96 vor dem Abstieg Hannover beendet Negativserie - aber die Hoffnung sinkt
Hannover (dpa) - Hannover 96 feierte, als wäre der Klassenerhalt perfekt. Trainer Thomas Doll lief jubelnd auf das Spielfeld, die Profis des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga tanzten nach dem 1:0-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 am Mittelkreis.
"Die Hoffnung ist zurück", sagte Torschütze Hendrik Weydandt. Nur ein paar Stunden später folgte am Samstagabend der Dämpfer: Durch das 1:0 des VfB Stuttgart gegen Mönchengladbach kann die Niedersachsen jetzt nur noch ein Wunder vor dem Abstieg retten.
Drei Spieltage vor Saisonende beträgt der Rückstand von 96 auf den Relegationsplatz 16 sechs Punkte. Und am kommenden Spieltag geht es für Hannover zum Spitzenreiter FC Bayern München. "Ein ekliges Spiel", sagte Weydandt. "Die ganze Welt würde uns auslachen, wenn wir sagen: Wir fahren nach München, um dort zu gewinnen." Holt Stuttgart bei Hertha BSC einen Punkt, können die Bayern die Norddeutschen zeitgleich in die 2. Liga schießen. "Dass jetzt die Bayern kommen, ist sehr ungünstig", betonte Weydandt.
Denn seit Samstag wissen die 96-Profis wieder, dass sie siegen können. "Ich kann es nicht in Worte fassen, dieses Gefühl, wieder ein Spiel gewonnen zu haben", sagte Kapitän Marvin Bakalorz. Nach neun Partien ohne drei Punkte hätte der vierte Saisonerfolg dank eines kuriosen Treffers von Weydandt in der 66. Minute für deutlich mehr Spannung im Abstiegskampf sorgen können. "Nach München kommen Freiburg und Düsseldorf, da sind mindestens sechs Punkte drin", sagte der 96-Angreifer und schickte noch eine kleine Kampfansage an die Konkurrenz: "Stuttgart und Nürnberg fangen langsam an zu zittern, wenn wir so weitermachen."
Auch Doll tat der zweite Erfolg als 96-Coach sichtlich gut. Bestens gelaunt präsentierte sich der Ex-Profi nach dem Erfolg gegen Mainz. "Ein schöner Moment", erklärte der 53-Jährige. "Hut ab, wie sich die Jungs reingehauen haben." Belohnten sich seine Spieler in den vergangenen Wochen trotz akzeptabler Leistungen nicht mit einem Erfolg, hatte Dolls Mannschaft gegen eigentlich dominierende Mainzer "viel, viel Glück", inklusive "Glückstor".
Auch die Atmosphäre im Stadion sorgte für Aufsehen. Es war fast wie eine Versöhnung mit den in den vergangenen Wochen und Monaten sehr kritischen Anhängern. Die Mehrzahl der 30 400 Zuschauer feierte mit Sprechchören die 96-Profis, in der Schlussphase saß kein 96-Anhänger mehr auf dem Platz. "Wir haben jetzt alle ins Boot geholt", betonte Weydandt. "Die Ränge waren voll da. Sie haben mit uns die Bude hinten zugemacht", ergänzte Mittelfeldspieler Bakalorz.
Nach Spielschluss sorgte Edgar Prib noch für einen Gänsehautmoment. Der 29-Jährige feierte nach über 20 Monaten und zwei überstandenen Kreuzbandrissen sein Pflichtspiel-Comeback im Profiteam. Bereits bei seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit wurde er von seinen Mitspielern herzlich umarmt. Nach dem Abpfiff sank er zu Boden, hatte gar Tränen in den Augen. "In so einem Moment kann kein Mensch steif bleiben", sagte Prib. Der spätere Stuttgarter Sieg trübte dann aber den nachmittäglichen Hoffnungsschimmer in Hannover.