Remis gegen Stuttgart 22 Spiele ohne Sieg – Schalkes Horrorserie geht weiter
Langsam wird es tragisch: Schalke kann in der Bundesliga einfach nicht mehr gewinnen. Gegen Stuttgart verpassten die Westdeutschen zum 22. Mal in Folge einen Sieg. Rund um die Arena macht sich Ratlosigkeit breit.
Auch das erste Führungstor seit viereinhalb Monaten hat die Sieglos-Serie des Krisenklubs Schalke 04 nicht beendet. Die Königsblauen kamen nicht über ein 1:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart hinaus und warten seit 22 Spielen auf einen Dreier in der Bundesliga.
Nur die Rekordverlierer von Tasmania Berlin waren vor 55 Jahren noch länger erfolglos (31). Zudem legten die Gelsenkirchener ihren schlechtesten Saisonstart seit 1967 hin.
Schalker Führung durch Thiaw
Der 19-jährige Malick Thiaw, der Jüngste im Team, brachte die Schalker mit einem Kopfball in Führung (30.). Dieses Gefühl hatte Königsblau zuletzt am 14. Juni beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen erlebt. Nicolas Gonzalez glich für den Aufsteiger per Handelfmeter nach Videobeweis aus (56.). Der Ball war Schalkes Abwehrchef Salif Sane an den ausgestreckten Arm gesprungen.
Der neue Trainer Manuel Baum hat damit auch nach vier Spielen noch nicht den Absturz stoppen können. Zwei Punkte und 2:9 Tore stehen in seiner mageren Zwischenbilanz. Immerhin durfte sich der Ex-Augsburger das 1:0 ans Revers heften: Anders als sein gefeuerter Vorgänger David Wagner setzt der U20-Nationaltrainer in der Krise auf die Jugend und machte Abwehrtalent Thiaw zum Stammspieler.
Baum konnte wieder auf Stürmer Mark Uth zurückgreifen, der wegen muskulärer Probleme zwei Wochen gefehlt und dessen "extreme Torgefahr" der Coach vermisst hatte. "Er geht voran und übernimmt Verantwortung", sagte Baum vor dem Anpfiff bei DAZN: "Ganz entscheidend wird, dass wir Aktivität in unser Spiel nach vorne kriegen."
Rönnow ein starker Rückhalt
Wie das geht, machte der VfB vor: Eine traumhaft sichere Kombination schloss Mateo Klimowicz beinahe mit der Stuttgarter Führung ab – sein Schuss verfehlte nur um Zentimeter das Tor (4.). Während die Schwaben nach Balleroberung schnell und schnörkellos nach vorne spielten, tat Schalke sich schwer, Tempo aufzunehmen. Den Ball in den eigenen Reihen zu halten und die Verunsicherung zu vertreiben, war die erste Aufgabe.
Der Stuttgarter Strafraum blieb so lange unentdecktes Territorium, auch wenn Uth sich als Spielgestalter im Mittelfeld versuchte. Folgerichtig war Schalkes Frederik Rönnow der erste Torwart, der eingreifen musste: Einen Distanzschuss von Pascal Stenzel faustete der Däne über die Latte (25.).
Umso überraschender war die Führung der Königsblauen. Nach einem Freistoß von Amine Harit köpfte Thiaw am zweiten Pfosten ein. Der Teenager stand in seinem sechsten Bundesliga-Einsatz zum zweiten Mal in der Startelf.
Lage wird immer prekärer
Der verdiente Ausgleich kam glücklich zustande: Sane konnte seine Hand nicht mehr wegziehen, Schiedsrichter Benjamin Brand entschied nach Studium der Videobilder auf Elfmeter. Rönnow war gegen Gonzalez chancenlos, hielt gegen immer stärker werdende Stuttgarter in der letzten halben Stunde aber zumindest den einen Punkt für Schalke fest.
Die Sieglos-Serie beim Krisenklub geht weiter, nach dem 22. Spiel in Folge ohne Bundesliga-Dreier. Doch der neue Trainer Manuel Baum bemüht sich um Optimismus. "Ich beschäftige mich wirklich nicht mit dieser Zahl", sagte der Ex-Augsburger: "Das ist rückwärtsgewandtes Denken. Wir dürfen uns nicht runterziehen lassen und auf dieser Zahl rumreiten."
Seit Freitagabend ist Schalke die alleinige Nummer zwei in der Liste der am längsten erfolglosen Teams in der Bundesliga-Geschichte – hinter Tasmania Berlin, das vor 55 Jahren 31 Spiele am Stück nicht gewann. Baum, der vier dieser 22 Spiele zu verantworten hat, strich positive Aspekte nach dem zweiten Remis der Saison heraus. "Läuferisch und kämpferisch war das okay, die Spieleröffnung war ganz ordentlich", befand er: "Wir haben etwas mehr bessere Aktionen mit Ball gesehen."
- Nachrichtenagentur dpa