Selbstoptimierung Warum Fitness-Apps nicht immer gesund sind
Fitnessarmbänder sind nur der Anfang: Apps tragen alle Fitnessdaten eines Nutzers zusammen und vermessen den Körper bis ins Detail. Das hat auch Schattenseiten.
Auf dem Bildschirm flackern bunte Kreise auf. Sportler eins kommt nicht so richtig hinterher. Dafür tritt Nummer sechs heute richtig in die Pedale. Ob vor Box-Geräten, Spinning-Rädern oder auf den Touchscreens der modernen Laufbänder: Überall auf der Fitnessmesse Fibo in Köln (noch bis 15. April) ist zu beobachten, wie digital und vernetzt die Sportwelt mittlerweile ist.
"Die Menschen sind immer und überall online, verbunden mit der Welt. Wir glauben, dass sie das auch beim Sport sein wollen", sagt Jason Worthy vom US-Hersteller Life Fitness. Das Unternehmen stellt auf der Fibo ein cloudbasiertes System vor, das die Fitnessdaten von Clubmitgliedern zusammenführt und auswertet. Der gläserne Sportler, könnte man sagen. Das Optimum fürs Training, halten andere dagegen.
Daten können motivieren
Für Worthy liegen die Vorteile auf der Hand: Fitness sei eine individuelle Sache. Während seine Frau beim Sporteln abgelenkt werden will, steht er auf Daten: "Ich will wissen, wie schnell ich war – und ob ich schneller war als beim letzten Mal."
Dient die Technik der Motivation, sei das natürlich erstmal nicht schlecht, findet Ingo Froböse von der Sporthochschule in Köln. Allerdings ist dann wichtig, dass ein Trainer die Daten auswertet und zum Beispiel den Trainingsplan entsprechend anpasst.
Die Rolle des Trainers ist auch für Christina Gregori wichtig. Sie bildet Instruktoren beim Hersteller Schwinn aus, der vernetzte Indoor-Fahrräder anbietet. Die verbinden sich mit den Fitnessarmbändern der Kursteilnehmer. Ihre Daten werden außerdem auf einen großen Bildschirm übertragen. "Sie können dann gegeneinander fahren oder alle gemeinsam ein Ziel erreichen", erklärt Gregori. Sich vergleichen, in einen Wettbewerb treten – "die Leute wollen das", sagt sie. Es sei aber Aufgabe des Trainers, das im Zaum zu halten. Denn wer sich aus Eifer überfordert, tut sich keinen Gefallen.
Wie und wo werden Fitnessdaten gespeichert?
Die Selbstvermessung birgt aber noch eine andere Gefahr. Denn je mehr Daten einer Person zusammengefasst werden, desto transparenter wird sie. Joanna Schmölz vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) rät deshalb, die AGBs zu lesen, wenn man seine Gesundheitsdaten preisgibt. Im Fitnessstudio lohnt es sich nachzufragen: Wie werden die Daten gespeichert? Anonym oder verbunden mit dem eigenen Namen? Und wer hat Zugriff auf das, was erhoben wird?
Die Unternehmen handhaben das durchaus unterschiedlich. Benjamin Krause vom Gerätehersteller Matrix etwa betont, dass die von den Matrix-Geräten erhobenen Daten rechtlich gesehen dem Sportler gehören. Nicht dem Studio, und auch nicht dem Gerätehersteller.
Bodygee sammelt Körperdaten von seinen Nutzern ein
Bei Bodygee ist das anders. Das Schweizer Unternehmen hat für seinen 3D-Bodyscanner gerade einen Innovationspreis auf der Fibo bekommen. "Der Personal Trainer erstellt mit unserem Scanner in regelmäßigen Abständen ein hochauflösendes 3D-Bild Ihres Körpers", erklärt Jens Stimpel aus der Bodygee-Geschäftsführung. Der Sportler kann seine Trainingserfolge dann auf seinem Smartphone bestaunen. Die dabei erhobenen Daten allerdings gehören laut Stimpel dem Studio.
Und Schmölz zufolge handelt sich dabei um mehr als nur ein paar Zahlen: "Beim 3D-Scan werden Unmengen an Daten erfasst", erklärt sie. "Mit Körperscanner-Aufnahmen können sich andere im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von jemandem machen." Auch Froböse findet, dass sich Sportler mit solchen Spielereien ganz schön nackig machen. Und das ohne Not. Denn Hobbyathleten brauchen solche Gadgets seiner Ansicht nach nicht. Und für die Dokumentation des Trainingserfolgs genügt im Zweifel auch ein Blick in den Spiegel.
- dpa