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EM: Neuling Georgien schafft die Sensation


Die Türkei zittert sich weiter
Favorit düpiert – Georgien schafft die Sensation

Von t-online, dpa, sid
Aktualisiert am 26.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Georgiens Topstar Khvicha Kvaratskhelia jubelt über seinen Führungstreffer. (Quelle: IMAGO/Alexandra Fechete/imago)
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In Gruppe F ging es heiß her. Die Türkei musste trotz langer Überzahl zittern, während Außenseiter Georgien dank ihres Topstars die große Überraschung gelingt.

Die Nationalmannschaft Georgiens hat für die bislang größte Überraschung bei der EM in Deutschland gesorgt. Der Turnier-Debütant schlug im letzten Gruppenspiel völlig überraschend die klar favorisierten Portugiesen mit 2:0 und zog damit als Gruppendritter ins Achtelfinale ein.

Im Parallelspiel zitterte sich die Türkei trotz mehr als einstündiger Überzahl gegen Tschechien in die K.o.-Phase, beseitigte erst in der Nachspielzeit die letzten Zweifel.

Georgien - Portugal 2:0

Der krasse Außenseiter Georgien hat mit einem Coup gegen Portugal und Rekordjäger Cristiano Ronaldo sein Fußball-Märchen fortgeschrieben. Mit einem 2:0 (1:0) gegen den Ex-Europameister und dessen Altstar zog der EM-Neuling ins Achtelfinale ein und sorgte damit für die bislang größte Überraschung der EURO. Ein Blitztor von Chwitscha Kwarazchelia nach 94 Sekunden und ein Elfmeter nach Videobeweis verdarben Ronaldo ein historisches Jubiläum: Der 39-Jährige bestritt sein 50. Spiel bei einem großen Turnier –als erster Europäer.

Den ersten EM-Sieg der Georgier machte Georges Mikautadse perfekt, der vom Elfmeterpunkt sein schon drittes Turniertor erzielte (57.). Danach gab es kein Halten mehr: Alle Ersatzspieler stürmten auf den Platz. Schiedsrichter Sandro Schärer aus der Schweiz hatte erst nach Ansicht der Videobilder auf Strafstoß entschieden: Antonio Silva hatte Luka Lochoschwili zu Fall gebracht.

Die unglaubliche Geschichte der EM-Novizen geht somit weiter. Ronaldo und Co., die bereits vor der Partie als Erster der Gruppe F festgestanden hatten und weitgehend mit der zweiten Garde spielten, treffen am Montag (21.00 Uhr) in Frankfurt auf Slowenien. Auf eine besondere Bestmarke wartet der Weltrekordler nach seinem 210. Länderspiel noch: auf ein Tor auch bei seiner sechsten EM-Endrunde – ein Kunststück, das noch niemand schaffte.

Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, da verwandelte sich die Schalker Arena in ein weiß-rotes Fahnenmeer, als Kwarazchelia nach einem Pass von Mikautadse die Georgier in Führung brachte. Danach zog sich das Team um den Star der SSC Neapel in die eigene Hälfte zurück und überließ Ronaldo und Co. das Spiel.

Doch die B-Elf des Favoriten tat sich gegen die massive Defensive zunächst schwer, ein Freistoß seines Altstars aus 30 Metern, den Giorgi Mamardaschwili parierte, war die erste Torchance (17.). Zehn Minuten später sah Ronaldo die Gelbe Karte, nachdem er im Strafraum zu Boden gegangen und vehement einen Elfmeter gefordert hatte. Der Druck der Portugiesen wurde größer, den Georgiern gelangen nur selten Entlastungsangriffe.

Nach einem Doppelpass scheiterte Ronaldo knapp, als Giorgi Gwelesiani seinen Schuss zur Ecke blockte (35.). Auch Joao Palhinha verfehlte knapp das Tor (44.). Kurz nach der Pause hatte Ronaldo Pech, als sein Schuss fünf Metern über die Latte abgefälscht wurde (47.). Auf der Gegenseite kam Kwarazchelia plötzlich völlig frei zum Schuss, traf den Ball aber nicht richtig (50.).

Der in der 66. Minute genervt ausgewechselte Ronaldo war einer von nur drei Spielern, die nach dem 3:0 gegen die Türkei in der Startelf blieben – neben Torhüter Diogo Costa und Mittelfeldspieler Palhinha. Ansonsten tauschte Trainer Roberto Martinez sein komplettes Team aus. Sein Gegenüber Willy Sagnol wechselte nur auf zwei Positionen.

Tschechien - Türkei 1:2

Die EM-Party geht weiter, jetzt warten Ralf Rangnicks Österreicher: Hakan Calhanoglu hat die Türkei erstmals seit 16 Jahren in der K.o.-Runde eines großen Turniers geschossen. Ausgerechnet der Ex-Hamburger traf in seinem alten Wohnzimmer und führte sein Team zu einem 2:1 (0:0) gegen Tschechien – für den dezimierten Vize-Europameister von 1996 ist das Turnier dagegen schon beendet.

Nach einer glanzlosen ersten Hälfte traf Calhanoglu kurz nach der Pause mit einem satten Rechtsschuss (51.) und ließ die vielen türkischen Fans im Volksparkstadion jubeln. Die Tschechen, die nach der frühen Gelb-Roten Karte für Antonin Barak (20.) über 70 Minuten in Unterzahl agierten, glichen zwar durch Tomas Soucek (66.) aus. Am Ende fehlte ihnen neben der Power aber auch das notwendige Spielglück. Cenk Tosun (90.+4) machte in einer wilden Schlussphase für die Türken alles klar, die Arena bebte.

Tschechien hätte einen Sieg benötigt, um ins Achtelfinale einzuziehen. Dort stehen nun die "Ay-Yildizlilar" (die Halbmond-Sterne), die sich mit sechs Punkten Platz zwei in Gruppe F sicherten. Am kommenden Dienstag geht es in Leipzig gegen Österreich. Tschechien, noch vor drei Jahren Viertelfinalist, erlebte dagegen eine herbe Enttäuschung.

"Wir wollen nicht nur unsere Fans glücklich machen, sondern die gesamte Türkei", hatte Calhanoglu vor dem Spiel gesagt und betont: "Jeder will Erfolg sehen."

Die immense Erwartungshaltung wurde auch in Hamburg begleitet von einer unglaublichen EM-Euphorie. Bei traumhaftem Wetter zogen nach Polizeiangaben über 20.000 Anhänger auf gleich drei Fanmärschen durch die Stadt, zündeten Bengalos und feierten schon vor dem Anpfiff eine riesige rot-weiße Party – die sich im Volksparkstadion nahtlos fortsetzte.

Zwar gehörte den Tschechen die Anfangsphase, sie suchten auch ohne ihren EM-Rekordtorjäger Patrik Schick (Wadenverletzung) sofort den Vorwärtsgang. Doch zu nennenswerten Chancen kamen sie nicht, die Türken standen sicher. Und wenn doch etwas durchkam, war Mert Günok zur Stelle.

Der abgefälschte Schuss von Lukas Provod (2.) stellte den türkischen Keeper ebensowenig vor Probleme wie der Fernschuss von David Jurasek (15.). Brenzliger wurde es, als der Hoffenheimer Sekunden vor dem Seitenwechsel plötzlich allein vor dem türkischen Tor auftauchte. Günok parierte mit dem Oberkörper.

Dennoch: Die Türken hatten deutlich mehr vom Spiel – scheuten aber zunächst das Risiko. Während die Tschechen nach dem berechtigten Platzverweis früh in den Seilen hingen, fehlte es bei Calhanoglu und Co. an der letzten Konsequenz. Mehr als einen 25-Meter-Versuch (13.) und einen abgeblockten Seitfallzieher (27.) jeweils von Supertalent Arda Güler bekamen die Türken vorne im ersten Abschnitt nichts zustande.

Doch dann drehte Calhanoglu auf. Der Spielmacher, dessen Karriere vor zehn Jahren beim HSV richtig Fahrt aufgenommen hatte, schoss die Türkei gleich mit seinem ersten Abschluss ins Glück.

Weil die Türken in der Folge aber zu sorglos mit ihren Chancen umgingen, kam Tschechien zurück ins Spiel. Soucek profitierte bei seinem Treffer von einem Fehler Günoks, der eine Flanke aus den Fingern flutschen ließ und so den Ausgleichstreffer erst ermöglichte. In der Folge rannte Tschechien wie wild an, die Türken wankten - und jubelten am Ende doch über den Siegtreffer.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen SID und dpa
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