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"Komplettes Chaos" in Russland: Deutsche Bank meldet verschwundene russische Aktien


Mehrere Institute betroffen
Deutsche Bank meldet verschwundene russische Aktien

Von reuters
Aktualisiert am 28.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Logo der Deutschen Bank (Archivbild): Trotz Milliardengewinnen führt die Bank ihren Sparkurs fort.Vergrößern des Bildes
Logo der Deutschen Bank (Archivbild): Hat der Kreml seinen Zugriff auf russische Unternehmen verschärft? (Quelle: YVES HERMAN/reuters)

Die Deutsche Bank räumt ein, auf Aktien mehrerer russischer Firmen nicht mehr zugreifen zu können. Steckt der Kreml dahinter?

Kunden der Deutschen Bank können nach Angaben des Instituts nicht auf alle ihre russischen Aktien zugreifen. In einem Dokument vom 9. Juni, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag, heißt es, dass einige Aktien fehlten, welche hinter Bezugsrechten stünden, die vor der russischen Invasion in der Ukraine ausgegeben worden seien. Die Aktien selbst seien in Russland von einer anderen Bank verwahrt worden.

Die Aktien seien verschwunden, als die Regierung in Moskau Investoren erlaubt habe, einige der Bezugsrechte in lokale Aktien zu tauschen. Dieser Umtausch sei ohne die "Beteiligung oder Information" der Deutschen Bank erfolgt, und das Kredithaus sei nicht in der Lage gewesen, die Aktien zurückzuholen.

Bei der Deutschen Bank sind laut den Unterlagen die Aktien der Fluggesellschaft Aeroflot, der Baufirma LSR Group und der Bergbau- und Stahlunternehmen Mechel und Novolipetsk Steel betroffen. Die Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ab oder waren zunächst nicht zu erreichen. Immer noch halten nach Informationen aus Investorenkreisen einige Anleger von kleinen Hedgefonds bis hin zu großen Fondsgesellschaften russische Bezugsrechte. Die meisten Investoren haben ihre Papiere abgeschrieben.

"Komplettes Chaos" bei russischen Behörden

Insidern zufolge ist es das erste Mal, dass eine größere Bank einräumen musste, dass die Eigentümer von Bezugsrechten möglicherweise nicht mehr alle der ihnen zustehenden Papiere erhalten könnten. Investoren können über Bezugsrechte ausländische Aktien kaufen, die nur an den dortigen Börsen gehandelt werden. Wenn sie ihr Geld zurückhaben wollen, müssen sie in einem ersten Schritt die Bezugsrechte zurück in die Aktien tauschen und können danach diese an der Börse abstoßen.

Die Regierung in Moskau hat zuletzt westliches Vermögen vorübergehend beschlagnahmt. So wurden etwa die russischen Tochtergesellschaften zweier europäischer Energieunternehmen im April verstaatlicht. Die russische Zentralbank äußerte sich zunächst nicht zu dem Thema. Die für die Bezugsrechte zuständige Behörde erklärte, der Umtausch der Aktien stehe in Einklang mit den russischen Gesetzen.

Anwälte und andere Berater bezeichnen den Umtauschprozess als "komplettes Chaos". In einigen Fällen komme es dazu, dass Aktien doppelt gezählt werden, weil ein Investor Zugriff auf russische Aktien erhalten und zugleich bei einer ausländischen Bank Bezugsrechte halten könnte, sagte Grigory Marinitschew, Partner bei der Kanzlei Morgan Lewis.

Auch US-Institute betroffen

Die Deutsche Bank ermöglicht es einem Insider zufolge ihren Kunden im Rahmen ihres Ausstiegs aus dem Russland-Geschäft, ihre Bezugsrechte zu tauschen. Sollten im Laufe der Zeit weitere Aktien zugänglich werden, sollen diese an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden.

Allerdings sollten sich die Investoren keine allzu großen Hoffnungen machen: Der Verkaufserlös werde "substanziell geringer" ausfallen als der derzeitige Marktpreis der Papiere. In den Unterlagen ist davon die Rede, dass die russischen Behörden einen Abschlag von mindestens 50 Prozent auf den Börsenwert verlangten.

Neben der Deutschen Bank verwalten auch JPMorgan, die Citigroup und BNY Mellon russische Bezugsrechte, wie aus Clearstream-Daten hervorgeht. Die drei US-Banken lehnten eine Stellungnahme dazu ab, ob sie auch Lücken bei den Aktien entdeckt hätten. Auf ihren Internetseiten führen sie an, dass angesichts der derzeitigen Schwierigkeiten bei der Abwicklung die Bücher geschlossen seien.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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