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Olympia-Quali: Bringt ausgerechnet Dagur Sigurdsson den DHB ins Stolpern?


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Duell in der Quali für Olympia
Ausgerechnet er


16.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Dagur Sigurdsson: Der Europameister-Trainer von 2016 coacht nun gegen die deutsche Mannschaft.Vergrößern des Bildes
Dagur Sigurdsson: Der Europameistertrainer von 2016 coacht nun gegen die deutsche Mannschaft. (Quelle: Noah Wedel/imago-images-bilder)

Gegen Kroatien erwartet das DHB-Team im zweiten Spiel der Olympiaqualifikation eine knifflige Aufgabe. Die Geheimwaffe des Gegners ist ein alter Bekannter.

Die Anzeigetafel versprach schon mal einen Krimi. Als sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft in der ZAG-Arena von Hannover im Abschlusstraining auf das zweite Spiel der Olympiaqualifikation gegen Kroatien vorbereitete, testeten die Techniker den großen Videowürfel über dem Spielfeld. Nachdem das DHB-Team im Anzeigentest lange mit mehreren Toren Vorsprung geführt hatte, hieß es am Ende doch nur 37:37-Remis.

Im tatsächlichen Spiel am Samstag dürfte die deutsche Mannschaft ebenfalls eine schwierige Aufgabe gegen die Kroaten erwarten. Im Hauptrundenspiel bei der EM im Januar setzte es jedenfalls schon mal eine Niederlage. Und jetzt haben sich die Kroaten auf der Trainerposition auch noch eine neue Geheimwaffe zugelegt: den Europameistertrainer der Deutschen von 2016, Dagur Sigurdsson.

Ein Sieg und Olympia sind zum Greifen nahe

Auch ohne das Duell gegen den Ex-Trainer, der die Mannschaft zu ihrem bislang letzten großen Titel führte, dürfte die Motivation für das DHB-Team groß sein. Denn nach dem zumindest dem Ergebnis nach souveränen 41:29-Auftakterfolg gegen Algerien würde ein Sieg gegen die Kroaten Olympia in greifbare Nähe rücken.

Einfach wird die Aufgabe nicht. Die 24:30-Niederlage bei der EM macht das mehr als deutlich. Hoffnung dürfte hingegen geben, dass das Aufeinandertreffen im letzten Hauptrunden-Spiel damals für die deutsche Mannschaft bedeutungslos war, denn die Halbfinal-Teilnahme hatte schon vorher festgestanden.

"Freue mich auf eine Revanche"

Das EM-Duell spiele in der Analyse für das neuerliche Aufeinandertreffen durchaus noch eine Rolle, sagte zwar Bundestrainer Gíslason nach dem Algerien-Sieg, schränkte aber auch ein: "Da war schon vor dem Spiel der Fokus etwas raus, was wirklich schade war." Obwohl er nach der ersten Viertelstunde die Stammkräfte geschont habe, sei der Sieg trotzdem das Ziel gewesen. "Natürlich freue ich mich mit den Jungs auf eine Revanche", so Gíslason und mahnte: "Wir werden ein sehr gutes Spiel machen müssen, wenn wir sie schlagen wollen."

Sigurdsson übernahm das Traineramt bei den Kroaten erst im Februar und hatte nun nur eine Handvoll Trainingseinheiten Zeit, um sein neues Team auf die Olympiaqualifikation vorzubereiten. Auf große Neuerungen müssen sich die Deutschen nach Ansicht Gíslasons deshalb nicht einstellen. "Ich glaube nicht, dass er das Spiel von Kroatien auf den Kopf stellen kann", analysierte er, warnte dennoch vor dem in der Breite sehr guten Kader der Kroaten.

Nach dem Abschlusstraining am Freitag führte er auf t-online-Nachfrage aus: "Sie haben taktisch im Angriff ein paar andere Sachen gemacht als im Januar." Das seien aber alles Dinge gewesen, die jedes Bundesliga-Team so auch spiele und damit "nichts, worauf man sich tatsächlich einstellen muss".

Sigurdssons Trumpf sieht der Bundestrainer woanders: "Ich denke, am ehesten gibt er ihnen etwas mehr Lockerheit. Ich fand, sie waren bei der EM schon etwas angepisst, aber er strahlt viel Ruhe aus", so Gíslason.

Sigurdssons Debüt geglückt

Dass es mit der neuen Lockerheit bei den Kroaten gut funktionieren kann, stellten sie am Donnerstag bereits unter Beweis, als sie Österreich zum Auftakt in die Olympiaqualifikation mit 35:29 schlugen. Im Januar noch hatte es nur zu einem 28:28-Remis in der EM-Hauptrunde gereicht.

Sigurdsson zeigte sich nach seinem geglückten Debüt entsprechend erleichtert. Nach so wenig Trainingszeit "so ein Spiel zu machen, wo es um alles geht und man die Spieler gerade erst kennengelernt hat", sei "brutal anders" gewesen, sagte er. "Ich bin sehr froh, dass ich das Spiel hinter mir habe."

"Es ist natürlich eine spezielle Situation"

Nur zwei Tage später muss er nun also gegen sein früheres Team bestehen. Sigurdsson versucht, das Aufeinandertreffen mit seinen Ex-Spielern herunterzuspielen. Österreichische Spieler habe er auch schon gecoacht, sagte er am Donnerstag. "Ich finde es schön, wieder hier in Deutschland zu coachen. Ich freue mich auf das Spiel und Alfred ist natürlich auch ein guter Kumpel. Schauen wir mal", so seine nüchterne Vorschau.

Auf der anderen Seite sah man das durchaus anders. Rune Dahmke ist neben Andreas Wolff und Jannik Kohlbacher einer von drei noch verbliebenen Europameistern von 2016 im aktuellen deutschen Kader. "Es ist natürlich eine spezielle Situation mit Dagur als Trainer", sagte Dahmke. "Er hatte nicht viel Zeit, aber er ist dafür bekannt, sich auch mal unorthodoxe Sachen auszudenken, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er das auch für uns parat haben wird. Also wird es spannend", warnte der Linksaußen vom THW Kiel.

"Er hat einfach den Sport verstanden und er kann das sehr gut vermitteln", weiß Dahmke um einen möglichen Sigurdsson-Effekt. Die kroatische Mannschaft habe große Qualität. "Die verstehen alle relativ schnell, was er von ihnen möchte, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das sehr gut für die kroatische Nationalmannschaft sein wird."

Die deutsche Mannschaft ist vor ihrem ehemaligen Trainer also gewarnt. Fakt ist: Im Vergleich zum letzten Aufeinandertreffen und auch zum Algerien-Spiel, bei dem sich die DHB-Auswahl eine lange Schwächephase erlaubte, muss eine deutliche Steigerung her. Nur dann kann der nächste große Schritt Richtung Olympia gelingen. Ein Remis wie beim Anzeigentest während des Abschlusstrainings dürfte dafür nicht reichen.

Nur gut, dass Gíslason die Verantwortlichen dafür schnell ausgemacht hatte: "Eigenartigerweise sind die ganzen Techniker hier Kroaten", sagte der Bundestrainer lachend. Auch ihnen will das DHB-Team am Samstag dann wohl die Stimmung verhageln.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz mit Alfred Gislason
  • Gespräch mit Rune Dahmke
  • Gespräch mit Dagur Sigurdsson
  • Gespräch mit Alfred Gislason
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