Hohe Tankpreise Ölkonzerne verbuchen im Krieg Rekordgewinne
Benzinpreise von weit über 2 Euro – der Ukraine-Krieg hat die Ölpreise in die Höhe schießen lassen. Die Gewinne macht vor allem eine Seite.
Die infolge von Ukraine-Krieg und dem Ende der Corona-Beschränkungen stark gestiegenen Ölpreise haben den Energie- und Ölkonzernen Milliardengewinne beschert. Shell <GB00BP6MXD84>, Repsol <ES0173516115> und Totalenergies <FR0000120271> legten am Donnerstag Rekordgewinne vor und konnten damit die Vorjahreswerte jeweils um ein Vielfaches steigern.
Auch der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV profitierte stark von den steigenden Preisen in der Krise. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS Ebit) erhöhte sich für den Konzern im zweiten Quartal auf einen Rekordwert von 2,94 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 1,29 Milliarden Euro gewesen. OMV übertraf damit die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 2,79 Milliarden gerechnet hatten.
Die Börsen reagierten unterschiedlich auf die Gewinnmeldungen. Während die Shell-Aktionäre nach der Ankündigung eines milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms das Papier steigen ließen, konnte selbst die positive Aussicht Total-Anleger nicht überzeugen. Auch Aktionäre von Repsol und OMV konnten sich nicht über Zuwächse freuen. Beide verloren am Donnerstag fast sechs Prozent.
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Shell und Total: Starke Steigerung im Vergleich zum Vorjahresquartal
Dabei haben alle Unternehmen ein sehr erfolgreiches Quartal vorzuzeigen. Total hat seinen Gewinn trotz einer erneuten Abschreibung auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten um 158 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar gesteigert. Vor einem Jahr waren es dagegen 2,2 Milliarden Dollar. Bereinigt um Sondereffekte kletterte das Ergebnis sogar fast auf das Dreifache auf den Rekordwert von 9,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel damit etwas höher aus, als Experten erwartet hatten.
Shell fuhr im zweiten Quartal einen bereinigten Gewinn von 11,5 Milliarden Dollar ein, das ist mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Dabei konnte Shell die geringeren Ergebnisse im Flüssiggas-Handel (LNG) durch höhere Preise und Raffineriemargen sowie bessere Ergebnisse im Gas- und Stromhandel ausgleichen.
Unter dem Strich verdiente der Ölmulti dank hoher Öl- und Spritpreise 18 Milliarden Dollar und verfünffachte damit den Vorjahreswert. Im Vergleich zum ebenfalls schon starken ersten Quartal war es damit mehr als doppelt so viel Umsatz. Im ersten Quartal hatte der Rückzug aus dem Russlandgeschäft das Ergebnis etwas gedrückt.
OMV verdoppelt Umsatz
Und auch bei Repsol klingelt dank der stark gestiegenen Ölpreise die Kasse. Im ersten Halbjahr erzielte der Konzern einen Nettogewinn von etwas mehr als 2,5 Milliarden Euro. Das war gut doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Fast die Hälfte des Gewinns wurde durch den Buchwert der Vorräte erzielt, die Repsol als strategische Reserve für Spanien lagert.
Zusammen mit den 2,5 Milliarden Euro, die der Konzern vergangenes Jahr verdiente, könnten so die Verluste aus 2019 und 2020 mehr und mehr ausgeglichen werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Damals hatten die Corona-Pandemie sowie Anpassungen von Vermögenswerten zum Erreichen von Netto-Null-Emissionen für Gesamtverluste von über 7 Milliarden Euro bei Repsol gesorgt.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV verdoppelte im Vergleich zum Vorjahr seinen Umsatz in der Krise auf 14,79 Milliarden Euro. Der Gewinn sprang auf 1,42 Milliarden Euro von 643 Millionen vor Jahresfrist.
Shell beteiligt Anleger
Alle Konzerne profitierten durch die Öl- und Spritpreise, die nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine stark in die Höhe geschossen waren. Russland ist ein wichtiger Öllieferant – der Konflikt mit den Nato-Staaten und die damit verbundenen Sanktionen haben Unsicherheit auf dem Rohstoffmarkt geschürt und so die Preise angetrieben.
Von den großen Gewinnen profitieren die Anleger nur bei einigen Unternehmen. So ist Shell etwa bereit, zusätzlich zur Dividende sechs Milliarden Dollar für ein weiteres Aktienrückkauf-Programm auszugeben, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.
Dieses soll bis zum dritten Quartal abgeschlossen sein. Bereits im ersten Halbjahr hatte Shell Anteile im Wert von 8,5 Milliarden Dollar (8,31 Milliarden Euro) zurückgekauft. Als Dividende will Shell wie im Auftaktquartal zudem 25 Cent je Aktie ausschütten.
Unmut bei Anlegern von Totalenenergies
Totalenergies kündigte stattdessen den Rückkauf weiterer Aktien erst für das dritte Quartal für bis zu zwei Milliarden Dollar an. Das enttäuschte die Anleger trotz des Rekordgewinnes. Der Jefferies-Analyst Giacomo Romeo hatte eine Aufstockung um 50 Prozent auf 3 Milliarden US-Dollar erwartet und versteht den Unmut der Anleger. Mit dem aktuellen Niveau bleibe Totalenergies hinter der diskutierten Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent zurück.
Dennoch äußert sich Total noch immer deutlich konkreter als Konkurrent Repsol. Der spanische Konzern ließ seine Anleger gänzlich im Ungewissen, wie sich die Dividenden in diesem Quartal aufteilen werden und ob ein Aktienrückkaufprogramm überhaupt geplant sei.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters