Union Berlin steigt auf Pleiten, Skandale und Triumphe: Die Berliner Erstligisten
Mit Union Berlin stellt die Hauptstadt bereits den fünften Bundesligisten ihrer Geschichte. Aber welche Berliner Klubs spielten in der höchsten Spielklasse? Und was wurde aus ihnen?
Union Berlin ist nach dem 0:0 im Relegationsrückspiel gegen den VfB Stuttgart erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufgestiegen. Die Köpenicker sind damit der fünfte Erstligist aus der Hauptstadt, keine andere deutsche Stadt stellte mehr Erstligisten.
t-online.de blickt auf die Berliner Fußballgeschichte zurück und zeichnet den Weg aller Bundesligisten aus der Hauptstadt nach.
Hertha BSC
Der berühmteste Bundesligist aus Berlin ist die Hertha. Aus der Stadtliga Berlin wurde der Verein aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf 1963 als Gründungsmitglied der damals neu geschaffenen Bundesliga aufgenommen. Nur zwei Jahre später wurde die Hertha in die Regionalliga zurückgestuft.
"Weil Hertha BSC Verstöße gegen das Vertragsliga-Statut des DFB beging, außerdem die Kontrollbehörden irre führte (...) verliert Hertha BSC zwar nicht die Lizenz, wird aber in die Regionalliga zurück versetzt," heißt es in der offiziellen Vereinschronik. 1968 kehrte Hertha in die höchste Spielklasse zurück. Es folgte eine Berg- und Talfahrt zwischen Bundesliga und Drittklassigkeit, seit 2013 hat sich Hertha aber in der Bundesliga etabliert und ist das Berliner Team, das mit großem Abstand die meisten Erstligaspiele absolviert hat.
SC Tasmania Berlin
Die Herabstufung des Stadtrivalen Hertha BSC hatte für einen anderen Berliner Fußballklub positive Folgen. Der DFB-Verbandstag beschloss im Juli 1965, den SC Tasmania in die Bundesliga aufzunehmen. Dort erlebte der Verein aus dem Bezirk Neukölln aber ein Debakel. Mit nur zwei Siegen und vier Unentschieden aus 34 Spielen ist Tasmania der bis heute schlechteste Bundesligist aller Zeiten. Gerät ein Erstligaklub heutzutage früh in Abstiegsnöte, wird nicht selten der Vergleich mit Tas herangezogen.
Tasmania selbst tat der einjährige Ausflug in die Bundesliga nicht gut. Nach dem Abstieg spielte der Klub bis 1973 in der Regionalliga Berlin, übernahm sich dabei aber finanziell und ging im Juli 1973 bankrott. Jugendspieler gründeten daraufhin den inoffiziellen Nachfolgeverein SV Tasmania Neukölln, nach zahlreichen Namensänderungen einigte sich der Klub 2011 auf den heutigen Namen SV Tasmania Berlin. Der Verein spielt aktuell in der sechstklassigen Berlin-Liga.
Tennis Borussia Berlin
1974 betrat ein weiterer Berliner Klub die Bundesliga-Bühne. Tennis Borussia Berlin stieg damals ins Oberhaus auf. Der heute im Berliner Westend beheimatete Klub konnte sich allerdings nur eine Spielzeit in der Bundesliga halten. Nach dem Abstieg folgte der sofortige Wiederaufstieg, doch auch die zweite Bundesliga-Saison endete 1977 mit dem direkten Wiederabstieg.
1981 musste TeBe den Gang in die Drittklassigkeit antreten, kurzen Hochs in der Saison 1993/94 und 1998 bis 2000, als der Verein wieder in der 2. Bundesliga spielte, folgte ein tiefer Absturz. Lizenzentzug und schwere finanzielle Probleme sorgten dafür, dass der Klub bis in die sechste Liga durchgereicht wurde. Seit 2015 spielt TeBe in der fünftklassigen Oberliga Nordost, verpasste den Aufstieg in die Regionalliga 2019 aber knapp.
Blau-Weiß 90 Berlin
Der wohl unbekannteste Erstligist aus der Hauptstadt ist Blau-Weiß 90 und spielte in der Saison 1986/87 im deutschen Oberhaus. Der Klub aus Mariendorf wurde 1927 gegründet und feierte 1986 eine echte Sensation: Während Hertha und Tennis Borussia in die Oberliga abstiegen, gelang dem SV Blau-Weiß sensationell der Aufstieg in die Bundesliga.
Nach nur einem Jahr endete das Gastspiel in der höchsten deutschen Spielklasse, doch für die Mariendorfer kam es noch schlimmer. Aufgrund finanzieller Probleme entzog der Deutsche Fußball-Bund dem Verein 1992 die Lizenz, Blau-Weiß wurde aufgelöst. Der inoffizielle Nachfolger SV Blau Weiss Berlin wurde noch im selben Jahr gegründet und musste in der Kreisliga C den Neuanfang machen. 2015 erhielt der Verein wieder seinen ursprünglichen Namen, aktuell spielt Blau-Weiß 90 Berlin in der Oberliga Nordost.
1. FC Union Berlin
Der fünfte Bundesligist aus der Hauptstadt ist der 1. FC Union Berlin. Der Verein aus Berlin-Köpenick setzte sich in der Relegation 2018/19 gegen den VfB Stuttgart durch und spielt damit erstmals in seiner Geschichte in der Bundesliga.
Zahlreiche Namens- und Standortwechsel hatte der Verein bereits hinter sich, ehe im Januar 1966 der 1. FC Union Berlin offiziell gegründet wurde. Im selben Jahr gelang Union der Aufstieg in die Oberliga, der höchsten Spielklasse in der DDR. Es folgten zahlreiche Auf- und Abstiege, nach der Vereinigung der west- und ostdeutschen Ligen erhielt Union die Chance, sich in der Relegation für die 2. Bundesliga zu qualifizieren.
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Dem Verein gelang das allerdings nicht und er musste in der damals drittklassigen Oberliga antreten. Die Folgejahre waren von finanziellen und sportlichen Problemen geprägt. 2001 gelang erstmals der Aufstieg in die 2. Bundesliga, 2004 folgte jedoch der Abstieg. Nur ein Jahr später stieg der Traditionsklub dann in die Oberliga ab und war sportlich am Boden.
Doch Union raffte sich auf, schaffte die Rückkehr in die Drittklassigkeit, ehe 2009 erneut der Wiederaufstieg in die 2. Liga gelang. Zehn Jahre war Union dort aktiv. Bis zur historischen Relegation 2019 gegen den VfB Stuttgart.
- Vereinschronik Hertha BSC
- Vereinschronik Tennis Borussia Berlin