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DFB-Held Rudi Völler privat: Der Mann, der sein eigenes Lied hasst


Rudi Völler privat
Der Mann, der sein eigenes Lied hasst

Von t-online, sow

Aktualisiert am 13.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Rudi Völler: Er entzückt die Massen.Vergrößern des Bildes
Rudi Völler: Er entzückt die Massen. (Quelle: Simon Hofmann/Getty Images)

Rudi Völler ist der Mann der Stunde. Er hat die DFB-Elf wieder zum Erfolg geführt. Nicht nur sportlich begeistert der 63-Jährige, auch menschlich scheint es zu passen.

Rudi Völler muss diese Momente am Dienstagabend in Dortmund gehasst haben. 60.000 Menschen, die plötzlich voller Euphorie gemeinsam in Sprechchöre einstimmen, die einem Mann zujubeln, längst vergessen geglaubtes Liedgut aus der Mottenkiste kramen – und dabei auf "Es gibt nur ein' Rudi Völler" stoßen. Ein Gassenhauer, den der Besungene selbst ganz und gar nicht leiden kann.

Sein Spitzname "Tante Käthe" habe ihn nie genervt, versicherte Völler in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vergangenes Jahr. "Das war kein Problem. Aber dieses Lied 'Es gibt nur ein' Rudi Völler' war schon hart. 2002 nach unserem zweiten Platz bei der WM war es am schlimmsten", sagte Völler. Bei den vielen Einladungen habe er deshalb immer gesagt: "Okay, ich komme. Aber bitte nicht dieses Lied spielen."

 
 
 
 
 
 
 

"Völler, übernehmen Sie!"

Den Massen kann er hingegen keine Playlist vorschreiben. Sie freuten sich über die Rückkehr des Weltmeisters von 1990, der schon einmal, Anfang der 2000er, als Trainer die Nationalmannschaft übernommen hatte. Es folgte ein Achtungserfolg, die WM-Finalteilnahme 2002 – und ein eher unrühmliches Ausscheiden bei der EM 2004. Rudi Völler verzeihen die Menschen in Deutschland dennoch alles, so scheint es. Und nun schreibt die "Bild"-Zeitung vom "Rudi-Rausch" und auch t-online-Sportchef Andreas Becker fordert: "Völler, übernehmen Sie!"

Dabei ist der Anteil des Interimstrainers am überraschenden Sieg gar nicht so groß. Seine Co-Trainer Hannes Wolf und Sandro Wagner spielen dabei eine entscheidende Rolle. Und auch Völler selbst hat nun mehrfach betont, den Job des Bundestrainers nicht über das Spiel Deutschland gegen Frankreich hinaus machen zu wollen. Aber es hilft alles nichts: Die Geschichte vom "Bundes-Rudi" entwickelt derzeit ihre Eigendynamik – und daran dürfte neben der sportlichen Komponente vor allem auch der menschliche Aspekt seinen Anteil haben.

Jeder Mensch in Deutschland kennt Rudi Völler. Ob als Nationalspieler, Champions-League-Gewinner von 1993 mit Olympique Marseille, Manager bei Bayer Leverkusen oder eben jetzt als Funktionär beim DFB: In seiner nunmehr 46-jährigen Laufbahn als Fußballprofi in unterschiedlichen Rollen hat er Fußstapfen hinterlassen – und dabei nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten.

Völler ist geradeheraus, nahbar, ein Macher und einer, der schon alles erlebt hat im Fußballgeschäft. "Es ist ja ein schmaler Grat zwischen traditionell und altmodisch", sagte er der "Süddeutschen" und blickte dabei einerseits auf seine eigenen Erfahrungen auf dem Platz. 1977 begann er das Kicken in Offenbach, sein letztes Spiel bestritt er 1996 für Bayer Leverkusen. "Provokationen waren gang und gäbe. Aber ich komme aus der Generation von Spielern, für die es einen Grundsatz gab: die Bleibt-auf-dem-Platz-Regel."

"Meine Kinder ermahnen mich manchmal"

Er ist in Hanau aufgewachsen, mit "vielen Amerikanern, vielen Schwarzen [...], so wie mit Italienern, Portugiesen oder Türken". Völler habe "kaum rassistische Sachen" erlebt. "Als Spieler konnte ich schon wild sein und verbal offensiv werden – aber wegen seiner Herkunft habe ich niemals einen Gegner beleidigt." Doch der 63-Jährige ist nicht in der Zeit stehen geblieben – auch wegen seiner Kinder.

Rudi Völler hat vier leibliche Kinder und eine Stieftochter: Marco und Laura aus erster Ehe, Kevin und Bryan aus zweiter Ehe sowie Stieftochter Greta. Mit der Italienerin Sabrina Völler ist er seit 1995 verheiratet. Seine Kinder haben durchaus Einfluss auf ihn: "Gewisse Dinge, die wir früher wie selbstverständlich gesagt haben, sagt man heute nicht mehr. Schnitzel mit Zigeunersauce, das ist vorbei. Meine Kinder ermahnen mich manchmal: 'Papa, das darfst du nicht sagen.' Man muss nicht alles mitmachen, nur weil es gerade angesagt ist, aber man muss gedanklich beweglich bleiben."

Seine Frau hat "sich ein bisschen dran gewöhnt"

Dass er nicht immer für seinen Nachwuchs, inzwischen allesamt erwachsen, Zeit hat, liegt allerdings auch an seiner nie enden wollenden Leidenschaft für Fußball. In seiner Freizeit gucke er auch mal zwei Spiele gleichzeitig, gab Völler in der Vergangenheit zu. Was seine Frau davon halte, wurde er letztes Jahr gefragt. "Sie hat sich ein bisschen dran gewöhnt. Das wird schon manchmal grenzwertig, aber zum Glück haben wir auch italienisches Fernsehen zu Hause."

Dieser Humor ist es vermutlich auch, der einiges zur Popularität Völlers beiträgt. Doch der 90-fache Nationalspieler hat nicht nur Höhen durchlebt, auch Schattenseiten gehörten dazu. Sein zwölf Jahre älterer Bruder Daniel verstarb 2014 an Krebs. Er soll ihm sehr nahegestanden haben – und ließ sich dennoch in der Öffentlichkeit nichts anmerken. Rudi Völler, harte Schale, weicher Kern. Einer, der sein eigenes Heldenlied doof finden kann und dennoch geliebt wird.

Verwendete Quellen
  • süddeutsche.de: "'Aus dem wird nie was, der hat zu dünne Beine'" (kostenpflichtig)
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