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Berti Vogts macht den Europapokal Check: Gute Chancen für Frankfurt


Meinung
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Europapokal-Check
"Ein deutsches Team kann die Europa League gewinnen"

MeinungEine Kolumne von Berti Vogts

Aktualisiert am 11.12.2018Lesedauer: 4 Min.
Ex-Bundestrainer Berti Vogts sieht noch viel Verbesserungsbedarf bei den Bundesliga-Klubs.Vergrößern des Bildes
Ex-Bundestrainer Berti Vogts sieht noch viel Verbesserungsbedarf bei den Bundesliga-Klubs. (Quelle: Action Pictures/imago-images-bilder)

Ex-Bundestrainer Berti Vogts warnt die Bundesliga-Klubs trotz guter Ergebnisse vor dem Abheben. Dem FC Bayern traut er in der Königsklasse einiges zu. Doch er hat noch einen deutschen Geheimtipp für den Europapokal.

Der FC Bayern, Borussia Dortmund und Schalke in der Champions League, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen in der Europa League – fünf der sieben international gestarteten Mannschaften aus der Bundesliga sind schon vorzeitig für die K.o.-Phase qualifiziert. Diese Bilanz ist hervorragend.

Trotzdem sollten die Verantwortlichen der Bundesliga-Klubs nicht abheben. Die Liga ist im internationalen Vergleich noch lange nicht auf dem Niveau von vor fünf oder sechs Jahren und muss weiter hart an sich arbeiten, um die Lücke zu den anderen Top-Ligen zu schließen. England und Spanien sind immer noch weit voraus, Italien hat enorm aufgeholt und ist auf Augenhöhe mit der Bundesliga.

Der Fokus des FC Bayern liegt auf der Königsklasse

Der Grund für die aktuellen Erfolge ist meiner Meinung nach, dass Trainer und Manager den Europapokal endlich wieder ernstnehmen. Sie haben erkannt, dass es schwachsinnig ist ein Jahr lang für die Qualifikation zu schuften und dann den Erfolg im internationalen Geschäft durch zu große Rotation zu gefährden. Immer sechs oder sieben Spieler auszutauschen aus Angst vor der Doppelbelastung – das geht einfach nicht. Wenn die Spieler eine vernünftige Vorbereitung hatten, sind zwei Spiele pro Woche möglich.

Die größten Titel-Chancen sehe ich für den FC Bayern. Beim 5:1 gegen Benfica Lissabon hatte ich das Gefühl, der Fokus der Spieler liegt sehr stark auf der Champions League. Die Mannschaft war im Vergleich zu den Bundesliga-Leistungen teilweise nicht wiederzuerkennen. Wenn du so oft Deutscher Meister warst, hast du irgendwann eben andere Ziele. Sie werden sich in der K.o.-Phase noch steigern und sind eine Mannschaft für große Spiele.

Der BVB ist eine Ergebnismaschine

Ob sie jetzt gegen Ajax Amsterdam noch den Gruppensieg holen oder nicht, ist nicht so relevant. Auch als Gruppensieger kann dir zum Beispiel Paris St. Germain oder der FC Liverpool im Achtelfinale drohen. Die Bayern wissen, dass sie auf dem Weg zum Titel jeden schlagen müssen – und dazu sind sie auch in der Lage. Verstärkungen auf dem Winter-Transfermarkt braucht es dafür nicht unbedingt. Aber ein oder zwei frische Kräfte, deren Hunger auf den Meistertitel noch nicht gestillt ist, würden die Chancen auf einen nationalen Titel erhöhen.

Der BVB erinnert mich derzeit an den FC Bayern der vergangenen Jahre – sie sind eine Ergebnismaschine und können international weiter überraschen. Selbst wenn die Leistungen zuletzt nicht mehr so spektakulär gewesen sind, siegt die Mannschaft von Lucien Favre unglaublich zuverlässig. Sie sind plötzlich Gejagter und halten dem Druck trotzdem stand, das hat das Revierderby gegen Schalke (2:1) wieder gezeigt. Eine klasse Leistung.

Tedesco und Heidel sind auf dem Weg durch Neuland

Auf Schalke sehe ich hingegen ein großes Problem zukommen. Dass sie trotz aller Probleme in der Champions League weiter sind, ist klasse. Aber nach der Auslosung der Achtelfinals am kommenden Montag (17. Dezember) haben sie bis in den März hinein diese großen Spiele im Kopf und sind nicht mit 100 Prozent bei der Bundesliga. Dann fliegst du wahrscheinlich raus – und findest dich plötzlich mitten im Abstiegskampf wieder.

Hinzu kommt, dass weder ihr Trainer Domenico Tedesco noch ihr Manager Christian Heidel besonders große Erfahrungen auf internationaler Ebene haben. Sie befinden sich gerade auf dem Weg durch völliges Neuland – und die kommenden Monate werden ganz entscheidend für die weitere Entwicklung des Klubs. Etabliert sich Schalke wieder als Top-Klub oder geht es zurück ins Mittelmaß? Wenn man finanziell die Möglichkeit hat, sollten sie in der Winterpause unbedingt nachlegen und den Kader verstärken.

Frankfurt kann den Titel holen

Mit Hoffenheim habe ich Mitleid. Sie haben teilweise tollen Fußball gespielt, aber sind in einer sehr starken Gruppe ein wenig zu naiv gewesen – und hatten auch das Quäntchen Glück nicht. Das tut mir für ihren jungen Trainer Julian Nagelsmann auch sehr leid. Ich hoffe, sie schaffen es mit einem Sieg bei Manchester City noch irgendwie in die Europa League.

Dort könnte Hoffenheim dann nach der Winterpause eine gute Rolle spielen, genau wie Bayer Leverkusen. Als Mit-Favorit um den Titel in der Europa League sehe ich aus deutscher Sicht aber vor allem Eintracht Frankfurt. Sie werden häufig als junge Wilde dargestellt, treten aber sehr reif und zielstrebig auf. Und sie haben internationale Erfahrung im Kader mit Spielern wie Kevin Trapp, Makoto Hasebe oder aber auch Ante Rebic, der ja immerhin schon ein WM-Finale gespielt hat. Die jüngsten Ausrutscher in der Bundesliga werden sie verkraften.


Zu dem erweiterten Kreis der Favoriten zähle ich auch Salzburg. Dass Leipzig nun in ihrer Gruppe das Ausscheiden droht, ist natürlich schade für den Klub und den deutschen Fußball. Aber die Leistungen ihres vermeintlich kleinen Bruderklubs haben mich sportlich fasziniert. Sie haben trotz der geringeren individuellen Klasse gezeigt, was als Mannschaft mit Zusammenhalt und einer spannenden Taktik alles möglich ist.

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