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Österreich: Vergewaltigungsvorwürfe gegen Ski-Held Toni Sailer


Neun Jahre nach seinem Tod
Vergewaltigungsvorwurf gegen Ski-Legende Sailer

Von sid
19.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Toni Sailer: Der verstorbene Wintersportler gerät neun Jahre nach seinem Tod in den Verdacht der Vergewaltigung.Vergrößern des Bildes
Toni Sailer: Der verstorbene Wintersportler gerät neun Jahre nach seinem Tod in den Verdacht der Vergewaltigung. (Quelle: imago/United Archives International)

Der 2009 verstorbene Ski-Held Toni Sailer gerät posthum noch einmal in den Verdacht der Vergewaltigung. Der Fall wühlt ganz Österreich auf.

Die Sache ist heikel. Sehr heikel. Es geht um einen Mann, der 2009 gestorben ist und bereits zu Lebzeiten eine Legende war. Nun jedoch ist der Vorgang, den das österreichische Bundesministerium für Justiz einst unter der Geschäftszahl 85797/74 abgelegt hat, wieder ausgegraben worden. Gegenstand der Akte: "Strafsache gegen Toni Sailer – Strafsache eines Österreichers in Polen." Seit die Zeitung "Der Standard" vor den Rennen in Kitzbühel die vergessen geglaubte Angelegenheit wieder ans Licht gebracht hat, herrscht Aufregung in Österreich.

Toni Sailer, der "schwarze Blitz" aus Kitzbühel, 1956 der erste dreifache Olympiasieger im alpinen Ski-Rennsport, der strahlende (Film-)Held, ist in Österreich Säulenheiliger und "Jahrhundertsportler". Aber: Im März 1974 soll er am Rande eines Weltcup-Slaloms im polnischen Zakopane eine 28 Jahre alte Prostituierte misshandelt haben. Sailer war damals 38 Jahre alt und Alpinchef des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV). Der Vorwurf der Behörden: "Notzucht", Vergewaltigung. Dies geht aus den Akten hervor, die der Standard, das Recherchekollektiv "Dossier" und der Radiosender "Ö1" ausgewertet haben.

Pikant: Nachdem Sailer am 6. März 1974 die österreichische Botschaft in Warschau um Hilfe gebeten hatte, schaltete sich die Regierung unter dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky ein. Aus den Akten geht hervor, dass sie bei den Polen "mit großem Nachdruck" interveniert habe, der damalige Außenminister Rudolf Kirchschläger gab zudem die Zahlung einer angeblich von 15.000 auf 5000 US-Dollar gesenkten Kaution ab. Am 7. März durfte Sailer ausreisen. Der Volksheld war vorerst frei. Und dank eifriger österreichischer Beamter sollte er es auch bleiben.

"Lasst Ski-Legende Sailer ruhen!"

Die ganze Angelegenheit kam danach buchstäblich zu den Akten. Weder in Polen, noch in Österreich wurde Sailer der Vergewaltigung angeklagt. In Polen wurde die Anklage auf Körperverletzung herabgestuft – und das Verfahren schließlich "mangels öffentlichen Interesses" eingestellt. Sailer wies die Vorwürfe übrigens stets zurück und behauptete, ihm sei damals im Hotel Sport eine Falle gestellt worden. Darauf finden sich in der Akte allerdings keine Hinweise, sehr wohl aber detaillierte Beschreibungen zu den Verletzungen der Frau.

In Österreich wird nun weniger darüber diskutiert, ob Sailer einst eine angebliche Nebenerwerbsprostituierte vergewaltigt haben könnte – es wird, befeuert durch die auflagen- und meinungsstarke Kronenzeitung, darüber gestritten, ob der Ruf eines Toten nachträglich durch derartige Veröffentlichungen beschädigt werden müsse. Die Krone, das muss man wissen, ist Medienpartner des ÖSV und allzeit bereit, ihm zur Seite zu springen. Entsprechend die Überschrift am Donnerstag auf Seite 1: "Lasst Ski-Legende Sailer ruhen!".

Als Kronzeugen der angeblichen Volksmeinung vertreten ehemalige Skistars wie Karl Schranz, Annemarie Moser-Pröll oder Franz Klammer die Ansicht, man möge Sailer in Frieden lassen. Der Kolumnist der Kronenzeitung sekundierte: Es sei ihm wurscht, was da vor 44 Jahren in einem schmuddeligen Hotelzimmer passiert sei, die Berichterstattung widere ihn an, und überhaupt nutze die Veröffentlichung der Akte Sailer nur denen, die dem ÖSV und "dessen mächtigem und erfolgreichem Präsidenten Peter Schröcksnadel schaden wollen".

Der Kommentar schloss dann übrigens mit den besinnlichen Worten: "Schönes Hahnenkamm-Wochenende, liebe Kitzbüheler, ein besonders schönes. Denn der Toni schaut auf Euch herunter, auf Euch, seine Streif, sein Kitzbühel."

Quelle:
- sid

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