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Alzheimer-Forschung: Pharmakonzern Roche erlebt herben Rückschlag


Neues Medikament getestet
Alzheimer-Forschung: Pharmakonzern Roche erlebt Rückschlag

Von dpa
Aktualisiert am 14.11.2022Lesedauer: 2 Min.
Alzheimer: Viele Menschen haben Angst, im Alter an Alzheimer zu erkranken.Vergrößern des Bildes
Alzheimer: Bereits heute sind etwa 55 Millionen von dieser verheerenden Krankheit betroffen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Enttäuschende Studienergebnisse: Das Alzheimer-Medikament "Gantenerumab" konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Alzheimer gilt bis heute als eine riskante Wette in der Forschung. Das hat an diesem Montag auch der Pharmakonzern Roche bekommen. Das Alzheimer-Programm mit dem Kandidaten "Gantenerumab" hat die gesteckten Ziele verfehlt, wie das Unternehmen mitteilte.

Roche ist dabei Lizenzpartner des deutschen Biotechunternehmens Morphosys. Die Aktien beider Unternehmen gerieten vorbörslich unter Druck, vor allem Morphosys brach ein.

Medikament enttäuscht Erwartungen

Eine Behandlung mit "Gantenerumab" habe bei den betroffenen Patienten nicht zu einer Verlangsamung der Krankheit geführt, berichtete Roche. Auch der Grad der Beta-Amyloid-Entfernung, der für Alzheimer typischen Ablagerungen im Hirn, sei geringer als erwartet ausgefallen.

Morphosys-Konzernchef Jean-Paul Kress zeigte sich von den Ergebnissen "enttäuscht". Die seit 2000 bestehende, weltweite Kooperationsvereinbarung mit Roche sieht vor, dass die Schweizer vollständig für die klinische Entwicklung und die mögliche Vermarktung von "Gantenerumab" verantwortlich ist. Morphosys hat eigenen Angaben zufolge Anspruch auf gestaffelte Tantiemen zwischen 5,5 und 7,0 Prozent der Nettoumsätze sowie auf potenzielle erfolgsabhängige, regulatorische Meilensteinzahlungen.

Morphosys-Aktie bricht ein

Roche wird den Angaben zufolge weiter an der Entwicklung und Bereitstellung von Tests für eine frühzeitige und genaue Alzheimer-Diagnose arbeiten und verfüge über eine Pipeline von Prüfmedikamenten für verschiedene Angriffspunkte, Arten und Stadien der Krankheit.

Die Aktie von Morphosys brach am Vormittag um rund 30 Prozent auf 14,61 Euro ein und rutschte und dabei auf ein Tief von vor mehr als zehn Jahren. Der jüngste Stabilisierungsversuch ist damit dahin. Für 2022 stehen nun wieder minus 56 Prozent auf dem Kurszettel. Anfang 2020 hatten die Aktien noch mehr als 140 Euro gekostet. Auch Roche gab in Zürich am Montag deutlich nach, verlor mit knapp 4 Prozent aber bei weitem nicht so viel wie Morphosys.

Auch wenn Analysten immer wieder betont hatten, dass sie die Erfolgschancen dieser Studie für sehr gering hielten, hatte sich zuletzt etwas Hoffnung am Markt breitgemacht. Grund dafür waren die Konkurrenten Biogen/Eisai, die kürzlich mit einem ähnlichen Ansatz in einer Studie erstmals positive Ergebnisse und damit einen Durchbruch erzielt hatten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Etwa 55 Millionen Betroffene warten

JPMorgan-Analyst James Gordon zeigte sich auch gerade nach der positiven Wertung der jüngsten Daten von Biogen zu dessen Alzheimer-Mittel Lecanemab ernüchtert, denn von den Biogen-Daten habe man positive Rückschlüsse auf Morphosys ziehen können. Auch die Markterwartungen seien vor der Veröffentlichung der Gantenerumab-Daten gestiegen, so Experte Gordon. Zudem habe sich Morphosys-Chef Kress erst Ende Oktober ebenfalls zuversichtlich zu den Chancen des Mittels geäußert. Die Enttäuschung sei nun groß, zumal es bei Morphosys kurzfristig kaum andere Kurstreiber gebe.

Für den Analysten Wimal Kapadi von Bernstein Research sind die Gantenerumab-Daten nun aber schlecht genug, um zu wissen, dass es das Aus für den Medikamentenkandidaten bedeuten dürfte. Die detaillierten Daten Ende November hält er nicht mehr für sonderlich wichtig.

Die Pharmabranche steht beim Thema Alzheimer unter großem Druck. Berechnungen der Organisation Alzheimer's Disease International zufolge könnten bis 2050 weltweit 139 Millionen Menschen an Alzheimer erkranken. Bereits heute sind etwa 55 Millionen von dieser verheerenden Krankheit betroffen. Zudem könnten sich die weltweiten Krankheitskosten bis 2030 auf rund zwei Billionen US-Dollar verdoppeln.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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