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Hacker-Angriff: 19-Jähriger stand unter Beobachtung der Ermittler


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Suche nach Promi-Hacker
19-Jähriger stand unter Beobachtung der Ermittler


Aktualisiert am 07.01.2019Lesedauer: 4 Min.
Ausschnitt aus Discord-Diskussion: Jan S. behauptet hier, er kenne die Hintergründe zu Tarik.Vergrößern des Bildes
Ausschnitt aus einer Discord-Diskussion: Jan S. behauptet hier, er kenne die Hintergründe zu Tarik. (Quelle: Discord/Jan S.)

Erst wunderte er sich, dass die Ermittler sich nicht melden – dann durchsuchten sie unangekündigt: Das BKA war auf der Suche nach dem Promi-Hacker 0rbit bei einem 19-Jährigen. Er wird als Zeuge befragt, stand aber schon unter Beobachtung der Ermittler.

Bei den Ermittlungen nach der groß angelegten Veröffentlichung der Daten von Politikern und Prominenten haben die Behörden die Spur zu dem Hacker mit dem Pseudonym 0rbit aufgenommen. Am Sonntag durchsuchten BKA-Beamte die Wohnung des 19-jährigen Jan S. in Heilbronn. Jan S. weist zurück, der gesuchte 0rbit zu sein, räumt aber ein, ihm zumindest einen Rat gegeben zu haben. S. hat selbst auch Verdacht auf sich gelenkt – und die Ermittler stehen nicht zum ersten Mal vor seiner Haustür. Sie untersuchen offenbar seine Verbindung zu einem berüchtigten Islam-Hasser.

In den Ermittlungen wird er aber nach derzeitigem Stand als Zeuge geführt und hat sich den Ermittlern zufolge kooperativ gezeigt. Hausdurchsuchungen sind auch bei Zeugen möglich. Ob und wie er den Behörden helfen konnte, wollte Jan S. nicht sagen, weil ihn das BKA darum gebeten habe. Dem ARD-Magazin "Kontraste" (RBB) sagte er, er sei "über mehrere Stunden befragt worden". Am Montagmittag twitterte er: Er distanziere sich ausdrücklich von den Aktionen von 0rbit. Das heiße aber nicht, dass "ich irgendwelche Informationen herausgebe, die auf seine Identität zurückführen könnten, welche ich aber sowieso nicht habe".

Jan S. hatte mehrfach deutlich gemacht, über Jahre in Kontakt mit 0rbit gestanden zu haben. Zuletzt hatte er auch getwittert, 0rbit habe ihm geschrieben, dass dieser seine Rechner zerstören wolle. Ein solches Vorgehen hatte Jan S. in einem Tweet auch Personen nahegelegt, die nach einem Hack gesucht werden.

Bekannte sich Jan S. zu einem der Hacks?

Am Wochenende ist ein belastender Videomitschnitt aus einem Chat auf einem Discord-Server aufgetaucht, der sich wie ein Bekenntnis von Jan S. zu einem der Hacks verstehen lässt. Discord ist ein vor allem von Onlinespielern genutztes Programm für Chats, Sprach- und Videokonferenzen, das auch zur Organisation in größeren Gruppen genutzt werden kann.

Auf einem Discord-Server schrieb Jan S. dort im Februar 2018 unter seinem Pseudonym: "die einzige die weiß wer das mit tarik war bzw. mehr oder weniger damit zutun hatte bin ich." Einige Wochen zuvor waren private Daten des YouTubers Tarik Tesfu auf einer anonymen Seite veröffentlicht worden.

Durch Hacks von YouTubern bekannt geworden

Diese Daten fanden sich nun in dem "Adventskalender", mit dem 0rbit im Dezember über Tage die Veröffentlichungen der Datensätze von Promis und Politikern verteilt hatte. Zunächst war nicht klar gewesen, dass viele der Daten bereits zuvor zu verschiedenen Terminen ins Netz gestellt worden waren. 0rbit, der durch Hacks von YouTubern in der Szene bekannt ist, könnte auch auf bereits von anderen erbeutete Daten zurückgegriffen haben.

Jan S. bestreitet aber gegenüber t-online.de, dass er wie in dem Chat angedeutet, die Daten von Tarik Tesfu erbeutet und publik gemacht hat. Was auf Discord geschrieben werde, müsse nicht immer ernst gemeint sein. Er stecke nicht hinter diesem Hack, "ich habe damit absolut nichts zu tun".

Dem Promi-Hacker beim Twittern geholfen

Versteckspiel im Netz
Unter dem Pseudonym "0rbit" veröffentlichte der Hacker seine Informationen im Dezember. Mit großem Aufwand versucht er seine Spuren zu verwischen. Doch "0rbit" war nicht immer sein Pseudonym. Nach Recherchen von t-online.de nannte er sich auch "troja", "ther00t", "r00taccess", "Nullr0uter", "0rbit of R00t", "dennis567", "p0wer" und "G0d". Auf einer Spiele-Plattform ist er mit dem Account "r00taccess" in den Gruppen der Videospiele "The Long Dark“, "Prison Architect" und "Northgard". Unter seinen Pseudonymen schrieb er auf verschiedenen Seiten Kommentare gegen Muslime. (jwi)

Er räumt aber ein, dem Hacker Zitatvorschläge für einen Tweet geschickt zu haben. "Der hackt einen Account mit Hunderttausenden von Followern, und postet dann so einen Dreck wie 'hey kappa kappa', 'könnte für manche zu heftig werden'. Das habe ich nie verstanden und ihm dann auch mal geschrieben, warum er nicht mal was Lustiges wie den Spruch XY tweetet."

Jan S. verfügt nach seinen Angaben über keine Hardware mehr, nachdem Ermittler bei einem Hausbesuch in anderer Sache seine komplette IT-Ausrüstung sichergestellt haben. Das schrieb er auf Twitter. Nach seinen Angaben war der Staatsschutz bei ihm, weil man ihn für den Video-Blogger hinter dem provozierenden islamfeindlichen YouTube-Format "Die vulgäre Analyse" vermutet habe, das bereits mehrfach gesperrt wurde. Dabei geht es um den Vorwurf der Volksverhetzung.

Hass-Mails wegen Shlomo Finklstein

Hinter der "Vulgären Analyse" verbirgt sich ein offensichtlich junger Mann mit dem Pseudonym Shlomo Finkelstein. Shlomo hatte auch von einer Durchsuchung bei seinem Administrator berichtet. Er hat in seinen Videos unter anderem den Koran verbrannt. Verhüllt unter einer Art Nikab hat er sich vor Kurzem in einem Interview gezeigt.

"Das bin ich nicht, aber ich bekomme jetzt Hass-Mails, in denen mich Leute angreifen, weil sie das vermuten." Während S. aber unter Beobachtung steht, geht das Format weiter. Und Jan S., der mit einem Unternehmen Hilfe dabei anbietet, Anonymität im Netz zu schützen, räumt ein, als Dienstleister für den rechten Blogger der "Vulgären Analyse" gearbeitet zu haben.

Hacker soll "eher rechts" sein

Er habe sich bei Problemen mit Videos um den Kontakt mit YouTube gekümmert und die Internetadresse registriert, so Jan S. zu t-online.de. Sein Name war dadurch auch im vergangenen Jahr bei der Registrierungsstelle denic.de öffentlich abrufbar.


Tarik Tesfu und einige weitere YouTuber, deren Daten öffentlich wurden, hatten in der Vergangenheit die "Vulgäre Analyse" von Shlomo Finkelstein öffentlich kritisiert und waren in dem Kanal dann auch zur Zielscheibe geworden. Jan S. schrieb t-online.de, er halte 0rbit für einen Shlomo-Unterstützer. Beide seien "eher rechts".

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