Mobilfunk Für wen lohnt sich ein Prepaid-Jahrestarif?
Die meisten Handynutzer bezahlen ihre Mobilfunkrechnung monatlich. Doch immer mehr Anbieter nehmen Prepaid-Jahrespakete in ihr Programm auf, teilweise zum Spottpreis. Wo ist da der Haken?
Seit Jahrzehnten fließt das Geld rund ums Handy und Smartphone im Monatsrhythmus. In jüngster Zeit finden sich aber immer mehr Angebote für ein Modell, das in Intervallen von 365 Tagen gedacht ist. Es geht um Prepaid-Jahrespakete. Sie werden von Mobilfunk-Discountern ebenso angeboten wie von Netzbetreibern. Kosten: Einmalig zwischen 50 und 100 Euro für zwölf Monate im Voraus.
Neben Telefonie-Minuten oder einer Telefonie-Flatrate erhält man darin auf einen Schlag einen Batzen Datenvolumen, etwa 12, 24 oder auch 100 Gigabyte (GB), das ein Jahr gültig ist. Die Jahrespakete erfreuen sich wachsender Beliebtheit, auch und gerade als Geschenk, beobachtet Alexander Kuch vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de".
Grundsätzlich richteten sich solche Pakete an Kunden, die das mobile Internet eher selten und sparsam nutzen, um etwa Internetseiten zu besuchen, Zugverbindungen zu suchen, Messenger-Nachrichten zu schreiben, und so nur wenig Volumen verbrauchen, erklärt Rainer Schuldt vom Fachmagazin "Computer Bild". "Auf den ersten Blick wirken die Pakete attraktiv, für datenintensive Fälle wie Video-Streaming oder den Versand vieler Fotos ist das Inklusiv-Volumen aber zu knapp bemessen."
Telefonie mit Tücken
Anders als bei Handyverträgen oder Prepaid-Karten ist die wichtigste Frage Alexander Kuch zufolge: Kann man die Inklusiv-Einheiten tatsächlich über das Jahr verteilen oder sind sie – wie bei manchen Anbietern – an den Monat gebunden? "Das ist dann, als würde man zwölf Mal einen Prepaid-Tarif zahlen und oft zu teuer."
Meist seien die Tarife so geregelt, dass man sich das Datenvolumen über 365 Tage selbst einteilen könne, erklärt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Dementsprechend selbstdiszipliniert muss man sein, sonst ist nach drei Monaten alles weg." Er rät deshalb, regelmäßig den Verbrauch zu prüfen. Dazu bietet praktisch jedes Smartphone einen Zähler an.
Wer braucht also solche Pakete? "Leute, die eine stark asymmetrische Nutzung haben", meint Kuch. Vielleicht Camper, die wissen, dass die Familie in so einem Urlaub häufiger mobile Daten nutzen wird. Oder Studierende, die für mehrere Monate ins Ausland gehen. Dank EU-Roaming können sie auch die Jahrespakete im EU-Ausland nutzen.
Daten frei verteilen
"Wer einen Tarif hat, in dem regelmäßig Gigabyte ungenutzt verfallen, zahlt womöglich zu viel", konstatiert Bradler. Mit einem Jahrespaket ließe sich das über einen längeren Zeitraum einteilen.
Auch für ausgesprochene Vieltelefonierer und leidenschaftliche SMS-Schreiber seien die Angebote sehr attraktiv, meint Schuldt, zumindest diejenigen mit einer Flatrate für Telefonate und SMS.
Für Kinder oder Jugendliche seien die Angebote weniger geeignet, meint Thomas Bradler, weil sie zu schnell zu viele Einheiten auf einmal verbrauchen und nicht genau abschätzen könnten, welche Anwendung wie viele Daten verbraucht.
Wer sich für ein Jahrespaket interessiert, sollte die Tarife vergleichen und auch einen Blick ins Kleingedruckte werfen. Außerdem wichtig: In welchem Netz wird man unterwegs sein, welche Daten-Höchstgeschwindigkeit wird versprochen und lässt sich 5G nutzen, falls das eigene Smartphone den neuen Mobilfunkstandard schon unterstützt?
Unbrauchbares Internet ohne Datenvolumen
Und was passiert, wenn das Datenvolumen verbraucht ist? "Nach Verbrauch drosseln alle Anbieter die Surfgeschwindigkeit auf unbrauchbare 32 bis 64 Kilobit pro Sekunde", weiß Schuldt. Damit sei die Nutzung des mobilen Internets praktisch kaum noch möglich.
Je nach Tarif wird der Internetzugang nach Verbrauch des Datenvolumens sogar komplett abgeschaltet, weiß Alexander Kuch erklärt. Eventuell lasse sich Zusatzvolumen nachbuchen, meist sei das aber zu teuer. Andere bieten nur an, ein komplett neues Paket zu kaufen. Dann heißt es abwarten bis zum nächsten Monat, der neues Volumen bringt.
Thomas Bradler rät zudem, darauf zu achten, ob das Jahrespaket wirklich nach einem Jahr automatisch endet, oder ob es sich nicht unter Umständen ohne explizite Kündigung als Abo verlängert.
Ein Fazit zieht Alexander Kuch: "Es sind nicht die allerbilligsten Pakete, aber Tarife, mit denen man ein Jahr lang seine Ruhe hat." Schließlich müsse man etwa Bei Prepaidkarten ständig überprüfen, ob noch ausreichend Datenvolumen vorhanden sei.
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- Nachrichtenagentur dpa