Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Exklusives Umfrageergebnis Deutsche haben eindeutige Meinung zur britischen Monarchie
Der Krönungstag ist in Großbritannien ein gigantischer Festakt. Doch wie blicken die Deutschen auf ein Demokratiemodell, in dem einem König gehuldigt wird?
Soldaten salutieren, eine Eskorte marschiert hinter einer goldenen Kutsche, in der Kirche tropft Öl auf den Krönungslöffel, Männer knien nieder und schwören die Treue: All das wird am kommenden Samstag passieren – es ist Teil jahrhundertealter Traditionen. Die Krönung des britischen Königs gehört zu den archaischsten Ritualen der Gegenwart.
Charles III. hat im Auftrag der Modernisierung am Protokoll feilen lassen, Bräuche über Bord geworfen und doch: Was am 6. Mai in London zwischen 11 und 16 Uhr passieren wird, wäre hierzulande undenkbar.
Mehrheit der Deutschen sieht Monarchie kritisch
Offenbar derart undenkbar, dass eine im Auftrag von t-online durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts civey zu einem eindeutigen Ergebnis kommt. Die Frage lautete: "Halten Sie die parlamentarische Monarchie in Großbritannien für zeitgemäß?" Die Mehrheit der Deutschen verneint das. Mit 54 Prozent halten über die Hälfte der Deutschen die britische Monarchie nicht mehr für zeitgemäß, 24 Prozent halten dagegen und die restlichen 22 Prozent sind in der Frage unentschieden.
Durchaus überraschend sind die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage nach Parteipräferenz: Mit 35 Prozent hält die Anhängerschaft der FDP die britische Monarchie am ehesten für zeitgemäß, erst danach folgt das konservative Lager der CDU/CSU mit 30 Prozent.
Bei den Linken findet sich mit 78 Prozent am häufigsten die Antwort, die britische Monarchie sei aus der Zeit gefallen. Auch die Grünen sind mit 69 Prozent eindeutig der Meinung, ein System mit König wie in Großbritannien mit Charles III. gehört in die Geschichtsbücher verbannt.
Die Ergebnisse lassen sich auch nach Alter auswerten, bieten in dieser Hinsicht allerdings wenige Überraschungen. Jüngere Deutsche zwischen 18 und 29 Jahren halten die britische Monarchie mit 69 Prozent am häufigsten für nicht zeitgemäß.
Die Umfrage wurde zwischen dem 25. April und dem 2. Mai dieses Jahres erhoben und an rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren gestellt. Die Ergebnisse sind deshalb repräsentativ und spiegeln die Gesamtmeinung in Deutschland wider.
In Deutschland gibt es seit 1918 keine Monarchie mehr
Im Hinblick auf die Auswertung der Daten zeigt sich: Die Deutschen lehnen die Art der britischen Demokratie mit einem Königshaus eher ab – und doch blicken viele mit einer Mischung aus Faszination und Neugier auf die Traditionen der Royal Family. Mehr als jeder Dritte hierzulande will am Samstag wenigstens teilweise das historische Ereignis live im Fernsehen verfolgen.
In Deutschland wurde die Monarchie mit dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 abgeschafft. Damals dankten Kaiser Wilhelm II. und alle anderen Könige und Fürsten im Deutschen Reich ab. Repräsentative Aufgaben wie König Charles III. in Großbritannien erfüllt in Deutschland Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
- Eigene Recherchen
- Auswertung des Meinungsforschungsinstituts civey