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WM 2018: Das große TV-Zeugnis für die Berichterstattung von ARD und ZDF


WM 2018
Das große TV-Zeugnis für ARD und ZDF

Meinungt-online, Noah Platschko

Aktualisiert am 13.07.2018Lesedauer: 4 Min.
Das Kommentatoren-Team des ZDF (v. l.): Béla Réthy, Martin Schneider, Oliver Schmidt und Claudia Neumann.Vergrößern des Bildes
Das Kommentatoren-Team des ZDF (v. l.): Béla Réthy, Martin Schneider, Oliver Schmidt und Claudia Neumann. (Quelle: Fredericx Future Image)
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Die Fußball-WM in Russland neigt sich langsam dem Ende entgegen. Zeit für eine Einschätzung über die bisherige TV-Berichterstattung.

Die Moderatoren:

ARD: Die ARD startete zum Eröffnungsspiel gleich mit zwei Moderatoren. Sowohl Matthias Opdenhövel, neuerdings "Matti" und nicht mehr "Opti" genannt, als auch Alexander Bommes begleiteten den Zuschauer durch das Turnier. Über die Wochen verteilt wechselten sich beide dann ebenso wie ihre Experten ab, sodass eine gesunde Rotation die Berichterstattung und Analysen prägte.

Allerdings führte die ständige Präsenz beider Moderatoren zu seltsamen Übergaben, sodass nicht selten Opdenhövel an Bommes abgab, der wiederum weiter zu Außenreporter Delling leitete, der wiederum erzählte, was im Quartier der Deutschen los war. Nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft wurde Delling überfällig, aber Bommes und Co. konnten noch Jessy Wellmer und Philipp Lahm anfunken, die am Tegernsee über die Nationalelf fabulierten. Etwas zu viel des Guten.

Note: 3+

ZDF: Oliver Welke und Jochen Breyer hießen die Moderatoren des ZDF, die sich die Schicht in Nachmittag und Abend aufteilten. Während "Milchbube" Breyer (Zitat Jürgen Klopp) zusammen mit Ex-Nationalspieler Christoph Kramer die Nachmittagsspiele übernahm, analysierte Welke mit Namensvetter Oliver Kahn die Partien der Prime-Time.

Insbesondere bei Welke war der Comedy-Modus immer wieder eingeschaltet, was im Zusammenspiel mit Kahn gut funktionierte. Dass die Meldung vom angeblichen Rücktritt Horst Seehofers mitten in die ZDF-Nachberichterstattung fiel, kam dem Heute-Show-Moderator gelegen. Sport, Comedy, Politik: für Welke ein gefundenes Fressen.

Note: 2+

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Die Experten:

ARD: Bei den Experten setzte die ARD bei diesem Turnier auf ein Trio. Zum einen Thomas Hitzlsperger, der schon länger für die ARD vor der Kamera steht und direkter Nachfolger von Mehmet Scholl wurde. Der ehemalige Nationalspieler glänzte bereits am ersten Spieltag. "Russland gegen Saudi Arabien? Das geht runter wie Öl." Schön gesagt.

Als weiterer Experte fungierte U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern ordnete die Spiele zwar präzise und sachlich ein. Ob aber ein Mitarbeiter des DFB mit der nötigen journalistischen Distanz über die Nationalmannschaft berichten kann, darf getrost bezweifelt werden.

Als Dritter im Bunde analysierte Ex-VfB-Coach Hannes Wolf, der mit Fachwissen über mannschaftsinterne Handlungen und Maßnahmen glänzte. Sicher ein Gewinn für die ARD. In Summe waren alle drei Fachmänner aber: sehr sachlich, sehr glatt, sehr brav.

Note: 3+

ZDF: Beim ZDF setzten sie wie gefühlt seit dem Mauerfall auf Oliver Kahn an Welkes Seite. Seine Analysen sind gewissermaßen in Stein gemeißelt. Nutzt gerne den Satz "Du hast es gerade angesprochen…", um dann zu wiederholen, was sein Nebenmann gerade gesagt hatte. Cleverer Schachzug. Positionierte sich klar und reflektiert in der Causa Özil/Gündogan, womit er einen angenehmen Gegenpol zu so manchem Hau-Drauf-Kommentator bildete.

Als erfrischender Neuling präsentierte sich außerdem Gladbach-Profi Christoph Kramer, der Einblicke in das Innenleben der Mannschaften lieferte und Parallelen zur WM 2014 zog, bei der er im WM-Finale in der Startelf stand. Nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft musste das ZDF allerdings auf Kramers Dienste verzichten. Der 27-Jährige stieg zum 2. Juli wieder ins Mannschaftstraining seiner Borussia ein. Für den Sender ein Verlust. Dass Kramer während der Saison zu Einsätzen als TV-Experte kommt, gilt als ausgeschlossen.

Zu guter Letzt komplettierte noch Holger Stanislawski das Expertenfeld: War ihm bei seinem Expertendebüt vor zwei Jahren in Frankreich die Nervosität noch anzumerken, überzeugte "Stani", wie seine Kollegen ihn nannten, durch mit Leidenschaft vorgetragene Analysen, bei denen selbst Kahn erstmal durchpusten musste. Wie Kramer ein Gewinn fürs ZDF, vielleicht wird nach dem Turnier auch der ein oder andere Verein beim gebürtigen Hamburger vorstellig.

Note: 1-

Die Kommentator/innen:

ARD: Im Ersten vertraute man weitestgehend auf das bewährte Dreiergespann vergangener Turniere. Tom Bartels, Gerd Gottlob und Steffen Simon. Bartels, Kommentator des WM Finals von 2014, machte gewohnt einen guten Job, könnte seinen permanenten Deutschlandbezug allerdings ein wenig herunterschrauben. Steffen Simon unterlief der ein oder andere Patzer und er wirkte leider zu oft angestrengt emotional. Simon ging damit das ab, was Gottlob auszeichnete. Angemessen temperiert traf er in spannenden wie emotionalen Situationen den richtigen Ton. Oder um es im ESC-Jargon auszudrücken: Unser Mann für Moskau.

Note: 2-

ZDF: Im Zweiten Deutschen Fernsehen setzte man auf bekannte Gesichter. Neben Altmeister Bela Rethy (wird das WM-Finale kommentieren) waren auch die beiden anderen aus den Champions-League-Übertragungen bekannten Stimmen Oliver Schmidt und Martin Schneider sowie wie schon bei der EM 2016 Claudia Neumann im Einsatz. Sie machte ihren Job ebenso solide wie ihre Kollegen, musste aber die obligatorischen Shitstorms über sich ergehen lassen. Deutschland 2018: man könnte weiter sein. Als eins der wenigen Highlights bleibt ein Satz von Bela Rethy zur deutschen Leistung gegen Südkorea in Erinnerung: "Das ist hier alles keine Zeitlupe, das sind reale Bilder".

Note: 4+

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Das WM-Studio:

ARD: Kein Strand-Flair, aber auch keine Kreml-Atmosphäre. Zum ersten Mal sendete die ARD nicht aus dem Land des Gastgebers, sondern aus dem "Schwarzwald-Studio" in Baden-Baden. Dank Augmented-Reality-Technik konnten 3-D-Bilder von Stadien und Spielern im Studio gezeigt werden. Sah ganz hübsch aus, hatte in erster Linie aber mehr den Effekt zu zeigen, was man kann. Ohne wäre sicher auch gegangen. Ansonsten ähnelte das Studio sehr dem des ZDF.


ZDF: Kein Strand-Flair, aber auch keine Kreml-Atmosphäre. Zum zweiten Mal nach Usedom 2012 sendete das ZDF nicht aus dem Land des Gastgebers, sondern aus dem "Schwarzwald-Studio" in Baden-Baden. Dank Augmented-Reality-Technik konnten 3-D-Bilder von Stadien und Spielern im Studio gezeigt werden. Sah ganz hübsch aus, hatte in erster Linie aber mehr den Effekt zu zeigen, was man kann. Ohne wäre sicher auch gegangen. Ansonsten ähnelte das Studio sehr dem der ARD.

Beide Note: 3+

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