Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tonprobleme beim ZDF Kommentator Réthy: "Das Gerät war die Mutter aller Probleme"
Das ZDF übertrug am Sonntag kurzfristig das Champions-League-Finale. Beim Sender kam es während der Partie zu Tonproblemen. Der Kommentator des Spiels schildert nun, woran es gelegen hat.
Das ZDF hat bei der Übertragung des Champions-League-Finals in Lissabon immer wieder mit Tonproblemen zu kämpfen gehabt. Teilweise war dieser verzerrt, teilweise fiel er komplett aus. Der Reporter des Spiels, ZDF-Kommentator Béla Réthy, hatte zusätzlich noch mit den Witterungsbedingungen vor Ort seine Schwierigkeiten.
Réthy: "Das war sehr stressig"
"Wir durften wegen Covid-19 keine eigenen Techniker mit ins Stadion nehmen und waren auf uns allein gestellt", schildert Réthy t-online.de die Problematik im Stadion. "Ein Kollege vom portugiesischen Fernsehen war da, der hat uns ein komplett neues Gerät hingestellt – aber im Grunde war das nicht eingerichtet und wir konnten nichts dran ändern. Das Gerät war die Mutter aller Probleme."
Réthy, der seit fast 30 Jahren für das ZDF als Kommentator arbeitet, musste sich laut eigener Aussage während der Übertragung immer wieder mit den technischen Problemen auseinandersetzen. "Es hieß, ich solle die Kopfhörer umstecken. Mikro weg vom Gesicht, Mikro nah ans Gesicht. Ich hatte die ganzen Kommunikationswege auf dem Ohr. Das war sehr stressig."
Dass das ZDF-Team unter diesen erschwerten Bedingungen arbeiten musste, hat vorrangig mit der Pandemie und den damit verbundenen Vorgaben der Uefa zu tun gehabt. "Normalerweise haben wir unsere eigene Technik: den eigenen Übertragungswagen, eigenes technisches Personal. Dazu gehört auch ein Tontechniker, der sich während und vor der Übertragung um alles kümmert."
"Orkanartige Böen im Stadion"
Insgesamt durften nach Vorgaben der Uefa nur drei Mitarbeiter des ZDF ins Stadion. Field-Reporterin Claudia Neumann, ein Redakteur, der während des Spiels versuchte, die technischen Probleme zu lösen, und Réthy selbst. "Alles war sehr kurzfristig zusammengebastelt, es war erst nach dem Bayern-Spiel am Mittwoch klar, dass wir übertragen."
Réthy selbst habe versucht, sich "nicht ablenken zu lassen. Aber das war fast unmöglich. Ich musste mich schon sehr, sehr konzentrieren, um bei der Sache zu bleiben. Dazu kam noch der Wind. Es waren orkanartige Böen im Stadion, die wie Windhosen immer wieder über die Tribüne schossen. Diese waren so stark, dass unsere Wasserflaschen von den Tischen geweht wurden."
Quotenerfolg für das ZDF
Trotz der Probleme hat der Triumph der Bayern dem ZDF einen Quotenerfolg beschert. 12,79 Millionen Menschen sahen am Sonntagabend im Zweiten den Sieg des deutschen Fußballmeisters. Das entsprach nach Angaben des Senders einem Marktanteil von 39,9 Prozent.
Der besondere Finalmodus kam nicht nur bei den Zuschauern an. Auch Réthy fand daran Gefallen. "Ich finde dieses Turniermodell sehr interessant und bin für diesen Modus. Dieser EM/WM-Charakter verleiht dem Wettbewerb nochmal einen zusätzlichen Reiz. Auch die Qualität der Spiele war hervorragend. Fußballerisch war das großartig."
Réthys Kollegin Claudia Neumann zeigte sich ebenfalls begeistert. "Ich selbst war von der Kompaktheit und dem Niveau dieses Finalturniers beeindruckt. Auch das Endspiel gestern war auf einem phasenweise hochklassigen Niveau und super unterhaltsam", so Neumann, die auch das Fehlen der Fans ansprach. "Als ich bei der Siegerehrung unten am Spielfeldrand stand, dachte ich mir: da fehlt jetzt richtig was."
Das ZDF hatte mittels einer Sublizenz die Übertragungsrechte vom Pay-TV-Sender Sky erworben, der ebenfalls übertrug und 1,04 Millionen Zuschauer hatte. Auch der kostenpflichtige Streaminganbieter DAZN zeigte das Finale, veröffentlicht aber keine Zahlen.
- Telefonat mit Béla Réthy
- Telefonat mit Claudia Neumann
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa