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Zum journalistischen Leitbild von t-online.t-online.de macht den Favoriten-Check Diese Teams haben die besten Chancen aufs Finale
Die WM der Überraschungen geht in die nächste Runde. Das Viertelfinale steht an und einige Favoriten sind noch im Rennen. t-online.de erklärt, wer die größten Finalchancen hat.
Deutschland, Spanien, Argentinien und Portugal galten vor der WM als Favoriten bzw. Mitfavoriten auf den Titel. Auch Polen wurde zeitweise hoch gehandelt – denn vor dem Turnier lag die Mannschaft um Robert Lewandowski auf Platz acht der Weltrangliste, vor England und Uruguay. Alle scheiterten früh beim Turnier in Russland und mussten die Heimreise antreten. Den WM-Pokal machen andere Teams unter sich aus. Ein Finalist entspringt aus dem "schweren Ast", um Frankreich, Belgien, Uruguay und Brasilien. Den anderen Finalisten machen Kroatien, Russland, Schweden und England unter sich aus.
Finalist A (Frankreich, Uruguay, Brasilien, Belgien)
Frankreich
Die Gruppenphase der "Équipe Tricolore" war von starker Defensive und effektiver Offensive geprägt. Frankreich ließ wenig zu, vor allem Abwehrchef Raphael Varane und Sechser N'Golo Kanté stachen heraus. Im Achtelfinale setzte man sich gegen eine argentinische Offensive durch, deren individuelle Qualität vielleicht die höchste des Turniers ist.
Auch wenn Frankreich drei Tore kassierte, wirkliche Großchancen ließ man kaum zu. Dank des eigenen Umschaltspiels war das Team von Didier Deschamps brandgefährlich. Doch so offen wie Argentinien wird kein Gegner der Franzosen mehr sein. Für das Viertelfinale gegen Uruguay ist Frankreich Favorit, aber in einem möglichen Halbfinale gegen Brasilien könnte es an der taktischen Feinheit hapern.
- Finalchancen: 30 Prozent
Uruguay
Gegen Ägypten und Saudi-Arabien enttäuschte Uruguay etwas, doch beim Duell mit Russland und im Achtelfinale gegen Portugal waren die "Urus" voll da. Mit einer unglaublichen starken Defensive, die aus dem Spiel heraus kaum Chancen zulässt, ist Uruguay nur schwer zu überwinden. Vorne ist das Team jedoch sehr stark von Luis Suarez und Edinson Cavani abhängig. Aus dem Mittelfeld fehlen noch zu oft kreative Impulse.
Cavanis Verletzung gegen Portugal sorgte für einen Trainingsrückstand beim PSG-Stürmer. Sein Einsatz gegen Frankreich ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Bei 100 Prozent wird er wohl kaum sein. Für Gegner wie Frankreich oder Brasilien fehlt es an individueller Qualität. Das Kollektiv Uruguays müsste über sich hinauswachsen. Schwierig, aber nicht unmöglich.
- Finalchancen: 15 Prozent
Brasilien
Nur gegen die Schweiz ließ Brasilien Federn. Ansonsten zeigte sich die "Selecao" in hervorragender Verfassung und überzeugte gegen unterschiedliche Systeme. Philippe Coutinho und Neymar sind in Topform, auch die Abwehr mit Torwart Alisson ist stark. Auf die mexikanische Druckphase zu Spielbeginn hatte Brasilien gute Antworten.
Anders als vor vier Jahren ist das Team kompakter und vor allem defensiv taktisch disziplinierter. Was sich im Testspiel gegen Deutschland im März andeutete, beweist Brasilien bei dieser WM eindrucksvoll. Wenn man den Angriffen der belgischen Mannschaft stand halten kann, gibt es im Konter viele Möglichkeiten. Gegen Mexiko zeigten Neymar und Co., dass sie auch gut umschalten können.
- Finalchancen: 35 Prozent
Belgien
Die "goldene Generation" um Kevin de Bruyne und Eden Hazard marschierte souverän und ohne Punktverlust durch die Gruppenphase. Gegen Japan ging Belgien als haushoher Favorit ins Spiel und präsentierte sich auch so. Anfang der zweiten Hälfte wurden die "Roten Teufel" jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sie bestanden jedoch den Charaktertest und holten den Sieg.
Die belgische Offensive kann es ohne Frage mit jedem Team aufnehmen. Wenn sie Platz bekommt, ist sie mit ihrem Tempo und der Passgenauigkeit kaum zu stoppen. Doch in der Defensive hapert es. "Wir wollen angreifenden Fußball spielen, aber da lässt man nun einmal freie Räume zu. Die versuchen wir zu minimieren. Das müssen wir verbessern", erklärte Toby Alderweireld bereits vor einer Woche. Gegen Japan war davon noch nicht genug zu sehen. Für Brasilien muss man eine Schippe drauflegen, wenn es weiter gehen soll.
- Finalchancen: 20 Prozent
Finalist B (Kroatien, Russland, Schweden, England)
Kroatien
Nach der Gruppenphase galt Kroatien als ein Mitfavorit auf den Titel. Doch mit den kompakten und defensivstarken Dänen tat sich Kroatien schwer. Erst im Elfmeterschießen setzte sich das Team von Zlatko Dalic durch. Vor allem Luka Modric setzte ein wichtiges Zeichen. Nachdem er in der Verlängerung vom Punkt scheiterte, übernahm er auf beim Elfmeterschießen die Verantwortung – und verwandelte.
Die individuelle Qualität ist besonders im Mittelfeld hoch. Das Zentrum mit Modric, Rakitic und Brozovic/Kovacic ist das Prunktstück der "Kockasti". ABER: Abgesehen von Ante Rebic und Außenverteidiger Ivan Strinic fehlt es den meisten Spielern an Geschwindigkeit. Und Torwart Danijel Subasic sah beim Gegentor gegen Dänemark unglücklich aus. Trotzdem hat Kroatien aufgrund der taktischen Disziplin und dem vermeintlich leichtesten Gegner gute Chancen auf weitere Spiele.
- Finalchancen: 40 Prozent
Russland
Die größte Überraschung des Viertelfinals ist der WM-Gastgeber. Der Sieg über Spanien war eine gute Teamleistung mit mentaler Stärke im Elfmeterschießen. Angetrieben von den eigenen Fans wuchs das Team nach anfänglichen Zweifeln über sich hinaus und zog nach einer wechselhaften Gruppenphase ins Achtelfinale ein.
Gegen offensive Mannschaften wie Saudi-Arabien oder Spanien konnte Russland sich am eigenen Strafraum einigeln und mit schnellen Kontern über Topstar Aleksandr Golovin umschalten. Auch via Standards sind die WM-Gastgeber gefährlich. Doch gegen defensivstarke Mannschaften tut Russland sich schwer und zeigt nur wenig Kreativität, um sich Chancen zu erspielen. So scheiterte man an Uruguay und auch gegen Kroatien wird es daher sehr schwer.
- Finalchancen: 10 Prozent
Schweden
Neben Russland sind die Skandinavier die Überraschung der WM. Gruppensieger in einer Staffel mit Mexiko und Deutschland, dann der Achtelfinal-Triumph über die Schweiz. Schweden hat alle Zuschauer verblüfft, vor allem die eigenen. Doch sie sind selbstbewusst und zeigen das auch. Angeführt von Abwehrchef Andreas Granqvist steht die Defensive sehr kompakt und lässt kaum Chancen zu.
Vorne sind die Schweden eher Minimalisten. Sie haben nur wenige Chancen, die sie aber konsequent nutzen. Nachdem er gegen Südkorea noch etwas enttäuschte, ist auch Emil Forsberg inzwischen in guter Form. Fast jeder Angriff im Umschaltspiel geht über ihn. Doch abgesehen von Kontern oder Standards kommt Schweden nur selten gefährlich vor das gegnerische Tor. Das könnte schon gegen England zum Verhängnis werden. Spätestens im Halbfinale ist wahrscheinlich Schluss.
- Finalchancen: 15 Prozent
England
"Football's coming home" schallte es nach dem Elfer-Krimi gegen Kolumbien durch das Moskauer Spartak-Stadion. Das größte Trauma des englischen Fußballs war überwunden. Die junge Mannschaft von Trainer Gareth Southgate steht unter den letzten acht Teams und überzeugt mit taktischer Variabilität und Disziplin. Torjäger Harry Kane ist in bester Verfassung und führt das Team glaubwürdig an.
Und das ganze Talent haben die Engländer noch gar nicht gemeinsam auf den Platz gebracht. Ob Raheem Sterling, Marcus Rashford oder Dele Alli. Nicht immer konnten sie ihre Bestform abrufen. Wenn die "Three Lions" einen sehr guten Tag erwischen und alle Spieler gut drauf sind, können sie sich mit jedem Gegner messen. Einziges Manko: Zu Null hat die Mannschaft noch nie gespielt bei diesem Turnier. Das würde der Defensive mehr Selbstvertrauen geben.
- Finalchancen: 35 Prozent
Doch was meinen Sie? Wer holt den WM-Titel?
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