Servicegebühren für Banken Ist Geldabheben im Supermarkt bald nicht mehr möglich?
Viele Menschen decken sich beim Einkaufen mit Bargeld ein. Die Supermärkte beklagen, dass sie dafür Gebühren an die Banken zahlen müssen. Lohnt sich dieser Service in Zukunft bald nicht mehr?
Die Einzelhändler in Deutschland wollen nicht länger dafür zahlen, dass ihre Kunden beim Einkaufen Bargeld abheben können. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert von den Banken, auf Gebühren für das Abheben von Bargeld zu verzichten.
"Die Banken reduzieren vielerorts Automaten und Filialen. Der Handel übernimmt einen Teil der Aufgaben, auf die Kunden angewiesen sind. Das sollte auch etwas wert sein. Es ist untragbar, dass die Banken an einem Service verdienen, den sie nicht anbieten", sagte der HDE-Experte für Zahlungsverkehr, Ulrich Binnebößel, der Deutschen Presse-Agentur.
Forderung zurückgewiesen
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DGSV) wies die Forderung und die Kritik auf Nachfrage zurück. "Die Händler bieten diesen Service freiwillig an. Viele von ihnen werben sogar damit und stellen die Möglichkeit, Bargeld an der Kasse zu erhalten, als besonderen Service für ihre Kundschaft dar", sagte ein Sprecher.
Laut DGSV sei es weder möglich noch wünschenswert, dass der Einzelhandel die Funktion von über 51.000 Geldautomaten in ganz Deutschland übernehme. Das Geldabheben im Supermarkt ergänze die Bargeldversorgung der Banken und Sparkassen, ersetze sie jedoch nicht. Der DSGV spricht für die Deutsche Kreditwirtschaft, den Dachverband der großen Bankenverbände.
Bargeldservice in Supermärkten unverzichtbar
Große Filialketten wie Rewe verhandeln ihre Konditionen individuell mit den Banken. Die Entgelte würden nicht vorgegeben, betont der DSGV. Ulrich Binnebößel vom Handelsverband widerspricht, aufseiten der Banken gebe es keinerlei Bereitschaft, die Gebühren zu reduzieren. Den Einzelhändlern bliebe deshalb nichts anderes übrig, als die Kosten zu akzeptieren oder den Service einzustellen.
"Aus Gründen des Wettbewerbs ist das jedoch schwierig. Die Bargeldauszahlung ist heute nicht mehr verzichtbar", so Binnebößel. Im vergangenen Jahr haben die Einzelhändler 17,23 Millionen Euro Gebühren an die Banken gezahlt.
Nach Angaben des Kölner Handelsforschungsinstitutes EHI liegen diese pro Girocard-Transaktion zwischen 0,1 und 0,2 Prozent des ausgezahlten Betrages. Die Kosten werden nach Binnebößels Angaben auf die Endpreise umgelegt und somit an die Kunden weitergegeben.
Garantierter Zugang zum Bargeld
Verbraucherschützer fordern seit langem einen barrierefreien Zugang zum Bargeld, der effizient organisiert und gesetzlich abgesichert sein müsse, sagte Ramona Pop vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Erst im Juni vergangenen Jahres sprach sich die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem sogenannten digitalen Euro für Bargeld aus: "Bargeld ist und bleibt die zentrale Geldform unserer freiheitlichen Gesellschaft", hieß es wörtlich in einer Stellungnahme vom 30.6.2023.
Volumen der Auszahlungen auf 12,31 Milliarden Euro gestiegen
Die Bargeldauszahlungen stellt die Unternehmen, die den Service anbieten, immer häufiger vor ein zentrales Problem. Da immer weniger mit Bargeld bezahlt werde, könne es für die Handelsunternehmen zeitweilig schwierig werden, die Nachfrage zu bedienen, sagt EHI-Zahlungsexperte Horst Rüter. Die Unternehmen seien dann womöglich dazu gezwungen, Bargeld zuzukaufen, um Geld an Kunden auszahlen zu können.
Das Abheben von Bargeld beim Einkaufen wird von vielen Einzelhändlern angeboten und ist bei Verbrauchern beliebt. Das Gesamtvolumen der Auszahlungen stieg im Jahr 2023 laut EHI-Studie um gut 20 Prozent auf 12,31 Milliarden Euro.
- Mit Material der Presseagentur dpa