Wegen Podcast-Äußerungen Precht und Lanz: "Ganz neuer Tiefpunkt!"
Die Kritik an Richard David Precht und Markus Lanz reißt nicht ab: Politik und Verbände zeigen sich entsetzt über die Äußerungen im Podcast.
In der Debatte um Äußerungen des Bestsellerautors Richard David Precht und des ZDF-Moderators Markus Lanz hat sich nun auch der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft eingeschaltet. "Precht jetzt auch als Titan des Antijudaismus. Masel tov! Wie kann man ohne historische Bildung das Gerücht streuen, man sei ein großer Philosoph?", sagte Volker Beck der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Der ehemalige Bundestagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen nannte Prechts Aussagen in dem ZDF-Podcast "Lanz&Precht" "ein einziges Klischee-Potpourri". Auch der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) nannte die Aussagen einen "Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinde in Deutschland". Bei den von Precht getätigten Äußerungen "müssen wir uns über Antisemitismus und Vorbehalte, gar Hass gegenüber hier lebenden Jüdinnen und Juden und dem Staat Israel nicht wundern", hieß es am Sonntag in einer Stellungnahme.
Der Vorstand der ORD besteht aus den Rabbinern Avichai Apel, Zsolt Balla und Yehuda Puschkin. Sie kritisierten auch das Verhalten des Fernsehsenders, der auch auf t-online-Anfrage zunächst nicht auf die Vorwürfe an dem Podcast reagiert hatte. "Dass Precht damit auch noch eine Plattform in einem Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erhält und seine kruden Meinungen vom ZDF-Moderator Markus Lanz auch noch unwidersprochen bleiben und teilweise bestätigt werden, ist skandalös", so die Rabbiner.
CDU-Politikerin: "Antisemitische Stereotype"
Der 58-jährige Autor gilt als Star des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Allerdings polarisierte er bereits in der Vergangenheit mit seinen Positionen. Inzwischen hat Precht auf die Kritik an seiner Judentum-Aussage reagiert und die infrage stehende Passage als missverständlich bezeichnet.
Auch der Sender reagierte mittlerweile. Er entschied sich dazu, die umstrittene Aussage aus dem Podcast herauszuschneiden und die Folge mit einem erklärenden Hinweis zu versehen. Precht selbst ist um Schadensbegrenzung bemüht. So sei seine Einlassung zur jüdischen Religion "nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde". Er wolle das in der kommenden Folge des Podcasts noch einmal zum Thema machen.
Schon am Samstag hatte die israelische Botschaft in Deutschland Precht Antisemitismus vorgeworfen. "Schuster bleib bei deinen Leisten: Lieber Richard David Precht, wenn man keine Ahnung vom Judentum hat, sollte man besser nichts darüber sagen, als uralte antisemitische Verschwörungstheorien aufzuwärmen", teilte sie auf X mit.
Ähnlich äußerte sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Sprecherin des Jüdischen Forums der CDU, Karin Prien. "Antisemitische Stereotype by Superphilosoph Richard David Precht. Deutschland 2023. Fassungslos." Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Beck wiederholte seine Vorwürfe bei X: "Mazal tov, die Herren Precht & Lanz, ein ganz neuer Tiefpunkt!"
- juedische-allgemeine.de: "Die Spitze der Orthodoxen Rabbinerkonferenz ist für weitere vier Jahre im Amt"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa