Veranstaltung trotz Pandemie Caravan Salon: Das sind die Wohnmobil-Trends 2020
Reisemobile und Caravans werden immer beliebter. Die neusten Modelle zeigt der Caravan Salon ab Freitag in Düsseldorf. Wegen der Corona-Pandemie findet die Messe allerdings etwas anders als gewohnt statt.
Nach der Zwangspause in der Corana-Pandemie wagen die Messeveranstalter einen Neustart. Für bis zu 20.000 Besucher pro Tag eröffnet der Caravan Salon am Freitag, den 4. September, in Düsseldorf die Hallen. Die Ausstellung rund um den Urlaub mit Reisemobil und Caravan ist gemessen sowohl an der maximalen Besucherzahl in den Messehallen als auch an der Ausstellungsfläche bundesweit die größte nach den massiven Kontaktbeschränkungen von Mitte März. Das geht aus einer Übersicht des AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft hervor.
Corona-Schutzkonzept – mehr als nur Abstand und Mundschutz
In Düsseldorf präsentieren von Freitag an 350 Aussteller insgesamt 200 Neuheiten auf der Messe für Camping- und Wohnmobilliebhaber, wie die Veranstalter vorab mitteilen. Ein Corona-Schutzkonzept mit viel Abstand allerorten macht demnach die Veranstaltung wieder möglich. Die Ausstellungsfläche ist diesmal mit rund 71.000 Quadratmetern kleiner im Vorjahr mit mehr als 112.000 Quadratmetern. Pro Tag dürfen wegen Corona maximal 20.000 Besucher das Düsseldorfer Messegelände betreten. Damit können an den zehn Messetagen höchstens 200.000 Besucher kommen. Die Zahl der Besucher war zuletzt von rund 250.000 Besuchern (2018) auf über 268.000 Besucher (2019) gestiegen.
Das Corona-Schutzkonzept der Messe setzt nicht nur auf die gängigen Regeln von eineinhalb Metern Abstand zu fremden Personen und Mund-Nasen-Schutz in Innenräumen. Lüftungsanlagen und offene Türen sollen für permanent frische Luft in den Hallen sorgen. Außerdem sind die Gänge den Angaben zufolge breiter und die Wartebereiche größer. Zusätzlich sollen Ordner und viele Abstandsmarkierungen dafür sorgen, dass Menschenansammlungen erst gar nicht entstehen. Die Oberflächen der Ausstellungsobjekte würden regelmäßig desinfiziert. Tickets sind nur online erhältlich. "Wir sind aber bisher sehr zufrieden mit dem Vorverkauf der Eintrittskarten", heißt es zwei Tage vor Messebeginn.
"Dies alles ist noch neu für uns, für unsere Aussteller und unsere Besucher. Wir sollten jedoch alle gemeinsam Acht geben, uns und unsere Mitmenschen zu schützen", appelliert Michael Degen, Direktor der Messe auch an die Besucher. Um Ansteckungen zu vermeiden, würden 600 Personen eingesetzt, die während der Messe informieren, reinigen und kontrollieren. "Unternehmen benötigen mehr denn je Plattformen, um sich und ihre Innovationen zu präsentieren, zu netzwerken und gemeinsam die Weichen für die Zukunft zu stellen", betont Degen.
Reisemobile und Caravane seit Corona-Krise im Trend
Eine gestiegene Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans gibt der Düsseldorfer Messe Rückenwind. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in Deutschland fast 55.000 sogenannte Freizeitfahrzeuge neu zugelassen – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Besonders in den Monaten Mai und Juni erlebte die Caravaning Industrie eine große Nachfrage. "Corona hat uns einen Extra-Schub gegeben – das ist die einzige Reiseform, mit der man autark ist", hat der des Geschäftsführer des Caravaning Verbandes CIVD, Daniel Onggowinarso, im Vorfeld der Messe vor wenigen Tagen erklärt.
Zu den 350 Ausstellern gehört auch in diesem Jahr wieder die Knaus Tabbert-Gruppe, die ihre Ausstellungsfläche laut Veranstalterangaben vergrößert hat. Die Trigano-Gruppe erweitere ihre Präsenz auf der Düsseldorfer Messe in diesem Jahr ebenfalls stark. Die Erwin Hymer Group ist hingegen den Angaben zufolge diesmal nicht dabei. Die Gesamtzahl der Aussteller war im Vorjahr fast doppelt so hoch.
Camping: Das sind die Trends 2020
Einer der Haupttrends der vergangenen Jahre hat sich in 2020 sogar noch verstärkt: der Run auf die Kastenwagen oder Camper-Vans. Mittlerweile gehört fast jedes zweite zugelassene Reisemobil dieser Gattung an, für die eigens die Messehalle 15 reserviert ist. Hier setzt sich immer stärker auch die Option auf ein Aufstelldach durch, um etwa für junge Familien vier Schlafplätze anzubieten.
Neu ist dieses Feature etwa beim Karmann Davis, beim Malibu-Van oder auch bei den – dort CUV genannten – Modellen von Knaus und Weinsberg. Die bieten ein selbst entwickeltes Pop-Up-Roof mit Dachfenster, Ambientebeleuchtung und Heizungsausströmern sowie in neuer LFI-Technik (Langfaser-Injection) an. LFI-Komponenten sind leichter und sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Temperaturen extrem widerstandsfähig.
Malibu bringt mit der Van-Variante "First Class two rooms" im Modell 640 LE eine blickdichte Trennung zwischen Bad-Schlafbereich und Wohnraum ins Spiel. Und beim Adria Twin finden vier Personen bereits in den Doppel-Stockbetten im Heck Platz.
Weitere Trends? Der Mercedes Sprinter bleibt als Basis-Fahrzeug im gehobeneren Preissegment beliebt. In Düsseldorf etwa werden als Neuheiten der Carthago C-Tourer, der schon länger angekündigte Eura Contura sowie eine dritte Variante des Frankia Yukon vorgestellt. Außerdem beweist die Kategorie Alkoven: Totgesagte leben länger. Hier beleben Modelle wie der Forster A699 DVB, der auf nur sieben Metern Länge mit einem Doppel-Etagenbett im Heck und der Liegefläche im Alkoven auf sechs feste Schlafplätze kommt, und der fast baugleiche Roller Team 271M die Szenerie. Die neue Hobby-Baureihe Ontour mit dem Erker überm Fahrerhaus ersetzt die bisherigen Siesta-Alkoven und rutscht mit dem Citroen Jumper als Basis in der bereits umfänglich ausgestatteten Grundvariante deutlich unter die 50.000-Euro-Grenze.
Schließlich gibt es bei den Reisemobilen noch einen Debütanten zu feiern. Der spanische Marktführer Benimar, ein Unternehmen der Trigano-Gruppe, wird über den Sprendlinger Hersteller Eura-Mobil jetzt auch in Deutschland vertreten und stellt in Düsseldorf erstmals seine Produktpalette vor. Benimar steht für gut ausgestattete Fahrzeuge im mittleren Preissegment und deckt als Vollsortimenter vom kompakten Kastenwagen-Van über teil- und vollintegrierte Fahrzeuge bis zum Alkoven alle Spielarten der Branche ab.
Elekromobilität spielt beim Caranvan Salon keine Rolle
Elektromobilität spielt auf dem Caravan Salon diesmal keine Rolle, zumal mit der Marke Dethleffs, die in den vergangenen Jahren mit diversen E-Studien aufhorchen ließ, ein Protagonist dieser Sparte fehlt. Allerdings rückt die Knaus-Tabbert-Gruppe zumindest das Thema Elektrizität mit ihren neuem Weinsberg-Wohnwagen Cara-Cito, der die bisherige Cara-Two-Baureihe ersetzt, in den Blickpunkt. Er ist der erste serienmäßigen Caravan, der ohne Gas auskommt. In dem Einsteiger-Modell ab knapp unter 11.000 Euro wird auf einem 230-Volt-Ceran-Kochfeld mit zwei Platten gekocht, läuft der 60-Liter-Kompressor-Kühlschrank auf 12 oder 230 Volt und funktionieren sowohl Heizung als auch die Klimaanlage nur, wenn der Wohnwagen an einer externen Stromquelle angestöpselt ist.
Weitere Caravan-Highlights sind die speziell auf Europa zugeschnittene Variante International 25 iB des amerikanischen Luxus-Kult-Wohnwagens Airstream, die komplett renovierte Fendt-Topbaureihe Diamant, der neue Tabbert Da Vinci mit einem frischem Exterieur-Design oder der Knaus-Klassiker Südwind in einer 60-Jahre-Jubiläumsedition mit einem Preisvorteil von über 6.000 Euro. Als Grundriss-Trend ist generell eine Tendenz zu einem über die ganze Wagenbreite reichenden Sanitärraum mit Dusche und Toiletten erkennbar.
Weitere Messen in 2020 geplant
Der Caravan Salon ist nach den Verbandsangaben die größte Messe, die im September in Deutschland über die Bühne geht. "Von September bis Dezember sind Stand heute noch rund 80 internationale und regionale Messen geplant, davon zwölf im September", erklärt AUMA-Bereichsleiter Harald Kötter. Fast gleichzeitig mit dem Caravan Salon finden die Tour Natur in Düsseldorf, die Kompaktausgabe der IFA Berlin, die regionalen Konsumgüter-Fachbesuchermessen Nordstil in Hamburg sowie Cadeaux und Midora in Leipzig und die regionale Publikumsmesse Boot & Fun in Werder/Havel statt.
Die Messe-Zwangspause im Frühjahr hatte für viele Unternehmen, Dienstleister und auch Kommunen negative Folgen. Laut AUMA sind coronabedingt für das laufende Jahr rund 180 internationale und regionale Messen abgesagt worden, geplant waren ursprünglich 330 Messen. Die abgesagten Messen hätten gemessen an den früheren Ergebnissen sechs bis sieben Millionen Besucher gehabt.
- Nachrichtenagenturen dpa, SP-X