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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alltagshelfer auf der IFA Jetzt steigen die Roboter schon zu uns ins Bett
Auf der IFA 2018 präsentieren viele Hersteller Haushaltsroboter. Andere zeigen Maschinen, die zwar nicht putzen können, dafür aber ganz andere menschliche Bedürfnisse befriedigen.
Er bellt, hebt erst die schwarz-weißen Pfoten und dann die Schnauze Richtung Besitzer. Gleich darauf stellt er sich auf alle vier Beine und holt ein weiß-rotes Stöckchen. Was aussieht wie ein Hund, klingt wie ein Hund und sich verhält wie ein Hund, ist gar kein Hund – jedenfalls kein echter.
Das hundeähnliche Wesen heißt AIBO, ein Roboter von Sony. Der Konzern präsentierte auf der IFA 2018 den Unterhaltungsroboter zum ersten Mal in Europa. Seit Januar verkauft Sony das Gerät in Japan. Mehr als 20.000 Stück wurden bereits produziert. Im September soll AIBO in den USA erscheinen. Ob das Gerät nach Europa kommt, steht noch aus. In Japan kostet er umgerechnet knapp 1.500 Dollar. Das neue Modell gilt als Nachfolger der Versionen, die Sony seit 1999 anbot, aber 2006 einstellte.
AIBO ist nur einer von vielen Robotern, die Besucher auf der IFA 2018 finden können. Hauptsächlich vertreten sind die üblichen Verdächtigen: Fenster-, Wisch-, und Saugroboter. Aber daneben finden sich auch einige besondere Geräte, die wie AIBO durch Innovation und Erfindergeist hervorstechen.
Somnox – der Roboter fürs Bett
Eines dieser Highlights ist der Roboter Somnox. Das Gerät ist grau-weiß, ähnelt einer Bohne und soll Menschen mit Schlafproblemen beim Einschlummern helfen. Dazu simuliert Somnox einen Atemrhythmus. Wer mit dem Gerät kuschelt soll nach einiger Zeit seinen eigenen Atemrhythmus an Somnox anpassen und so besser Entspannen. Zusätzlich kann Somnox Geräusche abspielen. Auf dem Gerät vorinstalliert sind beispielsweise weißes Rauschen oder das Schnurren einer Katze. Wer möchte, kann eigene Musik oder beispielsweise eine Hörbuch auf das Gerät laden. Somnox lässt sich dafür mit einer 16 Gigabyte microSD-Karte erweitern.
Der Schlafroboter wiegt knapp zwei Kilo. Das Eigengewicht hilft dabei, dass das Gerät stabil an Körper und auf dem Bett bleibt. Zudem soll es so ein lebendiges Wesen simulieren, sagt Julian Jagtenerg, einer der vier Entwickler von Somnox der Tech-Seite CNET: "Man soll damit kuscheln wie den Partner, einen Hund oder eine Katze", sagt Jagtenberg. "Darum ist es so schwer."
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Wer fürchtet, dass es mit Somnox unbequem werden könnte: Ein Test vor Ort zeigte, dass der Schlafroboter flauschig weich ist, das Innenleben war kaum zu spüren. Gesteuert wird das Gerät per App auf dem Smartphone. Dort können Nutzer für Somnox unter anderem einen Atemrhythmus einstellen und wann sich das Gerät ausschalten soll. Der Akku soll knapp zehn Stunden, also die ganze Nacht halten.
Laut Jagtenberg entwickelten er das Gerät aus einem persönlichen Grund: "Meine Mutter leidet an Schlafstörungen und war süchtig nach Schlaftabletten", sagt er t-online.de. "Als Ingenieur für Robotik dachte ich mir: Ich könnte meiner Mutter als Einschlafhilfe etwas in Roboterform bauen."
Das Gerät soll zudem Menschen helfen, die nachts oft aufwachen, etwa, weil sie unter Stress oder Angstzuständen leiden: "Ich reise in letzter Zeit sehr viel", sagt Jaktenberg. "Gestern vor der IFA war ich sehr nervös. Da hat mir Somnox beim Einschlafen geholfen." Daneben testen die Entwickler den Roboter derzeit an Menschen mit Demenz. Jaktenberg erzählt von einer älteren Dame mit der Krankheit, deren Ehemann verstorben ist. Mithilfe von Aufzeichnungen sollen die Entwickler den Ehemann in Somnox simuliert haben, so dass die Dame besser schlafen konnte.
Jaktenberg ist sich bewusst, dass manche Menschen Somnox als "Forever alone pillow" krisieren werden. "Aber nicht jeder hat einen Partner, und ich finde so etwas besser, als Tabletten zu nehmen", sagt der Ingenieur. Das Gerät ist ab Oktober erhältlich und wird 549 Euro kosten.
Loomo folgt einem auf Schritt und Tritt
Ebenfalls innovativ zeigt sich Segway Robotics mit seinem kniehohen Roboter Loomo. Bei dem Gerät handelt es sich im Grunde um einen Segway mit künstlicher Intelligenz: Der Loomo besitzt eine Art eckigen "Kopf" mit Kamera und Mikrofon. Auf Knopfdruck hebt Loomo den Kopf in Richtung des nächsten Menschen und betrachtet ihn mit seiner blau leuchtenden Kamera. Spricht jemand die Worte "Ok Loomo", horcht der Roboter auf. Besitzer können ihm beispielsweise befehlen, ein Foto zu schießen, ein Video zu machen oder dem Menschen auf den Fuß zu folgen. Geht der Auftragsgeber los, rollt Loomo ihm in einem Abstand von etwas mehr als einer Armlänge hinterher.
Im Test vor Ort funktionierte das tadellos. Biegt man jedoch zu schnell ab, kann es sein, dass Loomo seinen Menschen verliert. Zudem haperte es mit der Sprachsteuerung. Das könnte aber daran gelegen haben, dass im Saal laute Musik lief. Für so einen Fall können Besitzer Loomo manuell per Smartphone steuern oder Befehle erteilen.
Wer möchte, kann Loomo auch seine Tasche tragen lassen oder selbst aufs Gerät steigen und damit losfahren. In dem Modus lässt sich Loomo wie ein Segway steuern: Leicht nach vorne beugen bewegt sich das Gerät vorwärts, zurückbeugen bedeutet bremsen oder rückwärts fahren.
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Entwickler sollen für Loomo auch selbst Programme entwickeln können. Das Gerät fährt im Roboter-Modus circa acht Kilometer die Stunde, im Selbstfahrmodus sind es circa 18 Km/h. Eine Akkuladung soll laut Hersteller für circa 35 Kilometer reichen. Loomo wiegt etwa 19 Kilogramm. Interessenten können es derzeit für etwa 1.500 US-Dollar vorbestellen. Danach soll es knapp 1.800 Dollar kosten.
- Eigene Recherchen