Bundestrainer mit klarem Urteil "Die Nationalmannschaft liegt seit Jahren am Boden"
Die deutsche Nationalmannschaft spielt im März gegen Frankreich und die Niederlande. Dabei steht der Bundestrainer vor ein paar wichtigen Fragen.
Julian Nagelsmann hat im vergangenen Herbst den Job des Bundestrainers übernommen. Sein Ziel: Die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-EM im Sommer zum Erfolg führen. Dass dies keine leichte Aufgabe ist, weiß der 36-Jährige selbst.
In einem Interview mit dem "Spiegel" sagte der Ex-Bayern-Coach (Juli 2021 bis März 2023) nun: "Die A-Nationalmannschaft liegt seit Jahren sportlich am Boden. Da war zuletzt nichts dabei, was die Hoffnung nähren könnte, dass wir ins Halbfinale kommen." Allerdings gibt sich Nagelsmann kämpferisch. Er appelliert zudem an die Fans, nicht immer nur das reine mögliche Endergebnis zu betrachten.
"Ich glaube, wenn wir vier oder fünf gute Spiele machen, uns zerreißen, dann jedoch im Viertelfinale gegen eine Topnation ausscheiden, kann es für Fußballdeutschland trotzdem eine gute EM werden. Ich will unseren Erfolg nicht nur an einer bestimmten Platzierung festmachen, sondern viel mehr daran, ob wir alles gegeben haben", so der Bundestrainer.
"Die haben das herausragend gut gemacht"
Ein Vorbild sei für ihn die deutsche Basketball-Nationalmannschaft. Das Team um Trainer Gordon Herbert wurde im vergangenen Jahr überraschend Weltmeister und schaffte es im Turnier auch, mit den USA einen Titelfavoriten zu besiegen. Nagelsmann habe sich eine Dokumentation über die Mannschaft angesehen und daraus eigene Schlüsse für die EM im Sommer und das DFB-Team gezogen.
"Man konnte die Gespräche zwischen Trainer und Spielern vor der WM beobachten. Da wurde klar: Jeder Einzelne kannte Monate vor dem Turnier seine Rolle. Die haben das herausragend gut gemacht, und diese klare Rollenverteilung werde ich übernehmen", betonte Nagelsmann im Interview.
Warum? "Es ist hilfreich, wenn jeder Spieler ganz genau weiß, woran er ist." Daher habe Nagelsmann auch schon mit Nationalspielern gesprochen. Joshua Kimmich muss seinen Platz im Mittelfeld für Rückkehrer Toni Kroos räumen und würde die Position des rechten Verteidigers einnehmen.
Nagelsmann dazu: "Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre. Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das." Auf das Comeback von Kroos hätten alle "sehr positiv" reagiert. Der Real-Spieler selbst habe einen "sehr klaren Blick auf den Zustand unserer Nationalmannschaft", so Nagelsmann weiter.
Er erklärte in Bezug auf den Mittelfeldstrategen: "Er wird als Verbindungsspieler im Mittelfeld perfekt in das Team passen, das wir im Kopf haben. Er wird uns guttun mit seiner Erfahrung und Routine. Und er ist einer, der auch in einer engen EM-Partie die Ruhe behalten wird, den man unter Druck immer anspielen kann." Wie das funktioniert, wird sich bereits im März bei den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande zeigen.
- spiegel.de: ""Selbstzweifel kenne ich eigentlich nicht""