Expansion in den USA Bosch soll Übernahme von Haushalts-Riesen planen
Es wäre eine der größten Übernahmen in der Firmengeschichte: Der Haushaltsgerätehersteller Bosch soll an seinem Konkurrenten Whirlpool interessiert sein.
Der Stuttgarter Autozulieferer Robert Bosch steht wohl vor einer potenziellen Riesen-Übernahme: Insidern zufolge prüft das Unternehmen den Kauf des US-Hausgeräteherstellers Whirlpool, der unter anderem für seine "KitchenAid"-Küchenmaschinen bekannt ist. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, haben mehrere mit den Plänen vertraute Personen bestätigt, dass Bosch bereits Interesse bekundet und Gespräche mit Beratern aufgenommen hat. Eine konkrete Offerte sei jedoch noch nicht sicher.
Sollte der Deal zustande kommen, wäre dies eine der größten Übernahmen in der Geschichte von Bosch. Der US-Konzern Whirlpool, der an der New Yorker Börse zuletzt mit 4,8 Milliarden Dollar bewertet wurde, könnte die Tochter BSH Hausgeräte mit Marken wie Neff, Gaggenau und Siemens erheblich stärken. Ein Bosch-Sprecher lehnte es ab, die Gerüchte zu kommentieren: "Marktgerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht." Auch Whirlpool äußerte sich nicht zu den Spekulationen.
Whirlpool-Aktie steigt um 17,5 Prozent
Das mögliche Vorhaben von Bosch löste aber an den Finanzmärkten bereits Euphorie aus. Die Whirlpool-Aktie schoss am Mittwoch vorbörslich um 17,5 Prozent nach oben. Dabei hatte die Aktie in den vergangenen zwei Jahren die Hälfte ihres Wertes verloren. Auch die Papiere des schwedischen Konkurrenten Electrolux, die nach dem Ende des Corona-Booms 35 Prozent an Wert verloren hatten, legten am Mittwoch um 4,5 Prozent zu.
Diese mögliche Übernahme würde zu den Expansionsplänen von Bosch-Chef Stefan Hartung passen. Er hat mehrfach betont, dass Bosch in den USA außerhalb des Kerngeschäfts mit der Automobilindustrie wachsen will. "Unser strategisches Ziel ist, Geschäfte auszubauen weltweit, insbesondere in den USA und im nicht-automobilen Bereich", sagte Hartung kürzlich. Er hob hervor, dass die USA im Portfolio von Bosch unterrepräsentiert seien und dass dies ein riesiger Markt sei, in dem Bosch liefern müsse. Zur Finanzierung solcher Übernahmen deutete Hartung an, dass auch Tochterfirmen an die Börse gebracht werden könnten.
Whirlpool trennte sich von Bauknecht-Besitzer
Whirlpool befindet sich derzeit in einer Phase des Umbaus. Der Konzern hat die Mehrheit an seinem Europa-Geschäft im vergangenen Jahr an den türkischen Rivalen Arcelik verkauft und hält nur noch 25 Prozent. Zudem hat sich Whirlpool von seinen Tochterunternehmen in Afrika und im Nahen Osten getrennt. Zur Arcelik-Tochter Beko gehört nun auch die in Deutschland populäre Marke Bauknecht. Von den 19,5 Milliarden Dollar Umsatz, die Whirlpool 2023 erwirtschaftet hat, entfallen damit rund 2,6 Milliarden. Das operative Ergebnis (Ebit) lag bei 1,19 Milliarden Dollar. Neben der traditionellen "weißen Ware" wie Waschmaschinen und Kühlschränken setzt Whirlpool zunehmend auf Kleingeräte wie Espresso-Maschinen. Die unter der Marke "KitchenAid" verkauften Küchengeräte kommen in Europa weiterhin von Whirlpool.
Die Münchner Bosch-Tochter BSH Hausgeräte, bekannt für Marken wie Gaggenau, Neff, Siemens und Bosch, erzielte im vergangenen Jahr mit rund 60.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro. In Nordamerika litt das Geschäft jedoch unter einer intensiven Rabattschlacht und ging um mehr als zehn Prozent zurück.
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- Nachrichtenagentur Reuters