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Ahoi, Bundesliga: KSV Holstein ist gekommen, um zu bleiben


Bundesliga-Neuling
Ahoi, Bundesliga: KSV Holstein ist gekommen, um zu bleiben

Von dpa
Aktualisiert am 22.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Marcel Rapp (M)Vergrößern des Bildes
Der Aufstiegsmacher: Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp. (Quelle: Gregor Fischer/dpa/dpa-bilder)

Erstmals ist Holstein Kiel in der Bundesliga dabei. Aufregung? Fehlanzeige. Der Verein bleibt sich treu. Mit wenig viel erreichen - und die Klasse halten. Entscheidender Mann ist der Trainer.

Das Abenteuer Fußball-Bundesliga mit Holstein Kiel beginnt für Marcel Rapp in einer ihm bekannten Umgebung. "Zur Bundesliga-Premiere ausgerechnet in Hoffenheim anzutreten, ist für mich natürlich schon etwas Besonderes", sagte der Cheftrainer der Norddeutschen vor der Auftaktpartie des Aufsteigers am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG Hoffenheim. Und wenn es nach ihm geht, soll es nicht der letzte Bundesliga-Besuch des Neulings in Sinsheim sein. Kiel soll ein fester Bundesliga-Standort werden - auch wenn Holstein als sicherer Abstiegskandidat gehandelt wird. "Beim Aufstieg hat aber auch keiner mit uns gerechnet", meinte Rapp. "Wir wollen unsere Fußstapfen in der Bundesliga hinterlassen."

Dass der 24. August 2024 ein historischer Tag für den Club und das Bundesland ist, weiß der 45-Jährige. "Wir wussten, dass der Tag der Tage kommt. Es ist ein ganz besonderes Spiel. Für den Verein und für das ganze Bundesland Schleswig-Holstein", sagte Rapp bei der Spieltags-Pressekonferenz. Sie seien Teil der Geschichte. "Am Schluss geht es aber um die Dinge, die wir machen müssen, damit es erfolgreich wird." Niemals zuvor hat es einen Fußball-Erstligisten aus dem nördlichsten deutschen Bundesland gegeben.

Seit fast drei Jahren ist der gebürtige Pforzheimer Rapp nun an der Förde. Seine badische Herkunft kann er nicht verleugnen, sobald er spricht. Bevor er in den Norden kam, war er von Januar 2013 an bei den Kraichgauern und dort vorwiegend im Nachwuchsbereich tätig. Am Ende der Bundesliga-Saison 2019/2020 zählte Rapp zum Trainerteam, das für die letzten vier Spieltage die Profis in der Nachfolge von Alfred Schreuder betreute.

Rapps Fähigkeiten passen zum Holstein-Konzept

Der damalige Holstein-Sportchef Uwe Stöver hatte ihn nach Kiel geholt. Rapps Ruf, mit jungen Spielern arbeiten und sie entwickeln zu können, hatte sich bis an die Küste herumgesprochen. Seine Herangehensweise passt genau zum Credo der Kieler: Aus wenig viel machen.

Die Kieler werden in der Bundesliga die Underdogs sein - nicht nur im Spiel in Hoffenheim, sondern auch im Vergleich zu den weiteren 16 Bundesliga-Gegnern. "Wir wollen drei Punkte holen. So gehen wir in jedes Spiel", sagte Rapp trotzig. "Die Frage ist, wie realistisch ist das." Schaue man auf Statistiken wie die Etats der Clubs oder die Marktwerte der Spieler, "dann wird man immer zum selben Schluss kommen, dass Holstein Kiel keine Chance hat".

Noch nicht alles erstligareif

Der Verein wurde schon häufiger unterschätzt. Holsteins Weg von der 3. Liga über die 2. Bundesliga bis in die Beletage binnen elf Jahren ist das Ergebnis eines organischen Prozesses - und dennoch ist die Entwicklung verglichen mit der anderer Vereine schnell gegangen. Dabei ist Holstein nie ins finanzielle Risiko gegangen, auch wenn sie in Hermann Langness und Gerd Lütje zwei monetär potente Einzelhandels-Unternehmer als Unterstützer haben.

Auch jetzt plant der Club ohne Risiko, obwohl noch viel Arbeit zu erledigen ist. Das Holstein-Trainingszentrum ist auf Bundesliga-Level, anderes nicht. Das gilt gerade für das knapp mehr als 15.000 Zuschauer fassende Holstein-Stadion. Im Herbst 2025 soll der Bau eines neuen Stadions beginnen.

Dann will der Verein noch immer Bundesligist sein, trotz des Personaletats von gerade einmal 25 Millionen Euro. Wichtige Säulen der Aufstiegs-Mannschaft wie Außenverteidiger Tom Rothe (Union Berlin) und Kapitän Philipp Sander (Borussia Mönchengladbach) konnten nicht gehalten werden. Im neuen Kapitän Lewis Holtby (33) haben die Kieler nur einen Spieler mit reichlich Bundesliga-Erfahrung.

Der neue Sportchef und Stöver-Nachfolger Carsten Wehlmann stand vor einem Jahr mit dem damaligen Aufsteiger SV Darmstadt vor einer ähnlichen Aufgabe wie jetzt in Kiel. Der 52-Jährige musste Spieler finden, die wenig kosten, aber viel Potenzial haben.

Prominentester Zugang ist Tymoteusz Puchacz (25) von Union Berlin. Der polnische Nationalspieler soll Rothe ersetzen. Einiges versprechen sich die Kieler auch von den Mittelfeldspielern Magnus Knudsen (23) und Armin Gigovic (22).

In der Vorbereitung lief aber nicht alles rund. Von sechs Testspielen verloren die Kieler vier und gewannen nur eins. Die Niederlagen gegen die Liga-Konkurrenten Mönchengladbach (0:1) und Mainz 05 (0:2) deuteten an, was auf den Neuling zukommt. Immerhin gelang im DFB-Pokal in der ersten Runde ein 3:2 beim Drittligisten Alemannia Aachen.

Besonders in der Offensive hapert es. Wehlmann sieht die gesamte Mannschaft gefordert, unruhig ist er aber nicht, wie er den "Kieler Nachrichten" sagte: "Wir können nicht einfach einen Spieler holen, der uns 15 Tore garantiert. Die Entwicklung der Jungs stimmt, deshalb bin ich auch nicht nervös."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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