Olympia Lemke: Koreanische Annäherung zeigt Kraft des Sports
Bremen (dpa) - Der frühere UN-Sonderberater für Sport und ehemalige Werder-Manager Willi Lemke hat die Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea vor den Olympischen Winterspielen gelobt.
"Ich bin sehr froh, dass es der Sport geschafft hat, beide Regierungen wieder in Kontakt zu bringen", sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur. "Das zeigt die Kraft des Sports", ergänzte der 71 Jahre alte frühere Bremer Senator (SPD).
Die beiden verfeindeten Länder der koreanischen Halbinsel hatten sich zuletzt aufeinander zu bewegt. Vergangene Woche führten sie die ersten offiziellen Gespräche seit zwei Jahren. Noch vor einigen Wochen war das nicht absehbar gewesen, weil zuvor der andauernde Streit um das nordkoreanische Atomprogramm für zunehmende Spannungen gesorgt hatte.
Nun zeichnen sich auch für die Spiele vom 9. bis 25. Februar im südkoreanischen Pyeongchang konkrete Folgen der Annäherung ab: Sportler, Fans, Musiker und Funktionäre des kommunistischen und abgeschotteten Nordens sollen anreisen. Zuletzt einigten sich die beiden Koreas sogar auf ein gemeinsames Einlaufen bei der Eröffnung und ein Frauen-Eishockeyteam mit Spielerinnen aus Nord und Süd. Die Vorschläge sowie die Teilnahme nordkoreanischer Athleten erfordern die Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das am Samstag mit beiden Ländern darüber beraten will.
Ähnlich wie Lemke bewertet die rasante Entwicklung auch Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): "Die Konstellation, dass nordkoreanische Athleten in Pyeongchang teilnehmen sollen, sehe ich als großartiges Signal und wichtigen Beweis, dass die olympische Idee trägt."
Die Annäherung belege die gesellschaftliche Bedeutung, die Sport haben könne. "Wo, wenn nicht im Sport, können Grenzen überwunden und Brücken gebaut werden" sagte Hörmann.
Lemke, der bis 2016 acht Jahre Sonderberater des UN-Generalsekretärs "für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden" war, sieht als Grund für die Annäherung Einsicht auf beiden Seiten. "Die Regierung Südkoreas hat ein dringendes Bedürfnis, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, weil sie viel zu gefährlich ist", sagte der frühere Manager von Werder Bremen. Südkorea habe erkannt, dass es sich dafür nun engagieren könne.
Auch Nordkorea wolle einen Ausweg aus der zuletzt zugespitzten Situation finden, um eine Eskalationen zu verhindern. "Sie sind an einem Krieg, den sie nie gewinnen können, nicht interessiert. Das ist nur Rhetorik und der Wunsch, international ernstgenommen zu werden", sagte Lemke.
Ob nach den Spielen viel von dieser Einsicht bleiben werde, wagte Lemke aber nicht zu prognostizieren. "Das weiß man in der Region leider nie", sagte er. "Die Verantwortlichen in beiden Staaten täten gut daran zu prüfen, welche weiteren Schritte des Dialoges folgen können, um eine kriegerische Auseinandersetzung in Korea auszuschließen."
In seiner Zeit als UN-Sonderberater hatte sich Lemke tatkräftig um eine Annäherung beider koranischer Staaten bemüht und weilte auch zu Gesprächen in Nordkorea. "Das Bedrückendste war das Gefühl, dass es kaum offene Meinungsäußerungen gibt. Die Bevölkerung steht zu Tausenden andächtig vor den Denkmälern des großen Führers", berichtete Lemke vor Jahren dem "Tagesspiegel" von seinem Aufenthalt in Pjöngjang.