Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Zukunft von Bayern-Star Das hat Goretzka verbrochen
Noch vor Kurzem war Bayern-Profi Leon Goretzka eine feste Größe im Mittelfeld seiner Mannschaft. In der neuen Saison könnte es anders sein. Sollte er sich trotzdem durchkämpfen oder den Absprung wagen?
Noch vor wenigen Jahren war Leon Goretzka einer der großen Hoffnungsträger des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. Inzwischen hat sich die Situation gedreht. Für die Europameisterschaft im eigenen Land wurde der 29-Jährige nicht nominiert. Und beim Rekordmeister müsste er sich in der neuen Saison einem harten Konkurrenzkampf im Mittelfeld stellen. Sein Klub wird wohl vor allem auf Neuverpflichtung João Palhinha und Nachwuchsstar Aleksandar Pavlovic in der Zentrale setzen.
Beim 4:0-Erfolg seiner Mannschaft am Freitag in der ersten Runde des DFB-Pokals in Ulm war Goretzka gar nicht erst dabei. Er wurde zuvor aus dem Kader gestrichen, obwohl er fit gewesen wäre. Vor der Partie erklärte Bayern-Boss Max Eberl im ZDF: "Es ist so, dass wir mit Spielern ganz offen sprechen – wir tun das nicht in der Öffentlichkeit. Wir haben einen sehr, sehr guten Kader, wir haben im Mittelfeld noch mal nachgelegt. Joshua Kimmich kommt ins Mittelfeld zurück." Und weiter: "Er (Goretzka) hat Vertrag. Bayern München respektiert alle Verträge. Dass man sagen kann, wie sportliche Perspektiven aussehen, ist völlig normal.”
Auch Ex-Bayern-Star Stefan Effenberg macht sich Gedanken um die Zukunft von Goretzka, schreibt in seiner aktuellen t-online-Kolumne: "Auf der einen Seite wünsche ich mir immer, dass die Spieler den Kampf um die Stammplätze annehmen. Auf der anderen Seite muss man als Spieler aber auch reflektieren, ob der Weg zu einem anderen Klub nicht vielleicht der bessere ist – gerade auch mit Blick auf die WM in zwei Jahren, bei der Goretzka dabei sein will."
Goretzkas Vertrag in München läuft allerdings noch bis 2026. Und: Nach Informationen der "Abendzeitung" aus München will er sich lieber beim FC Bayern durchbeißen.
Die große Frage:
Muss Goretzka einlenken und doch noch wechseln?
Ja, Goretzka muss seine Karriere retten
Er wirkt selbstbewusst, hungrig und hat den Anspruch, immer zu spielen. Kein Wunder – Goretzka hat seine Knochen in sechs Jahren und 221 Pflichtspielen für den FC Bayern hingehalten, dabei 40 Tore erzielt, 46 vorbereitet. Er hat 2020 die Champions League gewonnen und im Finale 90 Minuten durchgespielt.
Da muss die Frage erlaubt sein, was Goretzka eigentlich verbrochen hat. Warum der Klub ihn loswerden will und das sogar öffentlich immer wieder durchblicken lässt. Aus Bayern-Sicht ist wahrscheinlich das größte Problem, dass er zu den Topverdienern gehört und der Verein von seinen hohen Gehaltskosten runter muss – erst recht nach den kostspieligen Transfers zuletzt. Dass der Verein ihm selbst diesen Vertrag gegeben hat, ist vergessen. Und letztlich auch irrelevant.
Nachdem der 29-Jährige nun schon seit Wochen auf ein Umdenken der Bosse gehofft hat, ist es jetzt so weit: Goretzka muss weg – und zwar schnell. Ist er zum Transferschluss in zwei Wochen noch Bayern-Spieler, droht er nicht nur auf der Bank oder Tribüne zu versauern. Er setzt seine Karriere aufs Spiel. Goretzka ist im besten Fußballeralter, will nicht nur im Verein spielen, sondern auch zurück in die Nationalelf.
Sollte gerade kein PSG, Real oder selbst Manchester United anklopfen, muss Goretzka eben eine Prestigeklasse niedriger spielen. Bei Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. In der Bundesliga und vor den Augen des Bundestrainers. Er würde damit ausgerechnet zu einem Konkurrenten der Bayern wechseln. Aber: Hauptsache weg von dem Klub, der ihn nicht mehr haben will.
Nein, Goretzka wird sich wieder durchsetzen
Leon Goretzka macht aktuell alles richtig, wenn er bleibt. Denn er ist selbstbewusst – und das kann er auch sein. Er hat 270 Bundesligaspiele, 51 Partien in der Champions League und 57 Einsätze für die Nationalmannschaft auf dem Buckel. Gewann fünfmal die Meisterschaft, einmal die Champions League, zweimal den DFB-Pokal. Das alles hat er nur erreicht, weil er den nötigen Biss hat, sich immer auf dem höchsten Niveau durchzusetzen. Und Bayern spielt nun mal auf dem höchsten Niveau.
Nicht er sollte einlenken, die Bosse seines Vereins müssen dringend überdenken, ob sie ihn nicht doch behalten wollen.
Denn Goretzka ist durchaus zuzutrauen, dass er auch in der kommenden Saison Stammspieler ist. In der vergangenen Saison absolvierte er ja auch 30 von 34 möglichen Ligaspielen. Die verpassten vier Partien fehlte er krank oder verletzt. 25-mal stand er in der Startelf. Neuverpflichtungen wie Palhinha werden ihn zusätzlich anspornen und noch besser machen.
Goretzkas vielleicht größte Stärke ist sein unbändiger Ehrgeiz. Solche Spieler sind für die Bayern überlebenswichtig.
Mit seinen 29 Jahren ist er jetzt im besten Fußballeralter. Auf einen Spieler seiner Klasse freiwillig zu verzichten, wäre dämlich.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.