Menschenrechtsorganisation HRW: FIFA mitverantwortlich für Missstände in Katar
Beirut (dpa) - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) macht den Fußball-Weltverband FIFA mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen im WM-Gastgeberland Katar.
Anstatt die Behörden zum Handeln zu drängen, habe die FIFA Katars "Selbstgefälligkeit" gedeckt, kritisierte HRW. Der Verband habe die Pflicht, Wiedergutmachung für die mitverursachten Missstände zu leisten, sei dieser Verantwortung aber bisher nicht nachgekommen.
Der katarischen Regierung warf die Organisation vor, Reformen nicht umzusetzen. Die Arbeitsmigranten in Katar hätten Stadien und andere Infrastruktur gebaut, damit die WM ausgetragen werden könne. Sie würden aber durch das Sponsorensystem in Katar weiterhin alltäglich von Arbeitgebern ausgebeutet. Dazu zählten Lohndiebstahl, Schuldenknechtschaft infolge hoher Anwerbungsgebühren sowie Verletzungen und Krankheiten, etwa wegen Arbeit in sengender Hitze.
"Das Schlimmste ist jedoch, dass in den vergangenen zehn Jahren Tausende von Arbeitern in Katar gestorben sind", erklärte HRW weiter. Laut der Zeitung "Guardian" sind seit der WM-Vergabe 2010 in Katar mehr als 6500 Arbeiter aus Südostasien gestorben. Katars Regierung argumentiert, die Sterberate liege angesichts von mehr als 1,4 Millionen Menschen aus der Region im Land im zu erwartenden Bereich.
Das Emirat weist auch die anderen Vorwürfe immer wieder zurück und führt dabei Reformen zu Gunsten von Arbeitsmigranten an. So sei das Sponsorensystem abgebaut worden. Dieses auch in anderen Ländern der Region verbreitete System bindet ausländische Arbeiter fest an einen einheimischen Bürgen wie einen Arbeitgeber. In Katar können Migranten nun laut Gesetz ohne Zustimmung ihres Arbeitgebers ausreisen oder den Job wechseln. Zudem legte das Land einen Mindestlohn fest. Die UN-Arbeitsorganisation ILO sprach von einem "historischen Schritt".
Die Fußball-WM beginnt am 21. November und geht bis zum 18. Dezember. Am kommenden Freitag werden die Gruppen für das Turnier ausgelost. Als Reaktion auf Menschenrechtsverletzungen waren in den vergangenen Monaten immer wieder Rufe nach einem Boykott laut geworden.