"Bierhoff-Aussage eine Frechheit" Özils Vater rät seinem Sohn zum Rücktritt aus der DFB-Elf
Nach dem wochenlangen Zoff um Mesut Özil meldet sich Vater Mustafa zu Wort – und attackiert den DFB und Oliver Bierhoff. Zudem gibt er einen Einblick in das Seelenleben des Nationalspielers.
Mustafa Özil sieht die Zukunft seines Sohnes Mesut in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angesichts der Erdogan-Affäre und der jüngsten Aussagen von DFB-Direktor Oliver Bierhoff kritisch. "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! Dafür ist die Kränkung dann doch zu groß. An Mesuts Stelle würde ich zurücktreten", sagte der 50-Jährige der "Bild am Sonntag".
"Bierhoff will eigene Haut retten"
Bierhoffs Aussage, wonach das DFB-Team bei der WM in Russland vielleicht besser auf Özil verzichtet hätte, nannte Vater Özil "eine Frechheit. Sie dient meiner Meinung nach nur dazu, die eigene Haut zu retten".
Der Deutsche Fußball-Bund mit Bundestrainer Joachim Löw, Bierhoff und Präsident Reinhard Grindel an der Spitze habe es in der Sache "versäumt, ein klares Krisenmanagement zu machen. Jetzt zu sagen, man hätte überlegen müssen, auf Mesut zu verzichten, ist ja wohl ein schlechter Witz", ergänzte Mustafa Özil.
"Özil ist enttäuscht und gekränkt"
Sein Sohn, dessen Berater er bis 2013 war, sei "geknickt, enttäuscht und gekränkt. Es hieß immer: Wenn wir gewinnen, gewinnen wir zusammen. Aber wenn wir verlieren, verlieren wir wegen Özil? Er wird nun ausgepfiffen und als Sündenbock hingestellt - da verstehe ich schon, dass er beleidigt ist."
Özils Vater hatte sich vor fünf Jahren mit seinem Sohn überworfen, steht inzwischen aber über SMS wieder in gelegentlichem Kontakt mit ihm. Die Erdogan-Fotos nannte er "keine so gute Idee. Ich habe aber nicht gedacht: Oha, jetzt bricht alles zusammen. Es war ja nicht das erste Foto von Mesut mit Erdogan. Ich wusste, dass das kein politisches Statement von ihm war oder Ähnliches."
Stattdessen schätzt Mustafa Özil, dass sein Sohn das Foto aus Höflichkeit gemacht habe: "Sie müssen wissen: Mesut ist ein schüchterner Mensch, fast scheu. Wie hätte er dieses Foto ablehnen können, wenn ein Mann wie Erdogan ihn darum bittet? Das hätte Mesut als extrem unhöflich empfunden. Das ist auch eine Mentalitätssache. Er hat ja auch Fotos mit Angela Merkel gemacht."
- Nachrichtenagentur sid
- Interview mit Mustafa Özil in der "Bild am Sonntag" (Abo nötig)