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"Enhanced Games": Australier will olympische Spiele ohne Dopingkontrollen


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"Enhanced Games"
Wie Olympia, nur ohne Dopingkontrollen


25.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Sprinter und Dopingsünder Ben Johnson: Einst galt der Kanadier als schnellster Mann der Welt. Später stellte sich heraus: Der Athlet war gedopt.Vergrößern des Bildes
Sprinter und Dopingsünder Ben Johnson: Einst galt der Kanadier als schnellster Mann der Welt. Später stellte sich heraus: Der Athlet war gedopt. Bei den "Enhanced Games" würde man seine Leistung trotzdem feiern. (Quelle: imago sportfotodienst)

Welche Rekorde sind im Sport möglich, wenn alle Athleten leistungssteigernde Medikamente einnähmen? Ein australischer Geschäftsmann will genau das herausfinden.

Es ist ein wahnwitziges Konzept: Eine Sportveranstaltung, ähnlich wie die Olympischen Spiele. Stattfinden soll sie einmal im Jahr, die Athletinnen und Athleten sollen direkt von der Organisation auf Basis ihrer erbrachten Leistungen bezahlt werden – und Dopingkontrollen soll es nicht geben.

Was klingt wie der wahr gewordene Albtraum des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), soll bald in Form der "Enhanced Games" Wirklichkeit werden. Der australische Geschäftsmann Aron D'Souza ist der Präsident der neuen Sportveranstaltung, die im Dezember 2024 zum ersten Mal stattfinden soll.

"Wir wissen, dass das IOC dreckig spielen wird"

Athletinnen und Athleten sollen in fünf verschiedenen Wettkampfclustern gegeneinander antreten: Leichtathletik, Schwimmen, Gewichtheben, Turnen und Kampfsport. Dopingkontrollen wird es laut der Website der Spiele nicht geben. Für D'Souza ist die Ausrichtung der Spiele auch ein Kampf gegen das IOC, wie er im Interview mit der australischen Nachrichtenagentur AAP erklärt: "Für 100 Jahre regierte das IOC die Welt des Sports quasi als Ein-Parteien-Staat. Aber nun ist unsere Zeit als Oppositionspartei gekommen."

Noch bevor die "Enhanced Games" einen konkreten Austragungsort und -zeitraum haben, wittert der Geschäftsmann eine große Verschwörung gegen seinen Plan: "Wir wissen, dass das IOC dreckig spielen wird. Wir wissen, dass sie uns bedrohen werden. Aber letzten Endes wissen wir auch, dass wir moralisch auf der richtigen Seite stehen."

Die "Enhanced Games"-Website ehrt frühere Dopingsünder

Wie als Beweis für die eigene moralische Überlegenheit hat D'Souza auf der Website der "Enhanced Games" eine Unterseite mit sogenannten "Enhanced World Records" – also "verbesserte Weltrekorde" – eingeführt. Dort führt er eine Reihe von Sportlerinnen und Sportlern auf, deren Weltrekorde in verschiedenen Disziplinen man annullierte, weil sie des Dopings überführt wurden. Unter anderem findet sich auf der Liste der siebenmalige Gewinner der Tour de France, Lance Armstrong, dessen Siege ihm später wegen der Einnahme leistungssteigernder Medikamente aberkannt wurden.

Und in noch einem Punkt überhöhen die "Enhanced Games" ihre eigene moralische Position: Neben den "verbesserten Weltrekorden" findet sich auf der Website der Spiele auch eine "Hall of Shame", in der Persönlichkeiten wie Thomas Bach, der Präsident des IOC, oder Craig Collins Reedie, Präsident der Welt-Antidopingagentur als "Feinde der Wissenschaft" präsentiert werden. Zudem gibt es noch einen Shop, in dem Freundinnen und Freunde des Dopings Kleidung mit der Aufschrift "Enhanced" erwerben können, um ihre Unterstützung für gedopte Sportlerinnen und Sportler zum Ausdruck zu bringen.

Zumindest in einem Punkt hat D'Souza recht: Das IOC lehnt den Plan einer Sportveranstaltung ohne Dopingkontrollen vehement ab. "Das ist ein schlechter Scherz, um ehrlich zu sein", erklärt Anna Meares, Chef de Mission des australischen Nationalen Olympischen Komitees und erfolgreichste Bahnradsportlerin aller Zeiten gegenüber der AAP. "Doping ist unsicher und unfair – ich glaube nicht, dass es die richtige Herangehensweise an eine Sportveranstaltung ist."

Der Austragungsort der Spiele ist noch nicht bekannt

Meares' Argumente stoßen bei Aron D'Souza auf taube Ohren. "Athletinnen und Athleten sind Erwachsene und dürfen mit ihrem Körper machen, was sie wollen. Frei nach dem Motto: Mein Körper, meine Entscheidung – Dein Körper, deine Entscheidung." Er will, dass Sportlerinnen und Sportler selbstständig entscheiden, ob sie dopen wollen oder nicht: "Keine Regierung, kein paternalistischer Sportverband sollte diese Entscheidung für die Sporttreibenden treffen."

Wo die "Enhanced Games" stattfinden sollen, ist noch nicht bekannt. D'Souza konnte noch keine Stadt davon überzeugen, seine Doping-Spiele auszurichten. Eines seiner Kernargumente sind allerdings die Kosten, die im Vergleich zu den Olympischen Spielen deutlich geringer ausfallen sollen: "Die 'Enhanced Games' werden keine 100 Milliarden US-Dollar kosten, sondern nur wenige Millionen", erklärt D'Souza im Interview mit der AAP – dass die Olympischen Spiele in Tokio etwa zehn Milliarden Dollar kosteten, verschweigt der Geschäftsmann an dieser Stelle.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "Enhanced Games: audacious plan for sporting event without drug testing"
  • swimswam.com: "AN OLYMPICS WITHOUT DRUG TESTING? WHY THE ENHANCED GAMES HAS SUPPORT OF (SOME) SWIMMERS"
  • 7news.com.au: "World-first Enhanced Games aims to take on ‘corrupt’ Olympics by encouraging performance-enhancing drugs"
  • enhanced.org: "Enhanced World Records"
  • enhanced.org: "Enemies of Science"
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