seine Jacht "Roma" ein, umgibt sich mit milliardenschweren Unternehmern.

Welche Unternehmen gehören zu Signa?

Die Signa Holding untergliedert sich in zwei Bereiche: Signa Real Estate und Signa Retail. Dazu gehören unter anderem Luxushotels und Edelkaufhäuser, Restaurants, weitere Immobilien sowie der erwähnte Bereich Signa Sports United, der Insolvenz anmeldete.

Bekanntheit erlangte Benko als "Retter" von Karstadt und Kaufhof. 2018 fusionierte Karstadt mit Galeria Kaufhof, die Mehrheit der Anteile gehören Signa. Während der Corona-Pandemie erhielt Galeria Karstadt Kaufhof 700 Millionen Euro Staatshilfen, das Schutzschirmverfahren war bereits im April 2020 beantragt worden. Ein erneutes Schutzschirmverfahren wurde nicht genehmigt.

Warum wurden die Zahlungen jüngst eingestellt?

Genaue Hintergründe zur Einstellung der Zahlungen für den Bau des Elbtowers und anderer Großprojekte gibt es bislang nicht. Da die Signa Holding nicht an der Börse ist, können die Bücher nicht eingesehen werden. Kürzlich wurde jedoch bekannt, dass die Muttergesellschaft im vergangenen Jahr über 500 Millionen Euro Verluste verzeichnete. Auch 2023 soll es nicht besser aussehen.

Im ganzen Konzern wird ein Milliardenverlust vermutet. Das Imperium ist mehrheitlich auf Pump finanziert, die Holding steht bei Banken mit etwa zwei Milliarden Euro im Minus. Benko gliederte sein Geschäft in Unterfirmen, die wiederum Unterfirmen haben. Diese beleihen sich gegenseitig. Auch darum ist die genaue finanzielle Lage so undurchsichtig.

Mittlerweile ist das Geld wohl so knapp, dass Gelder an Unternehmen sowie Dividenden nicht ausgezahlt werden können. Zu den Investoren der Holding gehören der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der österreichische Bauunternehmer und Ex-Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner und Lindt&Sprüngli-Konzernchef Ernst Tanner. Sie und weitere Unternehmer hatten sich aufgrund der Vorwürfe und Gerüchte rund um die finanzielle Lage der Signa Holding zusammengesetzt. Sie forderten mehr Transparenz und den Rücktritt Benkos. Torsten Toeller, Gründer der Tierbedarf-Handelskette Fressnapf, übte sogar seine Option aus, seinen Anteil von 4,5 Prozent zu verkaufen.

Welche Auswirkungen hat Benkos Rückzug?

Die Nachfolge Benkos als Vorsitzender des Beirats übernimmt der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz. Er soll nach Angaben von Signa die Restrukturierung der gesamten Gruppe organisieren. "Er genießt das Vertrauen aller Gesellschafter", teilte Signa mit. Geiwitz kennt die Holding schon durch das Insolvenzverfahren der Galeria. Benko hatte ihn während diesem als Berater ins Boot geholt.

Laut Benko ist das "die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiter". "Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten", sagte Benko.

Doch das könnte ein schwieriges Unterfangen werden, denn die undurchsichtige Unternehmensstruktur und wie die Bereiche miteinander verflochten sind, durchblickt vermutlich nur Benko selbst. Und das, obwohl er zuletzt offiziell gar keine operative Funktion mehr innehatte.

Auf den Elbtower soll die Causa Benko keine weiteren Auswirkungen haben. Der Commerzbank-Vermögensverwalter Commerz Real, der mit 25 Prozent am Projekt beteiligt ist, rechnet mit einer baldigen Fortsetzung der Bauarbeiten. Finanzielle Unterstützung der Stadt wird es laut dem Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) aber nicht geben.

Anders sieht es bei den Bauprojekten in Berlin aus. Laut einem Bericht des "Tagesspiegel" hat die Signa alle Bauprojekte in Berlin gestoppt. Dazu gehören etwa die Karstadt-Standorte am Hermannplatz und im Wedding sowie das Projekt "Glance" in der Franklinstraße (Charlottenburg). Auch die Neubau-Projekte in der Schönhauser Allee, das Bremsenwerk am Ostkreuz, der Femina Palast in der Nürnberger Straße, das Hochhausprojekt Ku’damm 231 auf dem Karstadt-Grundstück in Charlottenburg sowie das Projekt Tauentzienstraße 20 sollen von dem Baustopp betroffen sein.

Verwendete Quellen
  • derstandard.at: "Laut Hans Peter Haselsteiner hat René Benko seiner Entmachtung "zugestimmt"", (Stand: 3. November 2023)
  • krone.at: "Druck zu groß: Benko zieht sich aus Signa zurück!", (Stand: 3. November 2023)
  • wiwo.de: "Der tiefe Fall des René Benko: Eine Nachzeichnung", (Stand: 1. November 2023)
  • handelsblatt.de: "Brandbrief an Benko: Investoren fordern Rückzug des Milliardärs aus Signa-Gruppe", (Stand: 2. November 2023)
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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