"Dankbar" für Demos CDU-Landesvize provoziert mit Lob für Corona-Proteste
Der mecklenburgische CDU-Landesvize Ott begrüßt, dass sich die "Mitte der Gesellschaft erhebt"
Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Landesvize Sascha Ott hat sich zu den Protesten gegen die Corona-Politik in Bund und Land bekannt und dabei auch auf einen viel diskutierten Spruch von Ex-Kanzlerin Angela Merkel zurückgegriffen. "Ich bin dankbar, dass sich die Mitte der Gesellschaft erhebt und auf die Straße geht", heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung Otts.
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Unter dem Deckmantel der Pandemie werde die Freiheit dauerhaft beschnitten und in Berlin ein "Neues Deutschland" aus der Taufe gehoben. "Lassen wir diesen Augenblick also nicht ungenutzt! – 'Wir schaffen das' – aber nur in Freiheit!", schrieb Ott.
"Wir schaffen das" hatte Merkel 2015 zu Beginn der Flüchtlingskrise gesagt und damit heftige Debatten ausgelöst. Ott zählte zu den schärfsten Kritikern der von Merkel verantworteten Flüchtlingspolitik.
Linke-Vorstand: "CDU goes Schwurbelpartei"
Niema Movassat, Mitglied im Parteivorstand der Linken und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, kritisierte Otts Einlassung scharf. Dass die Proteste vor allem von Neonazis und Reichsbürgern ausgingen, sei Ott offenbar egal. "CDU goes Schwurbelpartei", twitterte er am Donnerstag.
Andere Twitter-Nutzer äußerten sich ähnlich: Es sei wohl nur noch eine "Frage der Zeit", bis Ott bei der AfD auftauche. Feinde der Demokratie in der Mitte der Gesellschaft zu verorten, sei ein "sicheres Zeichen".
Ott kritisiert Appell für friedliche Proteste
Es ist nicht das erste Mal, dass Ott sich zu den Corona-Protesten äußert. Kritik übte er auch an einem Beschluss des Schweriner Landtags in der vorigen Woche. Unter dem Titel "Demonstrationskultur schützen und stärken" hatte das Parlament zu Friedlichkeit bei Demonstrationen aufgerufen. In dem ohne Gegenstimme angenommenen Antrag wurden Bedrohungen und Angriffe physischer oder psychischer Art als inakzeptabel und illegitim gebrandmarkt. Die Entschließung war eine Reaktion auf Zwischenfälle bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen.
Jeder Bürger habe das Recht, seine Meinung auf einer Demonstration kundzutun, schrieb Ott. "Dass keine Straftaten begangen werden dürfen, ist selbstverständlich und Angelegenheit der Polizei. Insoweit wirkt die Entschließung des Landtages eher so, als wolle man kritische Stimmen mit allen Mitteln unterbinden."
- Nachrichtenagentur dpa