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Till Lindemann wird privat attackiert: Seine Wohnung wird zur Zielscheibe


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t-online deckt Attacke auf
Jetzt wird Lindemann privat zur Zielscheibe


Aktualisiert am 31.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Till Lindemann wird zur Zielscheibe: Neben der Attacke auf den Firmensitz von Rammstein gab es auch einen Vorfall im privaten Umfeld des Sängers.Vergrößern des Bildes
Till Lindemann wird zur Zielscheibe: Neben der Attacke auf den Firmensitz von Rammstein gab es auch einen Vorfall im privaten Umfeld des Sängers. (Quelle: dpa/Imago/Montage: Ulrike Frey für t-online)

Gegen Till Lindemann wird ermittelt. Einigen Gegnern des Sängers scheint das nicht schnell genug zu gehen. t-online hat erneut einen Fall von Zerstörungswut recherchiert.

Die Einschläge kommen näher. In der Nacht auf den 26. Juni haben Unbekannte den Firmensitz der Band Rammstein in Berlin attackiert. Scheiben wurden eingeschlagen, Farbe auf die Wände geschmiert, eine Parole hinterlassen: "Keine Bühne für Täter". Eine "anonyme Splittergruppe" aus der linken Szene bekennt sich zu dem Anschlag, fordert andere auf, es ihnen nachzumachen. Von "stören, sabotieren, verhindern" ist die Rede. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Die Vorwürfe gegen Till Lindemann wiegen schwer. Mehrere Frauen behaupten, von dem 60 Jahre alten Rammstein-Frontsänger missbraucht worden zu sein. Der Einsatz von K.-o.-Tropfen wird dem Rockstar angelastet. Über seine Anwälte lässt er diese Anschuldigungen als "ausnahmslos unwahr" zurückweisen. Das Sexsystem um seine Konzerte, bei dem die selbsternannte "Casting-Direktorin" Alena Makeeva eine zentrale Rolle spielt, wird hingegen nicht bestritten – auch t-online konnte das gezielte Rekrutieren von jungen Frauen für die sexuellen Bedürfnisse Lindemanns rekonstruieren.

Doch was hinter den Kulissen der Lindemann-Shows passiert, bleibt weiterhin unklar. Es gilt die Unschuldsvermutung – und es ist Aufgabe der Justiz, den Vorwürfen nachzugehen. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Till Lindemann und Alena Makeeva eingeleitet.* Seit dem 7. Juni sind die Behörden aktiv, sammeln Spuren, laden Zeugen vor. Das Verfahren kann sich "mehrere Monate bis Jahre" in die Länge ziehen, wie eine auf Sexualstrafrecht spezialisierte Rechtsanwältin für t-online einschätzt.

Monate, in denen alles Mögliche passieren kann. Offenbar auch radikalere Methoden der Lindemann-Gegner – oder Formen der Selbstjustiz. Denn wie t-online erfuhr, ist die Attacke auf den Firmensitz von Rammstein nicht der einzige Fall von Sachbeschädigung im unmittelbaren Umfeld der Band. Nur wenige Meter entfernt von Till Lindemanns privatem Wohnsitz im Zentrum Berlins ereignete sich vor wenigen Tagen ebenfalls ein Vorfall.

Ein Schriftzug wurde an eine Häuserwand gesprüht. Übersetzt steht an der Fassade: "Till Lindemann ist ein Vergewaltiger". t-online ist die Adresse bekannt, machte sich vor Ort einen Eindruck der Lage – doch um die Privatsphäre des Musikers zu schützen, werden keine Details zum genauen Standort genannt.

Vandalismus am Firmensitz von Rammstein, eine eindeutige Parole beim privaten Wohnsitz Lindemanns. Aktivisten, die zur Sabotage aufrufen und Sätze schreiben wie: "Für Täter wie euch gibt es Konsequenzen". Boykottaufrufe wegen der anstehenden Konzerte im Berliner Olympiastadion am 15., 16., und 18. Juli. Was denkt die Polizei in Berlin über diese Fälle?

Auch über die Sachbeschädigung an der Hauswand wurde die Polizei informiert. Man habe am Mittwoch, dem 28. Juni, einen Funkwagen vorbeigeschickt. Die Lage wurde begutachtet, ein Bericht ans Landeskriminalamt übergeben. Ermittlungen laufen allerdings nur im Fall des Anschlags auf den Firmensitz in Berlin-Reinickendorf. Man nehme die Sache dort sehr ernst, heißt es auf Anfrage von t-online. DNA-Spuren werden gesammelt, das Bekennerschreiben analysiert. "Bisher liegen uns noch keine neuen Erkenntnisse vor", sagt eine Sprecherin t-online am Mittwochnachmittag.

Schriftzug wieder weg: Hat Lindemann ihn bemerkt?

Ob der oder die Täter gefasst werden können, bleibt abzuwarten. Ob es weiteren sichtbaren Protest in der Hauptstadt gibt, ebenfalls. Am Mittwoch geht in der Nähe von Lindemanns privatem Wohnsitz plötzlich alles ganz schnell. Eine Reinigungsfirma rückt aus, zwei Mitarbeiter kommen mit Eimer und Bürste.

Eine Anzeige habe es nicht gegeben, sagt die Firma t-online auf Nachfrage. Es sei die Hausverwaltung gewesen, die den Auftrag erteilt habe. "Zufällig waren zwei Mitarbeiter vor Ort und konnten direkt nach Erteilung des Auftrags die Reinigung vornehmen", sagt die Firma auf Nachfrage. Auch t-online ist vor Ort. In wenigen Minuten ist aus der beschmierten Hauswand mit der Lindemann-Parole eine saubere Fassade geworden: von Vergewaltigungsvorwürfen keine Spur mehr.

"Ich habe keine Angst, dass hier noch etwas passiert"

Der Schriftzug hat nur wenige Tage überdauert. Till Lindemann selbst wird es womöglich gar nicht mitbekommen haben – oder doch? Nach Auftritten in Madrid und Lissabon am 23. und 26. Juni hat Rammstein fünf Tage frei, bevor es am 1. Juli mit der Europatour weiter nach Italien geht. Oft fahren die Bandmitglieder in ihre Heimat, auch nach Berlin, ruhen sich für ein paar Tage aus – bis es per Flug wieder ins Ausland geht.

Nachbarn sehen den Fall von Sachbeschädigung jedenfalls gelassen. Sie befürchten nicht, dass es nach den zwei Attacken in jüngster Zeit mit dem Vandalismus weitergeht. "Ich habe keine Angst, dass hier noch etwas passiert", sagt eine Nachbarin zu t-online unbeeindruckt und verschwindet in den Straßen der Innenstadt.

*Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Beobachtungen vor Ort
  • Anfrage an Reinigungsfirma und Polizei
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