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Analoge Fotografie: Fotografieren ohne Hightech


Analog
Fotografieren ohne Hightech

t-online, Benedikt Sauer

Aktualisiert am 22.05.2017Lesedauer: 4 Min.
Analoges Fotografieren neu entdecken.Vergrößern des Bildes
Analoges Fotografieren neu entdecken. (Quelle: Symbolfoto/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Ja, es gibt sie noch, die analoge Fotografie. Und immer mehr Fotografenherzen pulsieren bewusst wieder für die alten Retro-Kameras mitsamt ihrem nostalgischen Charme, fernab von Megapixeln, Chipsteuerung und Photoshop-Nachbearbeitung. Eine faszinierende Leidenschaft, die sich lohnt, neu entdeckt zu werden. Wir präsentieren Ihnen die interessantesten Kameras als auch einen Querschnitt durch die analoge Fotografie.

Wenn Hans-Jürgen Beyers aus der Analogen Photo Gruppe (aphog.de) zur Kamera greift, beginnt für ihn ein Ritual, mit dem er nicht nur seine über 30-jährige Faszination für die analoge Fotografie zelebriert. Nein, es dient ihm auch als eine Art Ruhepol für seinen oftmals hektischen Alltag.

Fotografieren als Ritual

Denn so wie ein Musikliebhaber nach Feierabend hin und wieder alten und verführerisch knisternden Schallplatten lauscht, schwenken ambitionierte Fotografen wie die Beyers ihre Seele gerne mal in der klassischen Art zu fotografieren – analog, mit viel Zeit, Ruhe und aufmerksamen Sinnen.

Dabei geht es keinesfalls nur darum, mal wieder spaßeshalber mit veralteten Fotoapparaten zu knipsen. Das analoge Fotografieren hat viel mehr zu bieten.

Es ist eine kleine, gemütliche Reise zurück in eine Zeit, in der Bilder weitaus konzentrierter zustande kamen.

Während man heute mit seiner Digitalkamera dank großem Speicher meist frei drauflos knipst, hunderte von Bildern schießt, von denen dann vielleicht zehn sehr gut sind, muss man mit einer Analogkamera viel überlegter vorgehen – schließlich fasst ein Film im besten Fall nur 36 Bilder. Die Vorbereitung bis zum ersten Foto ist bei der analogen Fotografie immer etwas Besonderes. "Das fängt schon mit der Wahl der Kamera an", sagt Beyers.

"Liebhaber haben nicht selten mehrere Apparate zur Auswahl, die ausgeführt werden wollen. Und jeder hat so seine Eigenart. Am aufregendsten finde ich Modelle, bei denen alles noch mechanisch abläuft, wo ich mich mit alten Technologien, mit Mechanik statt mit Elektronik beschäftigen muss. Es ist toll zu hören, wie die Kamera werkelt."

Moderne Knipsen nehmen einem alles ab, das ist schön umgänglich. Man kann sich komplett auf das Motiv konzentrieren – und passt am Ende das Ergebnis nicht, lässt es sich ja noch im Nachhinein bearbeiten.

Man fotografiert quasi stets mit dem Gedanken an Photoshop, aber so wirklich ehrliche Fotografie ist das nicht, meint Beyers:

"Bei der Analogkamera habe ich hingegen etwas, das ich gut beherrschen muss, denn die gemachten Bilder kommen irgendwann unverfälscht ans Tageslicht. Ich fotografiere die Realität wie sie ist. Der Mensch ist da mit all seinen Poren, Pickeln und dem einen Zahn, der vielleicht ein bisschen gelber ist als die anderen."

Das intensivere Erlebnis

Wie ausdrucksstark und schön die analoge Fotografie sein kann, zeigt der renommierte deutsche Fotograf Jim Rakete in seinem Bildband "1/8 sec. / Vertraute Fremde". Rakete fotografierte die deutsche Prominenz in Schwarz-Weiß mit einer riesigen Linhof-Plattenkamera, eine faszinierende Technik aus der Frühzeit der Fotografie.

Das Ergebnis ist eine Ode an die analoge Fotografie mit beeindruckenden Bildern. Für Rakete selbst war die Fotografie lange Zeit die Fertigkeit, in nur 36 Aufnahmen eine Geschichte zu erzählen. Mit dem Siegeszug der Digitalkamera geriet diese Arbeitsweise jedoch mehr und mehr in Vergessenheit.

Wurzeln der Fotografie

Vielleicht ist das der Grund, warum sich immer mehr Fotografen wieder für die alte Technik interessieren. Sie scheint nicht mehr in unser digitales Zeitalter zu passen. Doch im Prinzip zeigt sie uns auf, was das Fotografieren früher ausmachte, und dass wir uns mit all den digitalen Finessen, die uns die ganze Arbeit abnehmen, auch immer ein Stück weit das Erlebnis rauben. >>

Überhaupt ist das Spiel mit den verschiedenen Filmen eine spannende Sache, die quasi nie langweilig wird. Jeder Film hat seine eigenen Charakteristiken, die sich später auf das Bild auswirken. Effekte, welche Sie heutzutage in Smartphone-Apps per Fingerdruck auf Ihre Fotos anwenden können. Klar, dass das in keinem Vergleich zum Original und der damit verbundenen Experimentierfreude steht.

Einfacher Einstieg

Der Einstieg in die analoge Fotografie findet sich leichter, als man heute vielleicht glauben mag. Noch immer sind Analogkameras im Handel erhältlich. Ältere Klassiker und die passenden Filme lassen sich problemlos übers Internet bestellen. Farbfilme können in der nächsten Drogerie entwickelt werden. "Wer vorzugsweise Schwarz-Weiß fotografiert, sollte sich indes ein Fachlabor suchen, da die Filme mitunter unterschiedliche Entwicklungszeiten benötigen, was in Großlaboren nicht möglich ist", erklärt Beyers.

Know-how gratis im Netz

Viel reizvoller ist es, die Filme selbst zu entwickeln. Eine Top-Ausstattung fürs eigene Fotolabor kostet nicht die Welt, das Know-how gibt es gratis im Netz. Belohnt wird die Mühe in diesem besonderen Moment, wenn Sie gespannt zuschauen wie sich Ihre Bilder entwickeln. Einfach unbezahlbar!

In unserer Foto-Show stellt Ihnen unser Experte Beyers in Zusammenarbeit mit APHOG nicht nur die beliebtesten Analogkameras vor, die größtenteils noch leicht zu bekommen sind, sondern auch einen Querschnitt durch die analoge Fotografie.

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