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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Beim DFB-Pokalfinale Warum verzichtet Leipzig freiwillig auf einen der besten Spieler?
Julian Nagelsmann möchte sich unbedingt mit einem Titel aus Leipzig verabschieden. Doch weshalb lässt er mit Angelino dann einen seiner besten Profis zuhause? Die Geschichte vor dem Pokalfinale.
Die Beziehung zwischen Leipzig-Profi Angelino und seinem Trainer Julian Nagelsmann ist nicht ganz einfach. Gemeinsam erlebten sie Höhen, aber eben auch Tiefen. Inzwischen ist klar, dass der spanische Topspieler, der als einer besten Bundesligaprofis auf der linken Außenbahn gilt, beim DFB-Pokalfinale am Donnerstagabend (ab 20.45 Uhr im Liveticker auf t-online) nicht dabei ist. Nagelsmann strich ihn aus dem Kader.
Weshalb verzichtet der Cheftrainer, der im Sommer zum FC Bayern wechselt, und sich unbedingt mit einem Titel verabschieden möchte, freiwillig auf einen seiner besten Spieler?
Angelino sammelte immerhin in 25 Bundesliga-Spielen 10 Scorerpunkte, schoss vier Tore selbst, legte sechs weitere Treffer auf.
"Er steht auf jeden Fall nicht im Kader!"
Nagelsmann erklärt es unter der Woche so: "Angelino ist nicht mit dabei. Auf die genauen Gründe muss ich nicht eingehen – aber er steht auf jeden Fall nicht im Kader!"
Dabei kam Angelino in den vergangenen vier Bundesliga-Spielen immer zum Einsatz. Bei der 2:3-Pleite gegen den BVB stand er sogar in der Startelf.
Was steckt wirklich dahinter?
Wie die "Bild" berichtet, fiel der Entschluss, Angelino aus dem Finalkader zu streichen, am Dienstag nach dem Training. Nagelsmann soll demnach in der Kabine einen flammenden Appell an seine Profis gerichtet haben. Darin forderte er von seinen Spielern "Zusammenhalt" und "entschlossene Körpersprache".
Angelino soll dem Bericht zufolge anschließend im Training beim "Elf gegen Elf", wo er nicht in der A-Mannschaft stand, genau diese Komponenten komplett vermissen lassen haben. Nach dem Training verließ er angeblich schnell das Klub-Gelände. Und Nagelsmann entschied daraufhin, den Verteidiger nicht mit nach Berlin zu nehmen.
Doch um beim Verhältnis zwischen Nagelsmann und Angelino komplett durchzusteigen, muss man mehr wissen. Die Geschichte der Kaderstreichung begann nämlich nicht erst am Dienstag.
Angelinos Vorgeschichte
Ende Februar 2021: Angelino steht beim Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wegen eines "kleinen muskulären Problems" nicht im Kader. Dies gab der Verein damals bekannt. Angelino allerdings widersprach der Meldung und twitterte auf eigene Faust: "Kein muskuläres Problem, ich bin fit." Nagelsmann reagierte darauf nach der Partie: "Natürlich werden wir das mit ihm besprechen. Ob er das retweeten muss, weiß ich nicht. Das ist nicht das Cleverste. Er hat eine kleine Muskelverletzung."
Nach fünf Spielen Pause kehrte Angelino dann gegen Werder Bremen wieder in den Kader zurück. In einer Instagram-Story machte er mit einer Checkliste Druck auf seinen Trainer: Laufen, Schießen, Kreuzen, Cardio – alle vier Begriffe waren mit einem grünen Haken von ihm selbst versehen worden auf dem Bild. Allerdings war unter dem Beitrag ein rotes Kreuz gesetzt. Was er wohl meinte: zum Einsatz komme ich trotzdem nicht.
Nagelsmann reagierte erneut darauf: "Wir freuen uns alle, dass er wieder zurück ist. Trotzdem gibt es noch Dinge, die er lernen muss, zum Beispiel mit Verletzungen richtig umzugehen oder seine Emotionen zu kanalisieren. Das sind Entwicklungsschritte, die er gehen muss." Und weiter: "Er wird sich nicht in die Startelf schmuggeln, das ist eigentlich ausgeschlossen, weil er noch kein Mannschaftstraining voll mitgemacht hat."
All das floss wohl in die Entscheidung Nagelsmanns gegen Angelino ein.
- Bild.de: Das steckt hinter der Nagelsmann-Wut
- transfermarkt-Profil Angelino
- Twitter-Account Angelino
- Spox.com: Angelino steht nicht im Final-Kader