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Heizen mit Wärmepumpen
Schornstein adé?


Aktualisiert am 26.09.2022Lesedauer: 7 Min.
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Quelle: imago stock&people

Der Bund zahlt kräftig drauf, damit bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen verbaut sind. Doch Installateure wissen: Mit Geld allein ist es nicht getan.

Wenn es nach der Bundesregierung geht, ist die Zukunft der privaten Energieversorgung schwarz, eckig und etwa so groß wie zwei Flachbildfernseher: die Wärmepumpe. Sechs Millionen Geräte sollen bis 2030 in deutschen Häusern verbaut sein – ein ehrgeiziges Vorhaben, das einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten soll.

Einer, der sich mit der Spezialheizung, über die gerade viele sprechen, auskennt, ist Uwe Walczak. Sein Haustechnik-Betrieb aus Nauen bei Berlin verbaut fast ausschließlich Wärmepumpen.

An einem sonnigen Herbsttag im September steht er in der gepflasterten Einfahrt seines Kunden Henning Kellner in Paulinenaue, Brandenburg. Kellner kommt aus dem Garten, er trägt T-Shirt, Overall, Arbeitsschuhe. Die Männer begrüßen sich mit Handschlag.

Henning Kellner hat seit Anfang des Monats eine Wärmepumpe. Sie steht auf stählernen Stelzen unter dem Küchenfenster seines Einfamilienhauses. Doch in Betrieb genommen ist sie noch nicht. "Für die Montage braucht es eine gute Woche", erklärt Walczak. Heute wird der gelernte Heizungsmeister mit seinen Mitarbeitern – darunter auch sein Sohn, der den Betrieb einmal übernehmen soll – die Pumpe anschließen. "Das heißt, ich verbinde die neue Pumpe mit der vorhandenen Heizungsanlage."

Die Auftragsbücher von Walczaks Firma sind voll, auch die Wartelisten bei Kollegen sind lang. Wer sich heute für den Einbau einer Wärmepumpe entscheidet, könnte bei manchen Sanitärbetrieben erst im Frühjahr des übernächsten Jahres beliefert werden. "Die steigenden Energiepreise der vergangenen Monate haben viele Eigentümer zum Umdenken bewegt", so Walczak.

Wärmepumpen können Umgebungswärme für den Heizkreislauf nutzbar machen und gelten als umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Heizarten. Seit Jahren werden sie immer beliebter, nun befeuern die explodierenden Kosten für Öl und Gas den Trend weiter. Uwe Walczak weiß aus Gesprächen mit seinen Kunden: "Die Leute wollen sich unabhängig machen, sowohl von Gas als auch von Öl."

Gasheizungen werden in neuen Wohngebäuden immer seltener eingebaut. In der ersten Hälfte dieses Jahres betrug ihr Anteil bei den neu genehmigten Bauvorhaben laut Statistischem Bundesamt 16,2 Prozent – im ersten Halbjahr 2019 waren es hingegen noch fast 40 Prozent.

Henning Kellner entschied sich vor 26 Jahren, als er das Haus bauen ließ, für eine Ölheizung. "Das war damals sehr üblich", erzählt er. Und billig sei es auch gewesen: "Der Liter Öl hat damals 36 Pfenning gekostet." Diese Zeiten sind lange vorbei: In den vergangenen Monaten kamen Kunden mit 1,60 Euro noch günstig weg, allein in diesem Jahr hat sich der Preis nahezu verdoppelt. "Jeder, der noch im letzten Jahr die Tanks gefüllt hat, kann froh sein", so Kellner.

Für den Rentner steht fest: Das Heizen mit Öl ist keine Dauerlösung – sowohl aus Kosten- als auch aus Umweltgründen. "Der Ölgeruch im Haus wird mit jedem Jahr intensiver, das stört mich schon." Das Gesetz schreibt ohnehin eine Erneuerung der Heizung vor – für ihn ein guter Anlass, auf die Wärmepumpe umzusteigen.

Aber wie funktioniert eine Wärmepumpe eigentlich? "Manche vergleichen das Prinzip einer Wärmepumpe mit dem eines Kühlschranks", setzt Uwe Walczak zur Erklärung an. "Wo der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und nach außen abgibt, macht es die Wärmepumpe genau umgekehrt."

Die Pumpe, die Walczak am häufigsten verbaut, ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe, wie auch Kellner sie hat. Der schwarze Kasten, der neben dem Haus steht, saugt mit großen Ventilatoren die Umgebungsluft an und entzieht ihr Wärme. Das funktioniert bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad. Andere Modelle machen sich Erdwärme oder Wärme im Grundwasser zunutze.

Die Funktionsweise ist jedoch stets identisch: Die Luft trifft in der Pumpe auf ein Kältemittel, das bereits bei niedriger Temperatur verdampft. In einem Kompressor wird dieser Dampf verdichtet, wodurch er sich erhitzt. Mit der entstandenen Energie wird das Wasser zum Heizen erwärmt.

Mithilfe eines zusätzlichen Geräts, das im Heizungskeller steht – der sogenannten Inneneinheit – kann dieses Wasser gespeichert und in den Heizkörpern im Haus verteilt werden. Dort gibt es seine Wärme ab. Auch das Kältemittel kühlt ab und verflüssigt sich wieder. So schließt sich der Kreislauf der Wärmepumpe. Mit Stahlrohren, die durch die Hauswand reichen, sind Innen- und Außeneinheit der Wärmepumpe miteinander verbunden.

Ohne Strom ist der Betrieb einer Wärmepumpe allerdings nicht möglich. "Der Strom wird benötigt, um die Wärme zu verdichten", erklärt Walczak. Doch moderne Luftwärmepumpen arbeiten sehr effizient: Mit einer Kilowattstunde Strom lassen sich vier Kilowattstunden Wärme generieren, Wasser- und Erdwärmepumpen schaffen bis zu fünf.

Henning Kellner hat seit 13 Jahren eine Solaranlage auf dem Dach. Die Wärmepumpe ausschließlich mit dem selbst erzeugten Strom zu betreiben, funktioniert jedoch nicht. "Vereinfacht gesagt: In den Sommermonaten, in denen die Sonne scheint, brauche ich die Wärmepumpe kaum und wenn ich im Winter heizen will, scheint die Sonne nicht genug." Ganz autark ist Kellner also nicht. Und die CO2-Neutralität der Wärmepumpe ist nur dann gewährleistet, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird.

Bei der Installation einer Wärmepumpe müssen häufig noch weitere Anpassungen am Heizsystem vorgenommen werden. Da die Heizkörper bei Betrieb einer Wärmepumpe weniger heiß werden, brauchen sie insgesamt eine größere Fläche, erklärt Walczak. Besonders gut geeignet seien deshalb Fußbodenheizungen.

Doch auch ein Haus mit normalen Heizkörpern könne mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden: "Im Fall von Herrn Kellner haben wir zum Beispiel von 14 Heizkörpern die Hälfte gegen ein größeres Modell ausgetauscht." Jede Wärmepumpe brauche ganz individuelle Lösungen, so der Unternehmer. "Bevor ich überhaupt ein Modell aussuche, schaue ich mir jeden Raum einzeln an."

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Henning Kellner kostet der Einbau der Wärmepumpe insgesamt rund 34.000 Euro. Wann sich diese Investition gerechnet hat, sei bei den kaum absehbaren Entwicklungen am Ölmarkt schwer vorherzusagen. "Aber ich tippe auf etwa sieben bis acht Jahre." Er rechnet damit, dass er – je nach Strompreis – mit der Wärmepumpe laufende Kosten von monatlich rund 150 Euro haben wird.

Der Einbau der Wärmepumpe wird mit 45 Prozent vom Bund subventioniert – weil Kellner den entsprechenden Antrag vor dem 15. August dieses Jahres gestellt hat. Ende Juli kündigte die Bundesregierung an, Wärmepumpen künftig nur noch mit 25 Prozent zu subventionieren. Wenn dafür eine Ölheizung oder eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung abgeschafft wird, sind es 35 Prozent. Klimamaßnahmen an Neubauten sollen künftig weitgehend über zinsgünstige KfW-Kredite gefördert werden.

Die Reform der staatlichen Gebäudeförderung hat beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) einen regelrechten Ansturm ausgelöst: Rund 148.000 Anträge zur Förderung von Wärmepumpen sind im August eingegangen, sechsmal so viele wie im Juni. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der Anträge im laufenden Jahr damit auf fast 298.000 – ein Rekordwert.

Der Fachkräftemangel erschwert den Fortschritt

Laut dem Bundesverband Wärmepumpe wurden im vergangenen Jahr rund 150.000 Heizungswärmepumpen verbaut. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen verbaut werden, um 2030 die Marke von sechs Millionen installierten Geräten zu erreichen.

2045 will Deutschland CO2-neutral sein – und neue Konzepte für die Beheizung von privatem Wohnraum spielen dafür eine wichtige Rolle. Raumwärme und Warmwasser sind bei Privathaushalten für knapp 80 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich.

Uwe Walczak hält die Ziele der Bundesregierung daher für richtig – aber nicht für realistisch: Es mangele vor allem an qualifizierten Monteuren und Technikern, die die Geräte einbauen können. "Ich sehe das ja an meinem eigenen Betrieb." An die 50 Auszubildende hatte Walczak laut eigenen Aussagen bereits – geblieben sind nur eine Handvoll. "Bei mir kann jeder anfangen, der motiviert und geschickt ist", so der Fachmann. "Einer meiner Mitarbeiter ist ein Deutsche-Meister-Vize des Friseurhandwerks."

Die Dämmung des Gebäudes ist entscheidend

Doch er kritisiert auch die eigenen Reihen: Viele Heizungs- und Sanitärbetriebe konzentrierten sich noch immer auf konventionelle Heizungsarten und bildeten sich auf dem Gebiet der Wärmepumpe nicht weiter. "Aber man kann nicht immer nur auf die alten Pferde setzen." Gas und Öl hätten in Wohngebäuden auf Dauer keine Zukunft.

Der Fachkräftemangel rächt sich im Falle der Wärmepumpen gleich doppelt, denn die Experten fehlen auch, um die Bestandsgebäude zu dämmen. "Je schlechter die Dämmung ist, desto ineffizienter arbeitet die Pumpe, da sie konstant gegen die Wärmeverluste anarbeiten muss", erläutert Walczak. Einer Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zufolge wohnt nicht einmal jeder Dritte in gut isolierten Wohnungen oder Häusern.

Neben dem Problem der fehlenden Techniker ist die Branche auf den Nachfrageboom schlecht vorbereitet: Henning Kellner sollte seine Wärmepumpe eigentlich schon im Mai erhalten – geliefert wurde sie vier Monate später. "Die Unternehmen kommen mit der Produktion von Wärmepumpen kaum hinterher", so Walczak.

Daher bauen die Hersteller zunehmend auch Produktionskapazitäten im Ausland auf. Hinzu kommen Lieferengpässe: Er wisse von einem Hersteller, der die Platinen für die Pumpen eigens mit einem Charterflugzeug in China abgeholt habe. Kritiker befürchten daher neue Abhängigkeiten vom Ausland, wie es etwa bei der Fotovoltaik der Fall ist.

Die Bauphysik-Professorin Lamia Messari-Becker kritisiert im Interview mit dem "Spiegel": "Mir ist es unbegreiflich, dass immer noch angenommen wird, einzelne Technologien könnten Heilsbringer beim Thema Energie sein. Genau diese Haltung hat einen Teil der Probleme verursacht, die wir jetzt dringend lösen müssen."

Gänzlich unabhängig von fossilen Energieträgern können wir uns mit der Wärmepumpe ohnehin nicht machen. "Für industrielle Zwecke ist sie nicht geeignet", sagt auch Walczak. Dafür generiere sie nicht ausreichend Energie. "Wie man es dreht und wendet: Wir sind auf Gedeih und Verderb auf Öl und Gas angewiesen", ist er überzeugt.

Dennoch sei es richtig, die Umstellung bei Privathaushalten voranzutreiben. Er hat bereits vor 20 Jahren begonnen, seinen Betrieb zunehmend auf Wärmepumpen auszurichten – aus Umweltgründen. "Wenn mich heute jemand anruft und nach einer Gasheizung fragt, sage ich ehrlich gesagt einfach: Nein."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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