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Thomas Müller: Erfüllt sich Toni Kroos' Trainer-Prophezeiung?


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Thomas Müllers Zukunftsplan
Erfüllt sich jetzt Kroos' Prophezeiung?


Aktualisiert am 16.07.2024Lesedauer: 7 Min.
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Thomas Müller hat offiziell seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet. (Quelle: Tom Weller/dpa/dpa-bilder)
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Thomas Müller macht in der Nationalelf Schluss. Mit Bayern hat er aber noch ein letztes großes Ziel. Erfüllt sich danach die Prophezeiung von Toni Kroos?

Jetzt ist offiziell, was sich bereits abgezeichnet hatte: Weltmeister und Fan-Liebling Thomas Müller macht Schluss im deutschen Fußball-Nationalteam. Diese Entscheidung teilte der 34-Jährige am Montag in einem Video in den sozialen Netzwerken mit. "Nach 131 Länderspielen und 45 Toren sage ich dem Bundesadler heute servus", sagte Müller im Video, für das er das DFB-Trikot mit seiner Nummer 13 noch ein letztes Mal übergestreift hatte.

Aufgenommen hat er es an einem für ihn ganz besonderen Ort. "Hier in Pähl, auf diesem Sportplatz, hat alles begonnen. Meine riesige Begeisterung für den Fußball", sagt er zu Beginn des Videos und blickt sich um. "Als ich vor über 14 Jahren mein erstes Länderspiel in der deutschen Nationalmannschaft absolvieren durfte, hätte ich mir all das nicht erträumen lassen, großartige Siege und bittere Niederlagen", so Müller weiter, der von "unendlich vielen unvergesslichen Momenten" spricht.

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Müller: "Da wird man halt ein bisserl melancholisch"

Ein solcher war auch das Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien (1:2 n.V.). Wer ihn anschließend bei seiner Ehrenrunde auf dem Rasen der Stuttgarter Arena beobachtete, konnte bereits ahnen, dass es seine letzte sein würde. So emotional hat man ihn zuvor noch nie gesehen. Er weinte hemmungslos. Der Offensivspieler wusste bereits, dass das wohl sein letzter Auftritt als Nationalspieler war.

"Es war eine Mischung", sagte Müller hinterher in den Katakomben des Stadions über die Tränen der Enttäuschung und des Abschieds. Was bei der Ehrenrunde in ihm vorging, schilderte er so: "Ich habe dann noch mal die Kurve gesehen mit der Familie." Sein Bruder Simon stand dort und weinte ebenfalls. "Da wird man halt ein bisserl melancholisch", so Müller, "aber es war auch ein schöner Moment." Ein Moment, der selbst den ansonsten so redseligen Müller, der nicht umsonst den Spitznamen "Radio Müller" trägt, sprachlos machte.

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Trotzdem vergaß er nicht, sich würdig beim Publikum zu verabschieden, das wegen der Niederlage ebenfalls enttäuscht war. Müller war es, der auch in dieser emotionalen Ausnahmesituation voranging und seine Mitspieler dazu animierte, gemeinsam vor die Fankurve zu treten, um sich für die Unterstützung zu bedanken.

Dann kündigte er ein Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann über seine Zukunft an. "Realistischerweise kann es schon sein, dass das mein letztes Spiel heute war", sagte Müller, stellte gleichzeitig aber klar: "Dass ich ausschließe, für Deutschland zu spielen, das wird es von mir nicht geben."

Das tat er auch jetzt nicht. "Servus", sagte der 34-Jährige trotzdem. "Es hat mich immer sehr stolz gemacht, für mein Land aufzulaufen. Wir haben gemeinsam gefeiert und manchmal auch gemeinsam eine Träne verdrückt", so Müller zum Abschied. Künftig werde er dem DFB-Team ebenfalls als Fan von der Tribüne aus die Daumen drücken.

Nagelsmann öffnet Müller die Tür zurück zum DFB

Bundestrainer Nagelsmann hofft aber, dass es für Müller noch nicht das Ende im Verband gewesen ist. Man werde ihn in der Nationalmannschaft sehr vermissen, sagte Nagelsmann: "So sehr ich es bedaure, dass er nun nicht mehr bei uns dabei sein wird, so groß ist meine Hoffnung, dass Thomas den deutschen Fußball auch in Zukunft prägen wird – als Spieler des FC Bayern und zukünftig auch in weiteren Rollen."

Damit öffnete er Müller auch öffentlich noch einmal die Tür zum DFB, die ihm intern ohnehin längst ganz weit offenstand. Man darf gespannt sein, ob, wann und in welcher Rolle er hindurchgehen wird. Müller ließ das noch offen und sagte zum Abschluss seines Statements nur: "Servus, man sieht sich."

Schon bei der Heim-EM war Müller weit mehr als "nur" ein normaler Nationalspieler gewesen. Nagelsmann hatte ihn nicht nur als seinen "verlängerten Arm", sondern auch als "Connector", also Verbindungsmann, und "Schmiermittel" für die gute Stimmung zwischen jüngeren und älteren Spielern bezeichnet: "Thomas Müller verbindet die Rapper und Jodler in der Mannschaft."

Musiala und Pavlović sehen ihn als Mentor

Eine ähnliche Anführerrolle hat er seit Jahren auch beim FC Bayern. Zu etablierten Stars wie Manuel Neuer oder Harry Kane ist sein Draht mindestens genauso gut wie zu Jamal Musiala oder Toptalent Aleksandar Pavlović. Die beiden Jungnationalspieler sind nicht die Einzigen, die in Müller eine Art Vorbild und Mentor sehen. Mit ihnen und anderen jungen Spielern tauscht sich Müller auch im Training häufig aus, gibt wertvolle Tipps und seine Erfahrung weiter.

"Da ist der Papa stolz", sagt er gerne mal mit einem Augenzwinkern, wenn Musiala ein "Müller"-Tor, also eins ohne große Schnörkel, gelingt. Den "Pavlo" stellte er den Mitarbeitern bei der gemeinsamen Ankunft im DFB-Camp direkt persönlich vor und brach damit gleich das Eis für den zurückhaltenden 20-Jährigen. Müller hilft den Jungstars gerne und tut ihnen mit seiner lockeren Art einfach gut.

Müller: Erfüllt sich jetzt Kroos' Prophezeiung?

Wo all das in Zukunft hinführen wird, ist für seinen langjährigen Weggefährten Toni Kroos jetzt schon klar. "Ich glaube, dass er Trainer wird, weil er das Spiel versteht und weil er Bock auf Fußball und Erfolg hat", sagte der Weltmeister von 2014 in einem gemeinsamen Video des DFB während der EM.

"Er kann die Spieler sehr gut einschätzen und versteht sie. Er hat die besten Trainer gehabt, die es gibt. Da kann man ein Stück mitnehmen", so Kroos, der seine gesamte Karriere nach der DFB-Rückkehr nun beendet. Müllers Trainer hießen bei Bayern und der Nationalelf unter anderem Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola, Hansi Flick, Jogi Löw, Thomas Tuchel oder Nagelsmann.

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Der Bundestrainer setzte ihn bei der Heim-EM zwar nur noch als Joker ein. Allerdings vertraute Nagelsmann Müller mit seiner Erfahrung nicht nur im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1), sondern auch beim großen, aber letztlich nutzlosen Aufbäumen gegen Spanien (1:2 n.V.).

Maradona kannte Müller nicht

Vor Müllers Debüt im März 2010 bei einem WM-Test gegen Argentinien (0:1) in seiner Münchner Heimat hielt ihn Diego Maradona als Gästecoach noch für einen Balljungen und verließ deshalb die Pressekonferenz. Wenige Monate später schickte Müller Argentinien und Maradona im WM-Viertelfinale in Kapstadt beim 4:0 mit einem Tor nach Hause. Mit fünf Treffern wurde der damals 20-Jährige Torschützenkönig in Südafrika. Vier Jahre später war Müller bei der WM wieder fünfmal erfolgreich – sein großer Beitrag zum Triumph in Brasilien. Spätestens damit schoss sich Müller endgültig in die Herzen der Fans.

Sportdirektor Rudi Völler sagte: "Keiner ist wie Thomas Müller. Seinen Wert für den deutschen Fußball kann man gar nicht hoch genug einschätzen." Mit ihm habe jedes Team neben einem Topstürmer immer auch ein Gesicht bekommen, einen vorbildlichen Charakter.

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Kurios: Bei allen seinen vier Teilnahmen an Europameisterschaften (2012, 2016, 2021 und 2024) blieb Müller ohne Treffer. Er musste in seiner Zeit bei der Nationalelf aber noch deutlich größere Rückschläge verkraften. Die Zeit nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland war auch für ihn ein Auf und Ab. Der damalige Bundestrainer Löw berücksichtigte im März 2019 weder ihn, Mats Hummels noch Jérôme Boateng.

Müller hat es Löw noch mal gezeigt

Müller zeigte es Löw aber noch mal und kam zur EM 2021 zurück. Im EM-Achtelfinale gegen England (0:2) vergab er allerdings die große Ausgleichschance. Löw-Nachfolger Flick verzichtete zunächst auch auf ihn, bei der WM 2022 war er dann wieder dabei. Nach dem erneuten Vorrunden-Aus in Katar sagte Müller in einem TV-Interview: "Es war ein enormer Genuss, liebe Leute. Vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt. Ich hab’ in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen."

Seine emotionalen Worte wurden damals schon als Rücktrittsankündigung interpretiert. Er habe alles "mit Liebe getan", versicherte Müller. Bei der Heim-EM war das nun nicht anders. Bayern-Präsident Herbert Hainer sagte nach dem offiziellen Rücktritt: "Die jüngere Generation kennt das DFB-Team nicht ohne Thomas Müller, und ich möchte es mir ohne ihn eigentlich nicht vorstellen." Mit Thomas Müller ziehe nun dennoch "einer der ganz Großen das DFB-Trikot für immer aus".

Bayern hatte schon Spieler-Co-Trainer-Pläne mit Müller

Gedanken, Müller nach der Profikarriere in verantwortlicher Position weiter in den Klub einzubinden, gibt es auch beim Rekordmeister. Sein Trainertalent ist den Bayern freilich nicht verborgen geblieben. Wie auch der "Kicker" berichtete, soll es bei der letztlich geplatzten Verpflichtung von Ralf Rangnick zuletzt auch Überlegungen gegeben haben, ihm Müller als Spieler-Co-Trainer an die Seite zu stellen.

Als Spieler ist Müller seit Jahren nicht nur ein Aushängeschild, sondern auch eine Art Außenminister für die Bayern. Viele sehen in ihm, der seit der Jugend für den Klub gespielt hat und dort 2008 zum Profi wurde, sogar einen potenziellen Nachfolger für Ehrenpräsident Uli Hoeneß. So weit ist es aber noch lange nicht, Müllers Karriere auf Klubebene ist mit dem DFB-Ende noch nicht vorbei. Hainer vergaß nicht zu betonen, dass "Thomas auch weiterhin für unseren Klub spielen wird".

Beim Rekordmeister steht er schließlich auch noch in der kommenden Saison unter Vertrag, an deren Ende das Finale der Champions League in München ausgetragen wird. Eine riesige Motivation und ein vielleicht letztes großes Ziel für Müller (Mehr dazu lesen Sie hier). Denn 2012 erlebte er das mit den Münchnern schon einmal mit. Das Elfmeter-Drama gegen Chelsea war eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere.

Am Tag danach schickte er damals eine Nachricht in den Mannschafts-Chat. "Kopf hoch, Jungs. Das, was gestern passiert ist, tut extrem weh. Aber nächstes Jahr schlagen wir zurück", schrieb er. Gesagt, getan: 2013 hielt er mit Bayern den Champions-League-Pokal tatsächlich in den Händen. Der Cheftrainer hieß damals zwar Jupp Heynckes. Aber auch Müller verhielt sich bereits in dieser schwierigen Situation wie ein solcher und fand genau die richtigen Worte für seine Teamkollegen. Kroos war damals einer davon. Man darf gespannt sein, ob dessen Prophezeiung in Erfüllung gehen wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
  • Mixed-Zone-Gespräch mit Thomas Müller am 5. Juli in Stuttgart
  • Abschiedsvideo von Thomas Müller
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