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FIFA-Skandal: Generalsekretär Valcke von allen Aufgaben entbunden


Paukenschlag beim Weltverband
FIFA entbindet Generalsekretär Valcke von allen Aufgaben

Von dpa, sid, t-online
Aktualisiert am 18.09.2015Lesedauer: 3 Min.
FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke wird von allen Aufgaben entbunden.Vergrößern des Bildes
FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke wird von allen Aufgaben entbunden. (Quelle: imago/EQ Images)

Paukenschlag bei der FIFA: Der Fußball-Weltverband hat seinen Generalsekretär Jérôme Valcke "mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres von all seinen Aufgaben entbunden". Wie die FIFA mitteilte, habe man "von einer Reihe von Vorwürfen Kenntnis erhalten, die den Generalsekretär betreffen". Der Verband habe eine "formelle Untersuchung durch die FIFA-Ethikkommission" in Auftrag gegeben.

Der 54-jährige Franzose war seit 2007 Generalsekretär und wichtigster Mann nach Präsident Sepp Blatter. Ihm wird nun vorgeworfen, vom Ticketverkauf für Weltmeisterschafts-Endrunden persönlich profitiert zu haben.

Die schweren Vorwürfe hatte laut der "Süddeutschen Zeitung" die in Zürich ansässige Agentur JB Sports Marketing bei einer Präsentation am Donnerstag erhoben. Valcke sei eine Gewinnbeteiligung versprochen worden.

Valcke dementiert die Berichte

Die Untersuchungskammer der Ethikkommission teilte unverzüglich mit, die Mitteilung der FIFA "zur Kenntnis" genommen zu haben: "Sie weist darauf hin, dass sie grundsätzlich und eigenständig die ihr zu Kenntnis gebrachten Sachverhalte auf das Vorliegen eines möglichen Tatverdachts prüft."

Das Handeln der FIFA ist offensichtlich eine direkte Reaktion auf diese neuen Entwicklungen. Valcke soll Zeugen zufolge zudem im Rahmen von Verhandlungen schon vor der offiziellen Vergabe erklärt haben, die WM 2022 sei fest an Katar zugesagt.

Valcke selbst bestritt ein Fehlverhalten. Die Anschuldigungen seien "frei erfunden" und "ungeheuerlich", teilte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke mit. Valcke habe von diesem niemals Geld erhalten und niemals eingewilligt, von diesem Geld oder andere Wertgegenstände anzunehmen.

Auslieferung von Ex-Funktionär beschlossen

In die juristische Aufarbeitung des FIFA-Skandals war zuvor schon neue Bewegung gekommen. Die Schweizer Behörden hatten der Auslieferung des früheren FIFA-Vizepräsidenten Eugenio Figueredo (Uruguay) zugestimmt. Dem 83-Jährigen droht in den USA nun sein Gerichtsverfahren - und den Verbrechern im Weltverband der nächste Kronzeuge, der unbequeme Wahrheiten auspacken könnte.

Figueredo wird in den USA vorgeworfen, "beim Verkauf von Marketingrechten für die Copa América der Jahre 2015, 2016, 2019 und 2023 von einem uruguayischen Sportvermarktungsunternehmen Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben", teilte das Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) mit. Zudem soll er sich "in den Jahren 2005 und 2006 namentlich durch die Verwendung von gefälschten medizinischen Gutachten die US-Staatsbürgerschaft erschlichen" haben.

Webb als möglicher Kronzeuge

Noch hat der frühere Vizepräsident des südamerikanischen Kontinentalverbands CONMEBOL 30 Tage Zeit, vor dem Bundesstrafgericht eine Beschwerde gegen seine Auslieferung einzureichen. Bleibt diese aus oder scheitert sie, wäre der 83-Jährige der erste der sieben am 27. Mai in Zürich verhafteten Verdächtigen, der zwangsweise ausgeliefert wird. Insgesamt stehen 14 Personen auf der US-Liste, davon neun (ehemalige) FIFA-Mitglieder.

Zuvor hatte der frühere FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb seiner Auslieferung freiwillig zugestimmt und gilt nun in den Korruptionsermittlungen der US-Behörden als möglicher Kronzeuge. Bei seiner ersten Anhörung vor einem Bundesgericht in Brooklyn hatte der 50-Jährige auf nicht schuldig plädiert. Ein Deal mit den US-Ermittlern scheint wahrscheinlich - am Montag hatte US-Justizministerin Loretta Lynch weitere Anklagen im Korruptionsskandal angekündigt.

Betrug, Bestechung, Geldwäsche, Steuerhinterziehung

Dafür könnte nun auch Figueredo bald entscheidende Hinweise liefern, um sich selbst so gut es geht zu retten. "Unsere Untersuchungen haben kein Limit, sie gehen weiter. Es ist ein globales Problem, aber wo immer die Geschäfte mit den USA in Berührung gekommen sind, können wir ermitteln", hatte Lynch gesagt. Die USA ermitteln wegen Betrugs, Bestechung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung.

Die Vorwürfe gegen Figueredo, der "durch die Annahme von Bestechungsgeldern für die Vergabe von Sportmarketingverträgen den Wettbewerb massiv beeinflusst" und verfälscht habe, seien auch nach schweizerischem Recht strafbar, gab das BJ bekannt: "Dieses Verhalten wäre als unlauteres Handeln gemäß Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb strafbar. Auch die ihm zur Last gelegte Verwendung von gefälschten medizinischen Gutachten im Rahmen seines Einbürgerungsverfahrens wäre nach Schweizer Strafgesetzbuch als Urkundenfälschung strafbar." Daher seien sämtliche Voraussetzungen für eine Auslieferung erfüllt.

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