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Christchurch: Fast 200 Facebook-Nutzer sahen zu – Neuseeland zieht Konsequenzen


Massaker in Christchurch
Zwei Männer kommen für Verbreitung des Live-Videos vor Gericht

Von dpa, afp
Aktualisiert am 20.03.2019Lesedauer: 2 Min.
Ein Trauender vor der Moschee in Linwood: Bei einer Terrorattacke in Neuseeland starben 50 Menschen.Vergrößern des Bildes
Ein Trauender vor der Moschee in Linwood: Bei einer Terrorattacke in Neuseeland starben 50 Menschen. (Quelle: Mark Baker/ap-bilder)

Der Attentäter von Christchurch streamte seine Bluttat live auf Facebook. Knapp 200 Nutzer schauten sich die Übertragung an, ohne den Stream zu melden. Andere verteilten das Video bewusst im Netz weiter. In Neuseeland hat das Konsequenzen.

In Neuseeland ist ein zweiter Mann angeklagt worden, der das Live-Video des Anschlags in einer Moschee in Christchurch im Internet verbreitet hatte. Der 44-jährige Philip A. wurde nach Polizeiangaben am Dienstag festgenommen und wegen der Verbreitung unzulässigen Materials in zwei Anklagepunkten beschuldigt. Ein Richter ordnete Untersuchungshaft an. Der Mann soll am 15. April erneut vor Gericht erscheinen.

In Neuseeland sitzt bereits ein Teenager in Haft, der das Anschlagsvideo ebenfalls verbreitet hatte. Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass der 18-Jährige direkt in die Anschläge verwickelt war.

Der mutmaßliche Attentäter, der rechtsextreme Australier Brenton Tarrant, hatte am Freitag in zwei Moscheen in Christchurch auf Gläubige geschossen und 50 Menschen getötet. Seine Bluttat hatte er gefilmt und live im Internet übertragen.

200 Facebook-Nutzer sahen tatenlos zu

Facebook hat nach eigenen Angaben den ersten Hinweis auf das Anschlagsvideo von Christchurch nach 29 Minuten erhalten. Der Täter hatte seinen Angriff auf zwei Moscheen mit einer Action-Kamera gefilmt und per Facebook live ins Netz übertragen. Der erste Nutzerhinweis kam zwölf Minuten nach Ende dieses Livestreams, wie Facebook am Dienstag erklärte.

Das Video sei "binnen Minuten" nach einer Anfrage der neuseeländischen Polizei gelöscht worden, hieß es weiter. Damit blieb zunächst unklar, wie lange genau es online war. Livestream-Videos bleiben auch nach Ende einer Übertragung zum Abruf verfügbar.

Nutzer hat das Video erneut ins Netz gestellt

Das Video sei während des Livestreams weniger als 200 Mal angesehen worden, insgesamt rund 4.000 Mal, bevor Facebook es entfernte. Allerdings habe ein Nutzer der Plattform "8chan" eine Kopie auf eine Filesharing-Seite hochgeladen, noch bevor Facebook auf das Video aufmerksam wurde. Das dürfte zur späteren Verbreitung des Videos beigetragen haben.

Facebook hatte bereits am Wochenende erklärt, das Onlinenetzwerk habe allein in den ersten 24 Stunden 1,5 Millionen Videos mit der Darstellung des Anschlags gelöscht. Davon seien 1,2 Millionen bereits beim Hochladen gestoppt worden. Da Nutzer versucht hätten, die automatische Erkennung mit Veränderungen am Video auszutricksen, sei auch der Ton abgeglichen worden.

Das rassistisch motivierte Massaker am vergangenen Freitag kostete nach bisherigem Stand 50 Menschen das Leben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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