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Erdogan macht Wahlkampf mit Christchurch-Massaker – Neuseeland verärgert


Neuseeland und Australien verärgert
Erdogan macht Wahlkampf mit Christchurch-Massaker

Von dpa, afp, rok

Aktualisiert am 20.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan: Er setzt im Wahlkampf auch Aufnahmen vom Massaker in Neuseeland ein.Vergrößern des Bildes
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan: Er setzt im Wahlkampf auch Aufnahmen vom Massaker in Neuseeland ein. (Quelle: ap)
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Der türkische Präsident Erdogan benutzt Aufnahmen des Christchurch-Attentäters im Wahlkampf. Er fordert die Todesstrafe für den mutmaßlichen Täter und beklagt eine Islamphobie des Westens.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im türkischen Wahlkampf die Anschläge auf zwei Moscheen in Neuseeland als Angriffe auf den Islam und auch auf die Türkei verurteilt. Er sprach vom "jüngsten Beispiel des wachsenden Rassismus und der Islamphobie" des Westens. Dabei zeigte er am Wochenende sowie am Dienstagmorgen verpixelte, kurze Ausschnitte aus den Videoaufnahmen des Attentäters, während es in aller Welt Versuche gab, das Gewaltvideo aus dem Internet zu entfernen.

Erdogan droht Australiern mit antimuslimischer Gesinnung

Erdogan forderte zudem die Todesstrafe für den mutmaßlichen Täter – einen 28 Jahre alten Rechtsextremisten aus Australien. Er fügte hinzu. "Wenn Neuseeland ihn nicht zur Rechenschaft zieht, werden wir dies tun – auf eine andere Weise." Zugleich drohte er Australiern mit antimuslimischer Gesinnung dasselbe Schicksal an, wie es den Truppen der Entente-Mächte aus Großbritannien und Empire-Ländern wie Australien, Neuseeland sowie Frankreich im Ersten Weltkrieg bei der Schlacht von Gallipoli gegen eine vor allem osmanische Streitmacht widerfahren sei.

Bei der Schlacht von Gallipoli zwischen Februar 1915 und Januar 1916 starben mehr als 8.000 Australier und mehr als 2.000 Neuseeländer. Insgesamt kamen auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten ums Leben. Die osmanischen Truppen unterstützt von Deutschland und Österreich-Ungarn siegten.

Der australische Regierungschef Scott Morrison hat verärgert auf Erdogans Äußerungen reagiert. Morrison kündigte an, den türkischen Botschafter in Canberra einzubestellen. Die Äußerungen Erdogans bezeichnete er als "sehr beleidigend". Morrison weigerte sich auch, eine Entschuldigung anzunehmen. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern gab bekannt, dass Außenminister Winston Peters in die Türkei reisen wird, um Erdogan mit dessen Aussagen zu "konfrontieren". "Er geht dorthin, um die Dinge richtigzustellen, von Angesicht zu Angesicht", sagte Ardern.

Erste Todesopfer beigesetzt

Fünf Tage nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland sind unterdessen die ersten Todesopfer beigesetzt worden. Dabei handelte es sich um einen Vater und seinen Sohn, die erst vor wenigen Monaten als Flüchtlinge aus Syrien nach Christchurch gekommen waren.

Die beiden Syrer wurden auf einem Friedhof beigesetzt, der sich nur einen Kilometer entfernt von einer der beiden Moscheen befindet. Im Islam ist es eigentlich üblich, Tote innerhalb von 24 Stunden zu beerdigen. Wegen der kriminaltechnischen Ermittlungen müssen die Familien auf die Freigabe der Leichen jedoch viel länger warten als üblich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind alle 50 Todesopfer Muslime. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft.


Premierministerin Ardern bat die Hinterbliebenen um weitere Geduld. "Ich weiß, wie schwierig und frustrierend langsam das aus Sicht der Familien ist", sagte sie bei einem weiteren Besuch in Christchurch. Bis Mittwochabend wurden erst 30 der Toten freigegeben. Noch 29 Verletzte wurden in verschiedenen Krankenhäusern behandelt. Unter den acht Menschen, die noch in "kritischem Zustand" sind, ist auch ein vierjähriges Mädchen.

Schweigeminuten in Neuseeland

Eine Woche nach der Tat will Neuseeland am Freitag zwei Schweigeminuten einlegen. Zur Tatzeit soll das ganze Land stillstehen. Ardern kündigte auch an, dass es zu einem späteren Zeitpunkt in Christchurch eine nationale Trauerfeier geben soll. Für die Hinterbliebenen sind inzwischen mehr als fünf Millionen Euro auf einem Spendenkonto eingegangen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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