Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Katy Perrys Flug in den Weltraum Das ist unethisch und unsolidarisch

Der Unterhaltungsfaktor ist groß, wenn Prominente ins All fliegen. Der Nutzen dagegen eher klein, oder? Die Meinungen hierzu gehen auseinander.
Hunderttausende US-Dollar für einen Flug ins All: Immer mehr Prominente und Millionäre kaufen sich einen Sitzplatz für private Raumfahrtmissionen. Aktuelles Beispiel ist Katy Perry, die beim Raumfahrtunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos einen kurzen Ausflug in die Schwerelosigkeit gebucht hat. Sie erfülle sich damit einen langjährigen Traum, sagte die Sängerin.
Mit der zunehmenden Privatisierung der Raumfahrt steigt die Zahl solcher privaten Missionen. Doch es gibt auch Kritik. Das führt zu der Frage:
Sollten Prominente ins All fliegen dürfen?

Private Raumflüge dienen der Wissenschaft
Ein kleiner Flug für Katy Perry, ein großer Schritt für die Menschheit. Ein erwartbarer Einstieg, zugegeben. Aber Katy Perry lässt sich durch jeden anderen Prominenten ersetzen, die Aussage bleibt gleich. Jeder touristisch motivierte Flug bringt die Wissenschaft weiter. Denn die für solche Reisen entwickelten und erprobten Technologien helfen bei irdischen Problemen, wie etwa bei der Erforschung nachhaltiger Brennstoffe. Bestes Beispiel ist die "New Shepard"-Rakete, mit der Perry heute ins All geflogen ist. Diese Rakete setzt vor allem Wasserdampf frei und ist damit vergleichsweise umweltfreundlich im Gegensatz zu anderen Brennstoffen, etwa im Luftverkehr. Dieser kann von der Raumfahrt profitieren, um etwa klimafreundliche Kraftstoffe für Flugzeuge zu entwickeln.
Außerdem: Wenn es immer mehr Prominente und Millionäre ins All zieht, entstehen hier auf der Erde neue Jobs. Raumfahrtagenturen wie die Nasa beschäftigen jetzt schon Hunderte kleine Firmen, die bei der Erforschung und Entwicklung von Technologien helfen. Sicher, auch die Gefahr von Weltraumschrott nimmt zu. Gleichzeitig sind aber auch hier die privaten Raumfahrtfirmen führend. Die Entwicklung von wiederverwendbaren Raketenkomponenten hat das private Raumfahrtunternehmen SpaceX vorangetrieben.
Und das Beste daran: Anders als bei staatlicher Raumfahrt tragen hier nicht die Steuerzahler die Kosten, sondern private Investoren. Solche spektakulären Flüge wie heute wecken das öffentliche Interesse an der Raumfahrt und der entsprechenden Wissenschaft. Das kann junge Menschen motivieren, sich für technische Ausbildungen zu begeistern.

Bespaßung von Millionären
Die Ausgaben für Weltraumforschung sind gewaltig. Schätzungen der Space Foundation zufolge belaufen sich die weltweiten Ausgaben auf rund 500 Milliarden Euro im Jahr – inklusive privater Investitionen und kommerzieller Aktivitäten. Geld, mit dem sich laut anderen Schätzungen der Hunger und die Mangelernährung des gesamten Planeten bekämpfen ließen.
Auch für die Erreichung der Klimaziele wäre dieses Geld deutlich besser angelegt, selbst wenn es hierfür eher ein Tropfen auf den heißen Stein beziehungsweise den Planeten wäre. Immerhin könnten diese Milliarden die geschätzte Finanzierungslücke für Klimaanpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern mehr als schließen: etwa für Bildung, den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung oder die Bekämpfung von Krankheiten und die Stärkung von Gesundheitssystemen. Stattdessen verschmutzen private Flüge sowohl die Erde als auch das All. Der Nutzen für die Allgemeinheit steht in keinem Verhältnis zum ökologischen Schaden.
Natürlich profitiert die Menschheit von der Weltraumforschung: neue Technologien, bessere Netzabdeckung, effizientere Energiequellen, von der Warnung einer potenziellen Gefahr, die den gesamten Planeten auslöschen könnte, ganz zu schweigen. Doch der einzige Nutzen, den der teure Weltraumtourismus hat, ist die Bespaßung von Millionären und Milliardären, die offenbar zu viel Geld haben.
Der Weltraum wird so zum exklusiven Spielplatz für eine kleine Elite, während grundlegende Bedürfnisse auf der Erde nicht erfüllt werden. Das ist unethisch und unsolidarisch zugleich.
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- Eigene Meinung
- spacefoundation.org: "The Space Report 2023 Q2" (Englisch)