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Manuel Neuer: Ist er der richtige für die EM 2024? Das Risiko ist zu groß


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Deutschland in der Torwartfalle
Der Bundestrainer muss ihn erlösen


Aktualisiert am 04.06.2024Lesedauer: 1 Min.
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Manuel Neuer: Der Bundestrainer hat sich auf ihn als Nummer eins festgelegt. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Florian Schust/imago)

Seit der WM 2010 stand Manuel Neuer bei jedem großen Turnier zwischen den Pfosten. Vor der Heim-EM mehren sich die Zweifel, ob er noch der richtige ist.

Satte 118 Länderspiele hat Manuel Neuer bis zum heutigen Tag absolviert. Mit dieser Bilanz steht der Torhüter auf Platz sechs der Rangliste der Rekordnationalspieler. Geht es nach Bundestrainer Julian Nagelsmann, kommen noch mindestens acht weitere dazu.

Sollte der Bayern-Torhüter das nächste Testspiel gegen Griechenland und die potenziellen sieben EM-Partien bis zum Finale absolvieren, würde er mit 126 Länderspielen an Bastian Schweinsteiger (121) vorbeiziehen.

Im März verkündete Nagelsmann, Neuer bleibe weiterhin die Nummer eins beim DFB. Allerdings: Nach seinen jüngsten Patzern beim FC Bayern – und dem Blackout in der Schlussphase gegen die Ukraine (mehr dazu lesen Sie hier) – mehren sich die Zweifel, was zu der Frage führt:

Ist Manuel Neuer noch die richtige Nummer eins für das DFB-Tor bei der Heim-EM?

Pro
Noah Platschko
Noah PlatschkoSportredakteur

Ja, es gibt keinen Besseren

Zweifelsohne: Die beste Zeit als Torhüter hat Manuel Neuer hinter sich. Spielzeiten, in denen der Bayern-Keeper jeden noch so unhaltbaren Ball von der Linie kratzt und keinerlei Fehler begeht, gehören der Vergangenheit an. Und auch bei seinem DFB-Comeback am Montag gegen die Ukraine leistete sich der Münchner kurz vor Abpfiff eine kleine Unkonzentriertheit.

Trotzdem ist Manuel Neuer nach wie vor einer der besten Torhüter der Welt. Und: Es gibt im Nationalteam aktuell keinen Besseren als ihn. Wer Neuers kleinen Patzer gegen die Ukraine, die Fehler gegen Hoffenheim oder den Lapsus in der Champions League gegen Real Madrid aufführt, unterschlägt, dass auch die Kontrahenten des 38-Jährigen immer wieder zu Unsicherheiten neigen.

Barcelonas Marc-André ter Stegen patzte am 33. Spieltag folgenschwer gegen Valencia, war in der Nationalmannschaft zudem nie der unangefochtene Rückhalt für seine Vorderleute. Oliver Baumann spielte eine ordentliche Saison mit der TSG Hoffenheim, schwächelte allerdings im Vergleich zu vorherigen Spielzeiten. Alexander Nübel war einer der Erfolgsgaranten für die Überraschungssaison von Vizemeister VfB Stuttgart. Der 27-Jährige hat allerdings noch nicht ein einziges Länderspiel bestritten. Es wäre verheerend, unmittelbar vor Turnierbeginn auf einen auf Nationalmannschaftsebene komplett unerfahrenen Keeper zu setzen.
Hinzu kommt: Nagelsmanns Spielstil mit einer hochstehenden Abwehrkette kommt dem technisch herausragenden Neuer entgegen.

Der Bundestrainer hat sich bereits im März auf den Bayern-Kapitän als seinen Stammtorhüter festgelegt – und damit eine vermeintliche Baustelle weit vor Turnierbeginn geschlossen. Damit bringt er die nötige Ruhe ins Team und sorgt für klare Verhältnisse. Dank der klaren Rollenverteilung ist sich jeder beim DFB seiner Aufgabe bewusst. Auch Neuer, an dem aufgrund mangels besserer Alternativen (noch) kein Weg vorbeiführt.

Kontra
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Nein, der Bundestrainer darf nicht mehr wegschauen

Selbst den besten Torhütern unterläuft hin und wieder ein Lapsus, der dann für gewöhnlich gleich ein Riesenthema wird. Es spricht also für Manuel Neuer, dass der Aufschrei nach seinen jüngsten Patzern weitgehend ausbleibt. Neuer hat sich in 20 Jahren einen außergewöhnlichen Status erarbeitet, weil er das Torwartspiel revolutioniert und zu Recht unzählige Titel und Auszeichnungen gewonnen hat.

Mit dem Wegschauen muss jetzt allerdings Schluss sein. Zeit, aufzuwachen und sich kritisch mit Neuers Leistungen auseinanderzusetzen.

Denn die waren zuletzt eines deutschen Nationaltorhüters unwürdig.

Gegen die Ukraine verunglückte Neuer in der 88. Minute ein Chipball, der das 0:1 und die Niederlage bedeutet hätte, wenn der Gegner den Angriff ohne Abseitsstellung finalisiert hätte. Vor ein paar Jahren wäre Neuer das niemals passiert. Im letzten Bundesligaspiel verschuldete er drei der vier Gegentore gegen Hoffenheim (2:4). Sein Fehler gegen Real Madrid kostete Bayern das Champions-League-Finale. Patzt Neuer auch im Eröffnungsspiel der EM? Das Risiko ist auf jeden Fall zu groß.

Ohnehin: Neuer ist 38 Jahre alt, auf der Zielgeraden seiner Karriere und verletzungsanfällig, In der Bundesliga kassierte er acht Tore mehr, als es die Qualität der Schüsse auf sein Tor hergegeben hätte. "Expected Goals on Target" heißt diese Statistik bei "Wyscout". Damit ist er der drittschwächste Torwart der Liga.
Nagelsmann muss Neuer erlösen, ter Stegen oder den formstarken Nübel bringen. Er ist ohnehin der Torwart der Zukunft.

 
 
 
 
 
 
 

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