Pokal-Eklat Frankfurt-Boss stichelt gegen Bayerns Wagner

Mit seinem Medaillenwurf sorgte Bayern-Stürmer Sandro Wagner nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale für Aufsehen. Jetzt tritt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann nach.
Nach der 1:3-Niederlage im Finale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt ließ Bayern Münchens Stürmer Sandro Wagner seinem Frust freien Lauf, warf seine Silbermedaille vor dem Gang in den Spielerkabine ins Publikum. Das Verhalten des ehemaligen Nationalstürmers stößt Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann auch noch drei Wochen nach dem Spiel übel auf.
"In der Niederlage offenbaren sich Größe und Charakter"
"Was geht in einem Spieler vor sich, der noch nie Pokalsieger geworden ist, der seinen ersten Meistertitel auf der Tribüne und in diesem Jahr den zweiten als Ersatzspieler geholt hat und nun einen zweiten Platz im Pokalfinale offensichtlich nicht zu würdigen weiß? In der Niederlage offenbaren sich Größe und Charakter", sagte Hellmann im Interview mit der "FAZ".
"Dass die Spieler im Eifer des Gefechts und ihrer Enttäuschung in die Kabine gegangen sind", wolle er nicht zu hoch hängen. "Man muss hier unterscheiden: Die Verantwortlichen des FC Bayern, der komplette Vorstand und Präsident Uli Hoeneß, aber auch Horst Seehofer haben uns sofort zum Sieg gratuliert und ihn auch als verdient bezeichnet."
Hellmann für Gleichverteilung der Erlöse
Zugleich bringt Hellmann eine Gleichverteilung der Gelder in der Fußball-Bundesliga ins Gespräch. "Früher habe ich Heribert Bruchhagen (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Eintracht, d. Red.) belächelt, der gesagt hat, dass alle das gleiche Geld bekommen sollen", sagte Hellmann: "Ich fange an, für diese Position eine gewisse Sympathie zu entwickeln."
Man müsse laut Hellmann die Verteilung der Erlösströme verändern, "um den Wettbewerb in der Liga und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga und seiner Klubs auf dem internationalen Parkett zu stärken". Auch Branchenprimus Bayern München, zuletzt sechsmal in Folge deutscher Meister, habe laut Hellmann"Interesse daran, dass das Produkt Bundesliga langfristig funktioniert".
Um eine wettbewerbsfähige Liga zu gewährleisten, müsse man auch über die Umgestaltung der 50+1-Regel diskutieren. "Wir müssen uns davon verabschieden, dass die reine Stimmrechtsmehrheit der eingetragenen Vereine die Bundesliga fairer machen würden", sagte Hellmann. Immerhin hätten Vereine auch in der aktuellen Regelung eine Lücke gefunden: "Systeme wie Wolfsburg, Leipzig oder Hoffenheim sind trotz 50+1 entstanden, weil es keine festen Regeln gab, wie Kapital in den Fußballkreislauf eingeführt werden durfte."
Hellmann gegen Relegation: "Der Drittletzte muss absteigen"
Zudem sprach sich Hellmann für eine Abschaffung der Relegation aus: "Der Drittletzte muss absteigen." Obwohl Frankfurt 2016 gegen den damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg von der Relegation profitierte, ist sie Hellmann ein Dorn im Auge: "Für diejenigen, die vom Abstieg betroffen sind, gibt es das Fallschirm-System mit finanziellen Zuwendungen."
Für die Attraktivität der Bundesliga sei laut Hellmann der E-Sport "einer der Wachstumstreiber der Bundesliga." Frankfurt prüfe derzeit die Gründung einer E-Sport-Abteilung im Verein. "Wir werden erleben, dass E-Sport-Stars, die für einen Verein spielen, irgendwann einen höheren Marktwert haben werden als Profis der Bundesligamannschaft", sagte Hellmann.
- Nachrichtenagentur sid
- Interview in der "FAZ" (Bezahlinhalt)