"Rassistischer Ausfall", "Tiefpunkt des Abends" Dieter Hallervorden löst mit Äußerung in ARD-Show Wirbel aus

Eine Szene aus "75 Jahre ARD – Die große Jubiläumsshow" wirft im Nachhinein Fragen auf. Warum hat der Sender die Entgleisungen Hallervordens gesendet?
Auch am nächsten Morgen war von der ARD kein Eingeständnis zu hören. Christine Strobl ließ sich extra in einer Pressemitteilung zitieren. "Ein Abend, der Millionen berührte", jubelte die ARD-Programmdirektorin. Sie bedanke sich beim zuständigen NDR und besonders beim Verantwortlichen Andreas Gerling, "der 75 Jahre ARD mit Esprit, Emotionen und großer Inszenierung fühlbar gemacht hat".
Wie viel Esprit in dem Auftritt von Dieter Hallervorden steckte, der in der "75 Jahre ARD"-Jubiläumsshow längst auf den Index gesetzte Wörter wie "Zigeunerschnitzel" und "Negerkuss" sagte, bleibt dabei unerwähnt. Zur Erinnerung: Die im TV gezeigte Geburtstagssause war keine Live-Show, sondern längst aufgezeichnet. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die kontroversen Äußerungen Hallervordens zu entfernen. Der NDR entschied sich anders, am Ende landete alles ungefiltert im Ersten.
"Hätte ich gewusst, dass man das nicht mehr sagt"
Als der Kabarettist auf dem Showsofa neben Moderator Kai Pflaume Platz nahm, sagte er noch, dass er ein politischer Mensch sei und ihm deshalb die Satire besonders am Herzen liege. Mit ihr könne er "politischen Nachhilfeunterricht geben", so Hallervorden. Dazu kam es kurz darauf tatsächlich.
N-Wort
Der Begriff "N-Wort" umschreibt eine früher übliche, aber rassistische Bezeichnung schwarzer Menschen. Sein Gebrauch zielt darauf ab, das eigentliche Wort nicht unnötig zu reproduzieren, da es beleidigend und diskriminierend ist. t-online nutzt den Ursprungsbegriff nur dann, wenn es zum Verständnis unbedingt erforderlich ist und ordnet ihn dabei stets als rassistisch ein.
Denn Hallervorden schlüpfte in sein Kostüm und spielte gemeinsam mit seinem Partner Harald Effenberg noch einmal seinen Kult-Sketch "Palim, Palim" nach, in dem zwei Gefängnisinsassen aus Langeweile miteinander Kaufmannsladen spielen. Statt die Nummer einfach als Kopie aus der Reihe "Nonstop Nonsens" aus dem Jahr 1977 umzusetzen, verpassten sie dem Sketch eine neue Einleitung. "Mann, Mann, Mann", stöhnte Hallervorden und fügte an: "Hätte ich gewusst, dass man das nicht mehr sagt." Anschließend verwendete er die genannten Z- und N-Begrifflichkeiten.
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Die Reaktionen in den sozialen Medien ließen nicht lange auf sich warten. Es herrschte dabei hauptsächlich Verwunderung darüber, wieso die ARD diesen Moment unzensiert zuließ. Zumal die Inszenierung suggerierte, Hallervorden sei für diese Äußerungen inhaftiert worden. Nutzer monierten den "rassistischen Ausfall" und den Umgang des Senders damit. Andere lobten Hallervorden dafür, sich nicht "den Mund verbieten" zu lassen.
In der "Zeit" war in einer TV-Kritik anschließend vom "Tiefpunkt des Abends" die Rede. In einem "Stern"-Kommentar empörte sich der Autor: "Das N-Wort in der ARD: Geht's noch, Herr Hallervorden?" Doch darauf gibt es bisher keine Antwort der Verantwortlichen – es sei denn, die Tatsache, dass die aufgezeichnete Sendung an dieser Stelle unverändert gesendet wurde, ist Antwort genug. Auf Anfrage von t-online änderte sich das allerdings am Sonntag. Hier lesen Sie, wie die ARD auf Hallervordens Formulierungen reagiert.
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- Eigene Recherchen
- ARD: "75 Jahre ARD - Die große Jubiläumsshow" vom 5. April 2025
- twitter.com: #Hallervorden
- zeit.de: "Zum Jubiläum das N-Wort" (kostenpflichtig)
- stern.de: "Das N-Wort in der ARD: Geht's noch, Herr Hallervorden?"