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Gesundheit, Religion, Sexleben: Tausende Top-Android-Apps spionieren heimlich für Facebook


Gesundheit, Religion, Sexleben
Tausende Android-Apps schnüffeln heimlich für Facebook

Von t-online, hd, str

Aktualisiert am 14.12.2018Lesedauer: 3 Min.
Auf Tinder war der Betrüger unterwegs, der das Opfer um einen fünfstelligen Betrag ärmer machte.Vergrößern des Bildes
Auf Tinder war der Betrüger unterwegs, der das Opfer um einen fünfstelligen Betrag ärmer machte. (Quelle: Thomas Trutschel/photothek.net/imago-images-bilder)
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Tausende Android-Apps nehmen heimlich Kontakt zu Facebook auf, sobald sie gestartet werden. Darunter

Bei Facebook zeichnet sich ein neuer Datenskandal ab. Sicherheitsforscher aus Frankreich und Kalifornien haben entdeckt, dass eine große Zahl an Android-Apps heimlich extrem sensible Daten an das soziale Netzwerk übermittelt. Die Daten sind nicht anonym und lassen sich Nutzern zuordnen. Das gilt sogar für jene, die gar kein Facebook-Konto haben.

Von den App-Spionen erfährt der Facebook-Konzern unter anderem, welche Programme verwendet werden und wann und wie oft sie geöffnet werden. Der Nutzer selbst ahnt von dem intensiven Datenaustausch im Hintergrund nichts.

Unter den Apps, die solche fragwürdigen Methoden anwenden, befinden sich so beliebte Android-Programme wie die Dating-Apps Tinder, Curvy oder Grindr. Letztere ist vor allem bei Homosexuellen beliebt. Aber auch Gesundheitsapps wie Kwit, for Diabetes oder Moodpath für Depressive kommunizieren heimlich mit Facebook.

Was will Facebook mit den Daten?

Für den Konzern sind das wertvolle Informationen außerhalb der eigenen Plattform: Wer häufig eine Dating-App öffnet, ist wahrscheinlich Single, auf der Suche nach einem anderen Partner – oder geht fremd. Wer oft eine Bibel-App öffnet oder eine muslimische App nutzt, verrät viel über religiöse Einstellungen. Wenn eine Frau oft den Schwangerschafts-Ratgeber benutzt, könnte sie eventuell bald eine Menge Kindersachen gebrauchen. Über Shopping-Apps erfährt Facebook, wenn der Nutzer nach einer neuen Kleidergröße sucht und womöglich an Gewicht oder Körperumfang zugelegt hat.

So landen die Daten bei Facebook

Die Datenweitergabe der Apps an Facebook erfolgt automatisch. Schuld daran ist ein Analyse-Tool von Facebook, das sehr viele Entwickler in ihre Apps einbauen. Facebook stellt solche Software-Bausteine, so genannte Software Development Kits (SDK) gratis zur Verfügung.

Sie erleichtern die Arbeit der App-Entwickler enorm. Mit den Analyse-Daten, die das Facebook-Toolkit liefert, können die Programmierer ihre App weiter optimieren. Die Alternative wäre, solche Analyse-Tools selbst zu entwickeln. Doch diesen Arbeitsschritt sparen sich viele App-Entwickler lieber und setzen Facebooks Programm-Baustein ein.

Entwickler wissen nichts von dem Datenproblem

Womöglich ist den Entwicklern nicht einmal bewusst, wie viele private Informationen ihrer Nutzer sie dem Social Media-Giganten dadurch ausliefern. Für sie ist es einfach nur praktisch, die fertigen Software-Bausteine von Facebook zu nutzen, statt eigene Analyse-Tools zu entwickeln.

Das Grund-Problem: Die Daten, die die Apps heimlich an Facebook übertragen, sind nicht richtig anonymisiert. Sie lassen sich leicht über eine ID einem bestimmtem Nutzer zuordnen. Und der legt sein Sozialverhalten, wenn er es in Apps mitteilt, komplett unwissentlich dem Facebook-Konzern offen.

Eine französische Nicht-Regierungsorganisation fand das Modul "Facebook Analytics" in rund 20 Prozent aller getesteten Apps. Das sind 8.535 Apps. Noch mehr fand das Forschungsprojekt in Kalifornien, es wurde in rund 30 Prozent aller untersuchten Apps fündig, insgesamt bei über 27.000 Apps.

Nutzer haben kaum Chancen, das Spiel zu durchschauen

Weniger als die Hälfte der untersuchten Apps versteckt einen Hinweis auf "Facebook Analytics" in der Datenschutzerklärung. Die heimliche, nicht-anonyme Datenübertragung läuft sogar auch dann, wenn man kein Facebook-Profil angelegt hat. Das verstößt unter anderem gegen das deutsche Datenschutzrecht.


Facebook hat versprochen, dass Nutzer in Zukunft sehen sollen, welche Informationen aus Apps an den Konzern fließen. Zuckerberg hatte diese "Clear History" im Mai 2018 angekündigt. Auch ein halbes Jahr später gibt es sie noch nicht.

Wer keine personalisierte Werbung sehen will kann sie so abstellen:

In den Einstellungen des Android-Smartphones: Einstellungen > Google / Google-Dienste > Anzeigen; iOS: Einstellungen > Datenschutz > Werbung) deaktivieren. Die Werbe-ID wird dann mit einem Zusatz versehen, übertragen und gespeichert. Facebook bekommt die Daten trotzdem, nutzt sie nach eigenen Angaben nicht nicht mehr für Werbezwecke.

Hinweis: Die App von t-online.de benutzt "Facebook Analytics" nicht.

Verwendete Quellen
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