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Miriam Lange: "Das hat mir den Abschied von RTL leicht gemacht"


Interview
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Sie ging nach 18 Jahren
Miriam Lange: "Das hat mir den Abschied von RTL leicht gemacht"

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 10.06.2021Lesedauer: 8 Min.
Miriam Lange: Die Moderatorin war 18 Jahre lang bei RTL.Vergrößern des Bildes
Miriam Lange: Die Moderatorin war 18 Jahre lang bei RTL. (Quelle: IMAGO / Horst Galuschka)

Sie begann ihre Ausbildung bei dem Kölner Sender mit den drei Buchstaben und blieb. Miriam Lange sah sich selbst lange als "RTL-Kind". Bis sie Anfang 2020 zum WDR wechselte. Wie sie jetzt von außen ihre alte Heimat betrachtet, hat sie im t-online-Interview verraten.

*Hinweis der Redaktion: Das Gespräch mit Miriam Lange hat vor mehreren Wochen stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren einige Wechsel, wie der von Pinar Atalay zu RTL, noch nicht offiziell bekannt.

Zwischen Kindergeburtstagsfeier und dem wohlverdienten Feierabend erreichen wir Miriam Lange am Telefon. Die 41-Jährige ist vielbeschäftigt, steht gerade für die für sie "herausforderndste Sendung" als Moderatorin vor der Kamera. Und dabei hat die zweifache Mutter so einige TV-Erfahrung auf dem Buckel. Spannend: Nach 18 Jahren sagte sie bei RTL Lebwohl, um beim WDR das Format "Hier & heute" zu moderieren.

Kurz nach Langes Wechsel steht nun im Hause RTL eine große Veränderung vor der Tür. Der Sender strukturiert um, trennt sich zum Beispiel von Vorzeige-Nörgler Dieter Bohlen. "Mein RTL" will seriöser werden. Von den Veränderungen spürte auch die gebürtige Frankfurterin lange vor ihrem Wechsel etwas. Wie und warum sich der Sender ihrer Meinung nach verändert und ob sie ihren Wechsel schon bereut, hat Lange im Interview erzählt.

t-online: Frau Lange, Sie haben Ihren Heimatsender RTL nach 18 Jahren verlassen und sind zum WDR gewechselt. Haben Sie das in den vergangenen Monaten schon einmal bereut?

Miriam Lange: Nein. Ich habe meinen Wechsel von RTL zum WDR nicht bereut. Ich habe mir das reiflich überlegt. Ich hatte schon länger damit geliebäugelt, auch mal etwas anderes auszuprobieren. Ich hatte relativ früh bei RTL die Chance, zu moderieren und reinzukommen. Ich habe dort meine Ausbildung gemacht und war immer ein absolutes RTL-Kind. Ich konnte tolle Erfahrungen sammeln, hatte gute Jahre, die ich nicht missen möchte. Aber irgendwann möchte man auch was anderes. Ich war tatsächlich 18 Jahre da. 18, das war für mich schon eine Signalzahl.

Inwiefern?

Ich habe gedacht: So alt bin ich schon!? Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich wollte über den Tellerrand gucken. Mein 40. Geburtstag war ausschlaggebend. Er hat viele Gedanken in mir ausgelöst. Ich fühlte mich eigentlich gar nicht so alt. Ich wollte einfach etwas Neues im Leben. Ich wollte gucken, was überhaupt noch möglich ist und ob ich mich neu orientieren kann.

Wie kam es dann zum Wechsel?

Es war, als hätte das jemand gemerkt. Denn dann kam die Möglichkeit für mich zum WDR zu wechseln, für diese wunderbare Sendung "Hier und heute". Gerade als Moderatorin hat mich diese Sendung und auch die Nachfolgesendung "Daheim und unterwegs" vor neue Herausforderungen gestellt.

Welche Herausforderungen waren das, die es bei RTL für Sie nicht gab?

Es werden verschiedene Themen in einer Sendung behandelt. Wir haben eine lange Livestrecke, ohne Prompter. Alles ist ganz frei und wir haben viele tolle Gästen. Wir backen, kochen und basteln. Vor allem geht es in "Hier & heute" aber auch um relevante und tagesaktuelle Themen. Da ist wahnsinnig viel dabei. Als die Möglichkeit vom WDR kam, habe ich gar nicht mehr überlegen müssen. Ich fand das einfach spannend und interessant und habe auch relativ schnell Ja gesagt und bis heute nichts davon bereut.

Haben Sie sich schnell eingelebt?

Es war eine schwierige Zeit. Ich habe gewechselt und drei Monate später kam Corona. Das konnte man natürlich nicht ahnen. Es war gar nicht so einfach. Plötzlich war die Kita zu, es gab nur noch Notbetreuung. Die Omas durften nicht kommen. Da habe ich mir Sorgen gemacht. Ich war gerade neu im Job und konnte nicht sofort sagen: Ich kann jetzt nicht arbeiten. Diese doppelte und dreifache Herausforderung war anfangs belastend. Aber zum Glück hat das alles funktioniert. Ich bin super dankbar.

Sind Sie RTL entwachsen?

Das weiß ich nicht. Ich hatte diese wunderbare Möglichkeit, so viel bei RTL machen zu können. Ich habe bei "Guten Morgen Deutschland" moderiert, bei "Punkt 12" und "exklusiv!". Ich war für den Spendenmarathon im Einsatz und habe viele Live-Reporter-Sachen machen können. Dadurch, dass ich so früh schon so viel gemacht habe, fiel es mir schwer, zu sehen, was da noch kommen sollte. Der nächste Schritt auf der Karriereleiter war für mich nicht ersichtlich. Und dann eine Sendung zu bekommen, die nochmal so ganz anders ist und die es bei RTL so nicht gibt, fand ich spannend. Bei RTL gab es für mich diese Möglichkeit in der Komplexität nicht. Mit Gesprächen hätte sich vielleicht noch die eine oder andere Möglichkeit ergeben, aber ich habe da am Ende nicht mehr so viel Energie reingesteckt. Ich bin RTL nicht entwachsen, es war einfach ein glückliches Timing für mich.

Wie hat Ihr damaliger Arbeitgeber denn auf Ihren Weggang reagiert?

Die haben relativ schnell gesagt, dass das nach einer tollen Wendung für mich klingt. Viele meinten: Das passt zu dir. Ich bin da keine verschlossenen Türen eingerannt. Ich bin mit viel Wehmut und einem weinenden Auge gegangen. Aber irgendwie hat jeder diesen Schritt verstanden. Es haben mir auch viele gesagt: Das wäre so in unserem Bereich gar nicht möglich, was du da jetzt beim WDR machen kannst. Das hat mir den Abschied bei RTL leicht gemacht.

Jetzt will sich RTL umstrukturieren. War das zu Ihrer Zeit auch schon bemerkbar?

Als ich noch da war, fing es schon damit an, dass alles auf Links gedreht wurde. Da war mir aber schon klar, dass ich wohl nicht mehr so ewig dabeibleiben werde. Deswegen habe ich das auch nicht mehr so bewusst mitgekriegt, weil ich mich auch ehrlicherweise nicht mehr damit befasst habe. Warum soll ich mich mit einer Umstrukturierung beschäftigen, wenn ich weiß, dass ich gar nicht mehr dazugehöre.

Wie sehen Sie von außen betrachtet diesen Plan der Neuorientierung bei RTL?

Wenn ich das jetzt betrachte, mit etwas Abstand, denke ich mir: Wahnsinn, das ist eine ganz andere Welt. Das was RTL jetzt werden will, ist für mein Gefühl eine Drehung um 180 Grad. Ich denke mir jetzt, was ich für eine tolle Zeit hatte. Rückblickend wirkt es für mich so, als wäre es damals weicher und kuscheliger gewesen. Ich bekomme viel mit und das ist so mein Gefühl. Ich habe zu vielen Kollegen noch Kontakt. Da tauscht man sich natürlich auch aus.

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Was steckt hinter dem Wandel von RTL?

Ich habe 2000 mit meinem Volontariat angefangen, da war alles noch ganz anders. Natürlich hatte man auch da schon Quotendruck, aber trotzdem war alles ein wenig entspannter. Das ist schwierig zu beschreiben. Wir hatten viel mehr Spaß, hatten ein gutes Programm und irgendwie stimmten auch die Quoten immer. Dann kam die Digitalisierung und damit auch die vielen Streamingdienste. Da hat man gesehen: Okay, jetzt muss sich etwas ändern. Wir können nicht so weitermachen, wie bisher. Wir mussten zusehen, dass wir die Leute, die abgewandert sind, wieder einfangen. Wir mussten ein spannendes Programm anbieten. Ich glaube, dass so ein Prozess auch erst mal länger dauert, um zu fühlen, wo die Reise hingeht. Eine Zeit lang lief das ganz gut. Aber irgendwann hatte RTL keine Chance mehr und musste sich neu ausrichten. Das geht anderen Sendern ganz genauso. Irgendwann muss ein Sender mal etwas anderes anbieten und etwas Neues versuchen, um den Zeiten gerecht zu werden. Man muss sich anpassen und braucht eine kleine Revolution, um zu schauen, dass man den Anschluss und vor allem die Zuschauer nicht verliert.

Und dafür braucht es die Umstrukturierung?

Ob es diese radikalen Umbrüche, die gerade passieren, wirklich braucht, das kann ich als Außenstehende nicht mehr sagen. Ich bin ehrlich gesagt au überrascht, wie viele neue Personalien jetzt dort sind. Ich kenne kaum jemanden mehr. Viele Positionen wurden neu besetzt, wenn ich das nun so lese, kommt mir das alles fremd vor. Ich denke, RTL muss zukunftsorientiert sein und gucken, wo die Reise hingeht. Ob das jetzt alles auf 180 Grad gedreht werden musste, finde ich schwierig zu beurteilen.

Was unterscheidet den WDR von RTL aus Ihrer Sicht?

Der WDR ist ein ganz anderer Sender als RTL. Ich war sehr positiv überrascht, wie gut der WDR online aufgestellt ist. Die haben für jede Sendung eigene Online-Redaktionen. Die geben auch auf Social Media richtig Gas, davon bin ich gar nicht von ausgegangen. Da ist der WDR schon weiter als RTL.

Woran liegt es wohl, dass RTL erst so spät auch auf Online umgestiegen ist?

Das war bei RTL nie im absoluten Fokus. Man hat sich darauf verlassen, dass man Zuschauer hat. Der Onlinebereich wurde vernachlässigt. Da hätte RTL früher loslegen können.

Was macht für Sie persönlich den Unterschied zwischen RTL und WDR aus?

Ich habe jetzt eine ganz andere Zielgruppe. Die ist älter als bei RTL. Dadurch gibt es auch andere Themen. Der WDR spricht aber auch verstärkt die junge Zielgruppe an und das finde ich super. Der Sender bekommt einen guten Spagat hin. Die Alten sozusagen nicht zu vergraulen, aber auch den Jungen ein interessantes Programm zu bieten. Für die Fernsehmacher ist das viel herausfordernder. Bei RTL wird ganz klar eine jüngere Zielgruppe angesprochen, da können die Themen jünger sein. Bei uns, beim WDR, ist es eine Gratwanderung, da muss man gucken, wie man bestimmte Themen platziert. Das finde ich spannend und ich denke, es gelingt uns sehr gut. Ich selbst bin auch keine 20 mehr. Da blickt man durch eine andere Brille. Als ich bei RTL angefangen habe, da hat es zu mir gepasst, dass alles sehr hip und jung war. Aber jetzt denke ich viel mehr über andere Sachen nach und finde mich beim WDR viel mehr wieder.

Die Corona-Krise hat für Sie keine großen beruflichen Einschränkungen mit sich gebracht. Sie standen auch weiterhin vor der Kamera, richtig?

Genau. Das ist wirklich das große Glück, dass das Fernsehen weiterhin geguckt wird. Ich finde sogar, dass Fernsehen einen noch höheren Stellenwert bekommen hat. Die Leute sind viel mehr zu Hause und haben mehr Lust, was anderes zu sehen und zu hören als nur Corona. Meine Sendung zum Beispiel hat einen ganz tollen Mix an verschiedenen Themen. Wir sprechen auch über Corona, das ist klar. Aber ich denke immer, es ist auch schön, etwas anderes mitzugeben. Ich bin auf jeden Fall froh, in einer Branche zu arbeiten, die von Corona nicht so sehr betroffen ist.

Sie waren 18 Jahre bei RTL. Wie sehen Sie Ihre Zukunft beim WDR? Steht auch da nach 18 Jahren ein Wechsel an oder bleiben Sie bis zum Ende Ihres Berufslebens?

Ich bin immer da glücklich, wo ich zufrieden arbeiten kann. Mir ist es wichtig, dass ich ein tolles Team und eine tolle Sendung habe. Ich bin momentan wahnsinnig glücklich und es könnte nicht besser laufen. Im Moment denke ich nicht an einen Wechsel. Ich bin auch sehr eingespannt. Das ist die herausforderndste Sendung, die ich jemals in meinem Leben gemacht habe. Sie bedarf einer sehr intensiven Vorbereitung. Deswegen habe ich gar nicht die Zeit, mich anderweitig umzugucken (lacht). Beim WDR und der ARD wird gerade so viel geplant und neue Ideen kommen auf den Tisch, dass man nie weiß, ob hier auch weitere Formate interessant werden können. Da gibt es viele Möglichkeiten. Wenn sie mich weiter haben wollen, dann könnte ich hier auch in Rente gehen. Aber ich sage grundsätzlich niemals nie. Zum jetzigen Zeitpunkt könnte ich mir aber vorstellen, hier mit dem Krückstock herauszugehen.

Verwendete Quellen
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